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News: „Töwerland-Express“ soll für mehr Inselanbindung nach Juist sorgen

Beigetragen von S.Erdmann am 28. Dez 2018 - 11:40 Uhr

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Wenn alles nach Plan läuft, wird Juist ab dem Frühjahr 2019 eine zweite kleine Fährlinie bekommen. Die Firma Mediterran GmbH vom Unternehmer Jörg Schmidt lässt derzeit seinen „Töwerland-Express“ bauen, der zukünftig zwei bis dreimal pro Tide Juist anlaufen soll und dabei bis maximal zwölf Fahrgäste mitnehmen kann. Bereits auf der Bootsausstellung in Düsseldorf, die vom 19. bis 27. Januar 2019 stattfindet, soll das neue Schiff einer großen Öffentlichkeit präsentiert werden.

Rund 250.000 Euro beträgt die Investitionssumme für das Projekt, doch Schmidt, der zwei Restaurants auf der Insel betreibt, zeigte sich bei einem Pressegespräch mit JNN zuversichtlich: „Ich sehe mich nicht als Konkurrenz zur Reederei Norden-Frisia, sondern als zusätzliches Angebot, weil ich teilweise zu anderen Zeiten fahren will.“ Als ein Beispiel nennt er die Freitagabende, wo zwar alle zwei Wochen Hochwasser ist, aber nur eine Fähre von Norddeich fährt. Insulanern und Arbeitnehmern, die am Wochenende zum Festland wollen, fehlt dann eine Verbindung ab Juist. Zudem wird es für Personen von der Insel wieder möglich sein, einen längeren Aufenthalt innerhalb einer Flut auf dem Festland zu haben und kleinere Dinge (Facharztbesuche, Notartermine, Behördengänge) zu erledigten, ohne auf eine Tagesfahrt zu müssen.

Obwohl er noch kaum Werbung gemacht hat, rufen auch schon Gäste bei ihm an und wollen buchen. Schmidt: „Es gibt im Sommer zahlreiche Wochenendtage, wo morgens Hochwasser ist, das Schiff aber erst abends fährt. Viele Gäste wollen aber lieber ganz früh morgens in NRW losfahren und mit der Frühtide nach Juist, um noch etwas von dem Urlaubstag zu haben.“ Zudem macht Schmidt kein Hehl daraus, dass sich Gastronomen und der Einzelhandel der Insel schon seit Jahren darüber ärgern, dass an den Wechselwochenenden die Gäste morgens fahren müssen, die neue Gäste erst abends zur Insel können, und auch keine Tagesgäste die Insel erreichen: „Die Insel ist an ist solchen Wochenenden tagsüber nahezu leer.“

Auch für auf der Insel arbeitendes Saisonpersonal, die meistens nur einen Tag in der Woche frei haben, werden sich neue Möglichkeiten ergeben, diese Zeit zu Hause auf dem Festland verbringen zu können. Die Info von Bürgermeister Dr. Tjark Goerges nach der Fahrplankonferenz, dass es in 2019 rund fünf bis sechs Prozent weniger Kaffeefahrten ab Norddeich und Tagesfahrten ab Juist und Norddeich mit den großen Fähren geben wird, bestärkte Schmidt noch mehr, für eine verbesserte Anbindung von Juist zu sorgen: „Bessere Erreichbarkeit bedeutet mehr Gäste, und selbst wenn Juist durch den Töwerland-Express nur zweihundert neue Besucher im Jahr bekommt, bin ich schon zufrieden.“

Ein solches Projekt erfordert viel Vorarbeit und Organisation, die der gebürtige Soltauer, der seit 2000 auf Juist lebt und arbeitet, mit großer Energie betreibt. Kürzlich war er bei der Schiffssicherheit BG Verkehr (früher Seeberufsgenossenschaft) mit seinen Plänen vorstellig geworden und hat Baudetails abgeklärt. Schmidt: „Das wird kein Sportboot, sondern ein gewerbliches Kleinfahrzeug. Da müssen zusätzliche Schotten zur Sicherheit eingebaut werden, erhöhte Lüftungsschächte für die Maschine, Rettungsinsel und andere Dinge mehr.“ All dieses wurde vor der Kiellegung abgeklärt und wird nun beim Bau entsprechend berücksichtigt.

