Voraussichtlich bereits im Frühjahr 2017 wird die Freiwilligenstation Juist der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ein neues Seenotrettungsboot erhalten. Das Seenotrettungsboot WOLTERA, das seit Ende 2006 auf der Insel stationiert war, hatte im Dezember 2016 für einen längeren Werftaufenthalt die Insel verlassen. Nun wurde entschieden, dass es nicht auf die Juister Station zurückkehren wird. Stattdessen wir ein neues 10-Meter-Seenotrettungsboot auf die Station kommen.
Im Mai 2016 hatte die DGzRS bei Fassmer drei neue Seenotrettungsboote für Freiwilligen-Stationen in Auftrag gegeben. Den ersten 10,1-Meter-Neubau dieser Serie legten die Seenotretter am Mittwoch, 11. Mai 2016, mit prominenter Unterstützung ihres ehrenamtlichen „Bootschafters“ Markus Knüfken auf Kiel. Der Schauspieler folgte einer Schiffbautradition: Er legte auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser eine Münze in eine Sektion des modernen Spezialschiffs ein.
„Als Kajakfahrer bin ich mir bewusst, dass die See große Gefahren birgt. Trotz bester Vorbereitung kann jeder schnell auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen sein“, sagte Knüfken. Er selbst hat die Seenotretter schon im Einsatz für einen über Bord gegangenen Segler erlebt. „Es ist sehr wichtig, dass diejenigen, die freiwillig rausfahren, um andere zu retten, mit sicherster Technik und bestem Material ausgestattet sind“, ergänzte Knüfken, der Fernsehzuschauen aus zahlreichen Folgen deutscher Erfolgsserien bekannt ist.
Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden die drei neuen Seenotrettungsboote ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Der erste Neubau der Serie mit der internen Bezeichnung SRB 66 wird dennoch ein besonderes Boot: Eine Förderin der Seenotretter hat die DGzRS in ihrem Nachlass mit einer außerordentlichen Zuwendung berücksichtigt, zweckgebunden für den Neubau einer Rettungseinheit.
„Wir sind dafür sehr dankbar, denn dieser außergewöhnliche Nachlass versetzt uns in die Lage, den Neubau vollständig zu finanzieren“, sagte DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. Letzter Wille der Erblasserin sei, dass das Boot den Namen ihres bereits vor ihr verstorbenen Mannes erhält. „Dies ist für uns eine ehrenvolle Verpflichtung, der wir sehr gern nachkommen.“ Die Taufe ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen.
An Bord des Neubaus mit der internen Bezeichnung SRB 66 wird eine Münze jeden Einsatz mitfahren: Markus Knüfken legte in eine Sektion des Neubaus das Zehn-Euro-Stück ein, das die Bundesrepublik Deutschland im vergangenen Jahr zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS als offizielles Zahlungsmittel herausgegeben hatte.
Schiffbauern und Seenotrettern soll die Münze Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen. DGzRS-Inspektor Carl Göner, verantwortlich für die drei Neubauten, zeigte Knüfken den richtigen Platz: Während früher ein Geldstück unter dem Kiel lag und in der Bauzeit plattgedrückt wurde, findet bei heutiger Bauweise „kieloben“ die Münze Platz in einer speziellen Öffnung an einem Bauteil.
Die neuen Seenotrettungsboote sollen im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte ältere Einheiten ersetzen. Es handelt sich um modifizierte Nachbauten der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse der DGzRS. Diese Klasse umfasst heute bereits 20 Einheiten, die auf verschiedenen Werften entstanden sind. Dazu gehörte auch die WOLTERA.
Die Boote dieses Typs haben sich in zahlreichen Einsätzen auch unter extremen Bedingungen zur Zufriedenheit der Besatzungen in allen Revieren hervorragend bewährt. Die derzeit jüngste Einheit dieser Klasse wurde am 150. Geburtstag der DGzRS, dem 29. Mai 2015, auf dem Bremer Marktplatz getauft und in Neustadt in Holstein stationiert.
Die drei neuen Seenotrettungsboote mit den internen Bezeichnungen SRB 66, SRB 67 und SRB 68 werden die Vorgänger der Anfang bis Mitte der 1990er Jahre in Dienst gestellten 8,5-Meter-Klasse ersetzen. Auf welchen Stationen die neuen Einheiten ab 2017 zum Einsatz kommen werden, steht noch nicht fest. Gefahren werden alle drei von Freiwilligen-Besatzungen. Mehr als 800 der rund 1.000 Seenotretter an Nord- und Ostseeküste sind Freiwillige.
Die Eckdaten der neuen Seenotrettungsboote:
Länge über Alles: 10,1 Meter • Breite über Alles: 3,61 Meter • Tiefgang: 0,96 Meter
Verdrängung: 8 Tonnen • Geschwindigkeit: 18 Knoten (ca. 33 km/h) • Besatzung: Freiwillige
Antrieb: ein Propeller, 380 PS
Wie alle Einheiten der DGzRS werden die neuen Seenotrettungsboote als Selbstaufrichter konstruiert und vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Der Bootstyp zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt er gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.
Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Die neuen Seenotrettungsboote werden mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.
Im Werft-Tagebuch auf der Internetseite der Seenotretter ist der Bau zu verfolgen. Regelmäßig veröffentlicht die DGzRS aktuelle Fotos unter www.seenotretter.de/werfttagebuch.
Alle drei Neubauten sollen im Lauf des Jahres 2017 abgeliefert werden.
Das seit 2006 auf Juist stationierte Seenotrettungsboot WOLTERA war bereits 2002 auf der Station Kühlungsborn in Dienst gestellt worden. Es wird nach seiner Überholung und Reparatur auf einer anderen Freiwilligen-Station zum Einsatz kommen.
Unser Foto zeigt die "Woltera" im vergangenen Sommer an ihrem Liegeplatz auf Juist. Dieses Bild ist nun Geschichte, derzeit tut das Ersatzschiff "Crempe" Dienst auf Juist, bis der Neubau fertig ist und zur Insel kommt.
JNN-ARCHIVFOTO: STEFAN ERDMANN
TEXT: PRESSEMITTEILUNG DER DGzRS