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News: Mitbewerber gaben dem "Kiebitz-Eck" nur zwei Jahre

Beigetragen von S.Erdmann am 08. Jun 2015 - 23:50 Uhr

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Am vergangenen Wochenende wurde im Ortsteil Loog gefeiert: Die Gaststätte "Kiebitz-Eck" hatte ihr 50jähriges Bestehen. Zu einem Festabend vor, am und im Restaurant am Ende der Störtebekerstraße fanden sich viele Freunde, Loogster, Stammgäste und alle Familienmitglieder der Inhaberfamilie de Vries/Grzebel ein.

Das "Kiebitz-Eck" entstand während des großen Baubooms im Ortsteil Loog. Ab 1960 wurde das Loog offiziell als Aufbaugebiet ausgewiesen; die neuen Bauplätze waren so begehrt, dass schon bald kein öffentlich ausgewiesenes Grundstück mehr zu bekommen war. Innerhalb kürzester Zeit entstanden so im Loog fast 50 neue Häuser, und mit dem Erwerb des Grundstückes in der Störtebekerstraße im Jahr 1964 begann die Geschichte vom "Kiebitz-Eck". Denn auch Alfred "Fredy" de Vries und seine Frau Karin zogen vom Ostdorf ins Loog, weil die wachsende Zahl von Fremdenbetten eine gute Existenzgrundlage bot.

Da es aber bereits zwei Restaurants im Loogster Pad gab, entschloss sich das Ehepaar de Vries, eine Milchbar zu eröffnen. Doch während der Bauzeit musste erst einmal ein Name gefunden werden. Die Handwerker, die das Gebäude erstellten, schlugen immer wieder "Zum blauen Bock" (so hieß damals eine sehr erfolgreiche Nachmittagssendung im Fernsehen mit Heinz Schenk) vor, doch damit konnte sich das neue Unternehmerehepaar gar nicht mit anfreunden. Die Lösung brachte schließlich der damalige Wattführer Alfred Behring, denn dieser wusste noch, dass in dieser Gegend vormals viele Kiebitze nisteten und der deshalb "Kiebitz-Eck" vorschlug.

So kam es dann auch, und die Milchbar "Kiebitz-Eck" konnte im Frühjahr 1965 Eröffnung feiern. "Twee Johr geven wi de Vries, denn is he weer wech", voraussagten die beiden anderen Wirte angesichts des neuen Mitbewerbers. Doch sie sollten gewaltig irren, denn die beiden damaligen Restaurants im Loogster Pad gibt es jetzt, wo man ein halbes Jahrhundert feiert, schon länger nicht mehr.

Die ersten Jahre war die Störtebekerstraße nicht gepflastert, und ein langer, roter Kokosläufer, den man im Hotel "Friesenhof" entsorgt hatte, diente erst einmal als Zuwegung zur Milchbar. Später wurde ein kleiner Weg dorthin von Familie de Vries gepflastert.

"Wir hätten diesen Standort nicht gewählt, wenn wir gewusst hätten, dass die vorgesehenen Planungen nicht verwirklicht werden", so Karin de Vries heute. Der heutige Ausbauzustand war nämlich nur als erste Stufe angedacht, später sollte die Störtebekerstraße fast bis zur "Domäne Loog" führen und als Ringstraße an das "Haaks Gat" anschließen. Dann hätte das "Kiebitz-Eck" am Anfang dieser Ringstraße gelegen, doch die Planungen wurden später von der Gemeinde verworfen. Als dann neben den Fußwegen auch die Fahrbahnen im Loog gepflastert wurden, endete diese an der Ecke zur Memmertstraße, so dass das "Kiebitz-Eck" bis heute in einer kleine Sackgasse mit einem schmalen Fußweg etwas versteckt liegt. Und auch nach einem halben Jahrhundert hört Inhaberin Kerstin Grzebel immer noch von Gästen Sätze wie "Wir kommen schon seit zwanzig Jahren nach Juist, aber dass hier noch ein Lokal ist, haben wir noch gar nicht gewusst."

Es hätte aber auch schlimmer kommen können. Der Loogster Jochen Büsing fand nämlich bei Recherchen für sein 2010 erschienenes Buch "Im Loog" heraus, dass das Architekturbüro Eschenbach aus Emden aufgrund der erheblichen Ausbaugröße vom Loog ein Sammelklärbecken am Rande der Haiddünen gegenüber vom "Kiebitz-Eck" geplant hatte. Glücklicherweise wurde dieses Projekt nicht realisiert.

