Nachdem vor einigen Wochen ein großes Bild von Inselmaler Friedrich Fäsing als Blickfang in der Abfertigungshalle des Hafenbetriebsgebäudes aufgehängt wurde (JNN berichtete), ist dort jetzt durch die AG Reederei Norden-Frisia ein weiteres sehenswertes Exponat aufgestellt worden, nämlich ein Modell der „Frisia X“. Dabei handelt es sich nicht um das jetzige Ausflugsschiff der Reederei, sondern um die alte „Frisia X“, bis 1968 das Rückgrat in der Juist-Fahrt.
Das Modell war ein Geschenk der Norderneyer Modellbaufreunde an die Frisia, vor einigen Jahren stand es kurzzeitig schon mal in einem Schaukasten im Eingangsbereich. Als dieser anderweitig gebraucht wurde, hatte der damalige Juister Geschäftsstellenleiter das detailgetreue und mit viel Liebe erbaute Modell in das Archiv verbannt. Dort fristete die kleine Zehn abseits vom Publikumsverkehr ihr Dasein, jetzt wurde sie hervorgeholt und unter Glas kann sie wieder besichtigt werden.
Die „Frisia X“ wurde 1935 von der bekannten Meyer-Werft in Papenburg (ja, die bauten damals ausschließlich so kleine Schiffe) gebaut, sie galt seinerzeit als das modernste Seebäderschiff an der deutschen Küste. Das 41 Meter lange Schiff war für 350 Fahrgäste zugelassen.
Im zweiten Weltkrieg wurde sie für die Torpedo-Versuchsanstalt in Kiel erfasst, wo sie von einem unscharfen Torpedo erfasst und schwer beschädigt wurde. Nach Kriegsende wurde das Schiff erst von den Amerikanern der Westerfähre GmbH in Bremerhaven für den Westerfährdienst zur Verfügung gestellt. Nach zähen Verhandlungen konnte sie aber ab 1947 wieder für die Frisia fahren, überwiegend im Juist-Verkehr. Während der „Wirtschaftwunderzeit“ der 50er Jahre bildete sie zusammen mit ihrer etwas kleineren Fast-Schwester „Frisia XV“ und der alten „Frisia VI“ (Baujahr 1927) die tragenden Säulen im Juist-Verkehr. Anfang der 60er Jahr kam dann verstärkt die größere „Frisia II“ (Baujahr 1957), die ursprünglich für Norderney gebaut wurde, dazu.
Als 1968 die heutige „Frisia VI“, die damals noch gänzlich anders aussah, in Dienst gestellt wurde, ging die „Frisia X“ in die Niederlande und fuhr viele Jahrzehnte als „Prins Claus“ auf dem Ijsselmeer. Hier erhielt sie später neue Maschinen und Aufbauten, das markante hölzerne Ruderhaus verschwand. Noch heute ist die alte Zehn im Einsatz, seit 2008 fährt sie als Event- und Partyschiff unter dem Namen „Boot 3“ in Rotterdam. Ihr Nachfolgeschiff, die heutige „Frisia X“, wurde 1972 in Dienst gestellt.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN