Von der Sonne verwöhnt – unter diesem Motto ging das diesjährige Juister Musikfestival über die Bühne. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen brauchen keine Konzerte witterungsbedingt abgebrochen werden oder in geschlossene Räumlichkeiten ausweichen, als am Himmelfahrtswochenende insgesamt 22 Gruppen verschiedenster Genres 38 Konzerte spielten.
Vor 17 Jahren als kleine Veranstaltung aus Anlass des zehnjährigen Bestehens vom Hotel "Strandburg" von Klaus Rosenbohm und Dieter Brübach ins Leben gerufen, hat sich das Musikfestival schnell zum wohl bedeutendsten Event im Veranstaltungsjahr der Insel entwickelt. Heute übt das Festival eine riesige Anziehungskraft aus, denn freie Betten gab es am vergangenen Wochenende auf Juist nicht mehr. Auch der Bootshafen war bis auf den letzten Platz mit Gastliegern vom Festland oder den Nachbarinseln gefüllt.
Am Himmelfahrtstag wurde das Konzert auf dem Kurplatz als zentraler Punkt eröffnet, hierzu erfolgte ein Freibieranstich durch die Organisatoren, Bürgermeister und die Vertreter der Hauptsponsoren (EWE und Reederei Norden-Frisia). Gleich danach stand dann die Musik im Mittelpunkt, denn Jens Sörensen entführte die Zuhörer auf eine Zeitreise durch das Leben des großen Entertainers Frank Sinatra. Die Segler vom EWE-Sailing-Team waren zudem im EWE-Zelt anzutreffen.
Weiter ging es Schlag auf Schlag, abendlicher Höhepunkt waren "Regatta de blanc", die sich auf die Gruppe Police und deren Leadsänger Sting spezialisiert hatten und zu den besten Police-Tributebands in Europa zählen. Der Bandname kommt übrigens vom zweiten Studioalbum von Police, die dieses so genannt hatten. Populären Hits wie "Every Breath You Take" und "Walking On The Moon" wurden absolut authentisch umgesetzt. Nicht nur die Stimme des Frontmann Mick Griese, auch Gitarre-, Bass- und Schlagzeugspiel sind dem Original nachempfunden. Und auch das berühmte Saxophon-Solo aus dem "English Men in New York" kam original rüber. Einziger Wehmutstropfen war die teilweise schlechte und zu basslastige Aussteuerung des Sounds.
Am Freitag erklagen dann auch den ganzen Tag über Bands auf dem Kurplatz. In diesem Jahr fiel erstmalig das beliebte Konzert an der "Domäne Bill" weg, weil der organisatorische Aufwand einer solchen Veranstaltung am Ende der Insel einfach zu groß geworden war. Dennoch nutzen viele Gäste das schöne Wetter, um einen Ausflug dorthin oder in Richtung Osten zum Flugplatz zu unternehmen.
Abends war dann die Gastronomie gefordert, denn die Juister Lokalitäten wurden nun zu Bühnen. Bands war vor dem "Juister Hof", dem "Strandhotel Kurhaus", im "Tenniscafe Zweiter Aufschlag", im "Velero", "Hotel Atlantic", in der "Küchenwerkstatt" und in der "Welle" (über das Konzert dort mit dem "Les Ossis" berichten wir gesondert auf JNN) zu hören. Damit es hier keine Konkurrenzveranstaltung gab, wurde abends der Konzertbetrieb auf dem Kurplatz eingestellt.
Samstag zählt traditionell als Haupttag der Aktivitäten, so gab es natürlich den ganzen Tag über wieder Musik auf dem Kurplatz, zusätzlich wurde nun die Wilhelmstraße im Ortskern gesperrt und unter Mitwirkung vom Juister Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eine Spielstraße eingerichtet.
Abends dann noch ein dreistündiges Abschlusskonzert mit "De Coronas". In Deutschland noch nicht so bekannt, genießt die niederländische Band in ihrer Heimat einen hohen Status. Mehr als 2000 Veranstaltungen gab es dort schon, zudem sind die "Coronas" regelmäßig beim landesweit sendenden "Radio 2" (früher "Hilversum 2") zu hören. Das Publikum bestimmte hierbei, was gespielt wird, denn der Musikwunsch konnte live via Telefon mitgeteilt werden. Rund 5000 Titel hatte die Gruppe im Repertoire. So war von Uriah Heep bis Helene Fischer alles dabei und die Stimmung auf dem prall gefüllten Kurplatz schlug hohe Wogen.
Marketingleiter Thomas Vodde von der Kurverwaltung und Organisator Jörg Rosenbohm von der veranstaltenden Agentur JR events schlossen dann das diesjährige Musikfestival. Rosenbohm dankte noch einmal besonders den Sponsoren, ohne die eine solche Veranstaltung nicht möglich wäre. Vodde sprach einen Dank an Bettina Federmann von JR events aus, die in diesem Jahr wieder ein sehr gutes Händchen hatte, was die Auswahl der Bands anging. Wie in jedem Jahr gab es sehr viel mehr Gruppen, die auftreten wollten, als man berücksichtigen konnte. Mit dem eingängigen "He Jude" von den Beatles unter starker gesanglicher Mitwirkung des Publikums beendeten die "Coronas" dann das diesjährige Festival.
Sonntagmorgen wurde sehr früh und sehr eifrig gewerkelt auf dem Kurplatz und an anderen Stellen, sehr schnell waren Zelte, Wagen, Bühnen und Zubehör abgebaut, denn um 11.30 Uhr war Schiffsabfahrt und das Material sollte mit zum Festland. Hierfür setzte die Reederei Norden-Frisia das Frachtschiff "Frisia VIII" ein. Ebenso alle fünf juistgängigen Fahrgastschiffe, erstmalig dabei die neue "Frisia XI". Frank Endelmann, Betriebsleiter auf Juist, zeigte sich sehr zufrieden. "Die größte Abreise im Jahr am Sonntag verlief reibungslos, die Gäste waren sehr entspannt", so Endelmann. Ein Schiff nach dem anderen wurde an die Brücke geholt, so dass um 11.30 Uhr die "Frisia II" als letztes Schiff in Richtung Norddeich ablegte.
Zahlreiche Festivalgäste umgingen auch in diesem Jahr wieder die starke Abreise, indem sie noch einen Ruhetag anhängten und erst am Montag fuhren. Hauptanreisetage waren der Mittwoch und Donnerstag. Wegen der guten Hochwasserzeiten konnten am Mittwochabend noch fünf Schiffe mit Festivalbesuchern die Insel anlaufen. Was die Fahrgastzahlen anging, so Endelmann, liegen diese auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren, so dass man sagen kann, das Musikfestival erfreut sich gleichbleibender Beliebtheit.
JNN-FOTOS (9): STEFAN ERDMANN