Die gastronomische Situation änderte sich in den Siebziger Jahren im Loog, denn ab 1975 existierte "Jochens Deichklause" nicht mehr und 1980 schloss auch der Schnellimbiss, der sich im selben Haus befand. So fand Ende der siebziger Jahre eine Vergrößerung und Umbau der Milchbar zur Gaststätte und Restaurant statt. Es entstand eine Küche, mehr Sitzplätze, ebenso neue Toilettenanlagen und Kühlräume. Von nun an gab es im Restaurant "Kiebitz-Eck" auch warme Speisen. Großer Beliebtheit erfreut sich bei den Loogster Einwohnern auch der gemütliche Tresen, an dem man sich gerne zu einem Feierabendbier trifft. Ebenso finden hier regelmäßig die Besprechungen und Klönabende der Interessengemeinschaft Loog statt.

Außerdem wuchsen in dem Haus am Rade des Naturschutzgebietes auch die drei Kinder Achim, Gesa und Kerstin auf. Alle waren natürlich im elterlichen Familienbetrieb mit integriert, wobei Tochter Kerstin im Hotel "Friesenhof" auf Juist eine Lehre im Hotel- und Gastgewerbe machte, um dann im elterlichen Betrieb mit einzusteigen. Nach 35 Jahren war für Karin und Fredy altersbedingt Schluss, und Tochter Kerstin übernahm das "Kiebitz-Eck". Die Eltern zogen in ihrem Altersruhesitz, denn sie hatten zwischenzeitlich ein Haus in Hage gekauft. Hier erfreut sich besonders Fredy seinem Hobby, nämlich Fahrradtouren durch Ostfriesland. In den letzten fünfzehn Jahren legte er mit seinem Rad (ohne Elektrohilfe) rund 86.000 Kilometer zurück.

Kerstin Grzebel ist nun das einzige Familienmitglied, welches noch dauerhaft auf Juist lebt. Zum Jubiläum kamen natürlich alle zur Insel, neben Karin und Fredy auch Schwester Gesa Fisser, die ebenfalls in Hage lebt, und Bruder Achim. Er wohnt in Norddeich und brachte zum Jubiläum gleich seinen ganzen Verein mit: Der "Norddeicher Shanty Chor" rückte mit 25 Sängern im "Kiebitz-Eck" an, wo es dann mittags bereits Shantys und Seemannslieder gab.

Bei bestem Sommerwetter wurde im Vorabend der Grill angeworfen und der zusätzliche Bierwagen geöffnet. Abends spielte dann die Band "Ju(i)st for fun" und sorgte für eine Bombenstimmung im Lokal. Glückwünsche und einen Rundflug für drei Personen gab es von der Interessengemeinschaft Loog, ebenso war eine Abordnung von Rat und Verwaltung vertreten. "Super, dass so viele alte Loogster und Loogsterinnen, die von Anfang an dabei waren, den Weg hierher gefunden haben", freute sich Karin de Vries. Da die Terrasse mit großen Sonnenschirmen überdacht war, tat auch ein längerer Regenschauer im Laufe des Abends der guten Stimmung keinen Abbruch.

Zu unseren Fotos:

Das erste Bild zeigt Kerstin Grzebel, geb. de Vries (rechts) zusammen mit ihren Eltern Fredy und Karin.

Das zweite Foto zeigt das "Kiebitz-Eck" in den Anfangsjahren.

Die Gruppe "Ju(i)st for fun" sorgte wieder für gute Stimmung bei der Jubiläumsfeier.

Ein Teil der Mitarbeiter und Helfer an diesem Abend im Bierwagen.

Langsam begann die Jubiläumsfeier bei Hitze und Sonnenschein auf der Terrasse vom "Kiebitz-Eck".

Dieses Schild war eines der Geschenke, die Kerstin Grzebel zum Jubiläum bekam.

Fröhlich wurde auch innen im Lokal gefeiert.

Und noch ein Jubiläum. Dieser Fortuna-Mixer für Milchmixgetränke wurde bei der Eröffnung vor 50 Jahren angeschafft, er läuft noch immer ohne Probleme und wird weiterhin verwendet.

Achim de Vries, hier zusammen mit Lebensgefährtin und Hund, sorgte beim Jubiläum für einen Auftritt des Norddeicher Shanty Chors.

Kerstin Grzebel führt das "Kiebitz-Eck" seit 15 Jahren, nachdem ihre Eltern den Betrieb zuvor 35 Jahre bewirtschafteten.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN (8), KERSTIN GRZEBEL (1), ARCHIV DER FAMILIE DE VRIES (1)

 
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