Das Schiff wird durch die Firma AluForce hergestellt, wobei der Rumpf in St. Petersburg handgefertigt wird, der Endausbau erfolgt dann in Schleswig-Holstein. Alle AluForce-Boote werden ausschließlich aus Aluminium AlMg4,5, einer extrem stabilen, rostfreien und seewasserbeständigen Aluminium-/Magnesiumlegierung gebaut. Wegen des besonderen Materials sind die Boote deswegen im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffbooten um ein Drittel leichter. So wird das Leergewicht nur bei 2,2 Tonnen liegen, das Gesamtgewicht mit Zuladung wird maximal 4,5 Tonnen betragen. Durch eine durchdachte Konstruktion ist dieser Schiffstyp extrem belastbar und unsinkbar.

Das neue Schiff wird 10,9 Meter lang und drei Meter breit werden. Der Tiefgang soll bei nur 0,6 Metern liegen, möglich wird dieses durch einen sogenannten Wasserstrahlantrieb, der von einem 380 PS starkem Yanmar-Dieselmotor betrieben wird. Das Schiff kann damit eine hohe Geschwindigkeit erreichen, aber wegen der gesetzlichen Bestimmungen innerhalb des Nationalparks wird die Strecke mit 16 Knoten im Fahrwasser bzw. 12 Knoten bei Abkürzungen außerhalb des Fahrwassers gefahren, womit sich eine Fahrzeit von rund 45 Minuten ergibt. Zwölf Fahrgäste werden Platz finden, dazu kommen zwei Mann Besatzung.

Das Schiff wird mit modernster Navigation ausgerüstet, so dass auch bei schlechten Sichtverhältnissen (Nebel) und Dunkelheit gefahren werden kann. Es wird Heinzug und eineToilette an Bord geben, ebenso wie Kaltgetränke und Kaffee. Gepäck und Hunde können ebenfalls problemlos mit, allerdings kann die Sache nicht barrierefrei laufen. Jörg Schmidt: „Geht leider nicht, alleine weil aus Sicherheitsgründen eine Erhöhung unten an der Tür zum Fahrgastraum eingebaut werden muss.“

Seinen Liegeplatz bekommt das Schiff in Norddeich, wo Schmidt mit dem Yachtzentrum „Störtebeker“ einen bewährten und verlässlichen Partner gefunden hat. Dort können Fahrgäste zum Be- und Entladen fast an das Schiff heranfahren. Auch lässt sich das Personalproblem nur auf dem Festland lösen, so der Neureeder weiter: „Für einen 365-Tage-Betrieb benötige ich zwei Kapitäne und einen Matrosen, die dann entsprechend im Wechsel fahren werden. Und ich habe festgestellt, es gibt mehr arbeitslose Kapitäne als Köche.“ Auch schon pensionierte Kapitäne oder ehemalige Fischer, denen die schwere Arbeit im zunehmenden Alter auf ihren Kutter zu schaffen machte, machen gerne von Möglichkeiten Gebrauch, noch mal ein paar Stunden fahren zu können. Allerdings räumt Schmidt noch Klärungsbedarf hinsichtlich der zwei Besatzungsmitglieder ein, denn das Wassertaxi der AG Ems für 12 Personen und Hamburger Hafenfähren werden nur mit einem Besatzungsmitglied gefahren.

Ein weiteres Problem stellt das Anlanden auf Juist dar. Der infrage kommende Platz mit einer Vertiefung in der Spundwand im Osthafen ist laut Planfeststellungsbeschluss für den Hafen für ein Ausflugsschiff gedacht, wo auch in Zukunft das MS „Wappen von Juist“, das nun die Reederei Norden-Frisia betreiben wird, liegen soll. Die Schwimmsteganlage vom Segelklub Juist kommt ebenfalls nicht infrage, da der SKJ im Herbst nochmals klar gestellt hat, dass dessen Sportboothafen nicht für gewerbliche Schiffe vorgesehen ist. Da ein Schwimmponton im Fährhafen ein sehr aufwändiges und langwieriges Genehmigungsverfahren nach sich zieht, lässt Schmidt ein entsprechend eingerichtetes Schiff bauen. Dieses liegt im Hafen, der „Töwerland-Express“ legt daran an (sogenanntes Päckchenliegen), und über ein Treppengestell kommen die Fahrgäste an Land oder an Bord. Ein solches Projekt wurde auf Juist in den Anfangsjahren des Hafens schon mal erfolgreich betrieben, als die Fahrgäste der „Wappen von Juist“ über das nicht mehr benötigte alte Frachtschiff „Frisia VII“ (eine Vorgängerschiff des heutigen gleichnamigen Versorgungsfrachters) an und von Bord des Ausflugsschiffes gingen.

Rund 28.000 Euro wird ein solcher Trimaran, der mittels Außenbordmotor angetrieben wird, kosten. An diesem Schiff will Schmidt auch den niederländischen Schlauchbooten, die im Sommer fast täglich gewerbliche Ausflugsfahrten vom Eemshaven nach Juist durchführen, einen Liegeplatz anbieten, da diese den Bootshafen als Gewerbefahrzeuge ebenfalls nicht benutzen dürfen.

Zwischenzeitlich wurde mit der Kurverwaltung auch bereits besprochen und organisiert, dass der Gästebeitrag (Kurbeitrag) von den Gästen kassiert wird, was auch problemlos machbar sei. Schmidt: „Ich bin dazu verpflichtet, diesen Beitrag zu erheben, aber das will ich auch gerne tun, denn die Insel braucht dieses Geld.“

Keine Illusionen muss sich jemand machen, dass man mit der neuen Verbindung zu denselben Preisen fahren kann wie mit den Frisia-Schiffen, denn der Aufwand für ein nur zwölf Personen fassendes Schiff ist im Verhältnis sehr viel höher. Die Preise werden in etwa denen des Flugzeuges entsprechend, wobei aber die Kosten für Kutsche zum Flugplatz oder Taxi zur Mole oder Bahnhof Norden entfallen. Erwachsene werden mit 45 Euro für eine einfache Fahrt (82 Euro Hin- und Rückfahrt) dabei sein, Kinder bis 14 Jahre zahlen 35 Euro. Insulaner erhalten einen besonderen Tarif von 39 Euro. Zudem wird es eine Zehnerkarte geben (10 Fahrten für den Preis von neun), ebenso denkt Schmidt einen Sondertarif z. B. für die Juister Schüler, die in Esens das Gymnasium besuchen, an.

Nach der Abnahme durch die SB Verkehr und der Vorstellung in Düsseldorf, wo auch die Kurverwaltung die Insel Juist präsentieren und zudem die Firma Wempe eine Tidenuhr vorstellen wird, die der Juister Künstler Friedrich Fäsing entwickelt hat, kommt der Neubau nach Norddeich. Schmidt: „Es wird dann Testfahrten geben, um zu sehen, ob es mit dem Tiefgang passt und in welchem Zeitfenster man tatsächlich hin und her fahren kann.“ Danach wird ein Fahrplan erstellt, der beim Wasser- und Schifffahrtsamt eingereicht werden muss, damit diese eine entsprechende Konzession erteilt.

Erst wenn der Fahrplan dann veröffentlicht ist, sind Platzreservierungen möglich, Schmidt plant auch eine Buchungsmöglichkeit über das Internet. Nach diesem Plan wird dann auch gefahren, auch wenn keine Buchungen vorliegen. Schmidt: „Es ist kein Wassertaxi, sondern eine Schiffsverbindung. Wer reserviert hat, kommt in jedem Fall mit, aber wenn Plätze frei sind und jemand kommt aufs Geradewohl zum Hafen, dann wird er auch befördert.“ Schmidt hofft, dass der „Töwerland Express“ bereits im März seinen Betrieb aufnehmen kann.

Unser Foto zeigt ein baugleiches, aber kleineres Schwesterschiff der „Töwerland Express“, auf der AluForce-Werft. Ein weiteres Foto zeigt den Neureeder Jörg Schmidt, die weiteren Pläne und Zeichnungen zeigen das Schiff, was für Juist gebaut wird. Die letzte Zeichnung zeigt de geplanten Anlegetrimaran für die Juister Hafen.

JNN-FOTOS: ALUFORCE-WERFT (1), STEFAN ERDMANN (1)
PLÄNE: ALUFORCE-WERFT (3), TECHNUS KG (1)
LOGO auf JNN-STARTSEITE: JÖRG SCHMIDT

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