Am Sonntag (9. Juni) wurde auf Juist eine kürzlich aufgestellte Stele eingeweiht, die an der Ecke Wilhelmstraße, Troltenier-Pad steht und die an die bekannte Juister Persönlichkeit Willy Troltenier (1899 - 1976) erinnern soll. Demnächst werden auch noch Straßenschilder an dem Weg, der in "Willy-Troltenier-Pad" umbenannt wurde, aufgestellt.
Die Idee, den langjährigen Schulleiter auf Juist zu ehren, kam von Ellen Limbach (geborene Wolff) die dieses bereits für den 100. Geburtstag Tolteniers im Jahr 1999 angeregt hatte. Doch erst im Jahr 2011 war die Sache soweit spruchreif, dass die CDU-Fraktion den Antrag im Rat einbrachte, den bisherigen "Verbindungsweg zwischen Wilhelm- und Mittelstraße" entsprechend umzubenennen. Die Gruppe "Kunst auf Juist" im Heimatverein kümmerte sich um die Gestaltung und Herstellung der Erinnerungsstele. Diese wurde von Dieter Rother entworfen und ist von Farbe und Material her den Stelen auf den beiden Friedhöfen angepasst. Für die Finanzierung sorgte die CDU-Frauenunion; die Mitarbeiter vom Bauhof der Inselgemeinde stellten sie auf und sorgten zudem für eine passende Sitzbank an dieser Stelle.
"Besondere Zeiten bringen besondere Menschen hervor", stellte Bürgermeister Dietmar Patron fest. Er erinnerte an die großen Verdienste Trolteniers, der 1933 als Lehrer nach Juist kam und bis zu seinem Lebensende - abgesehen von den Kriegjahren - dort lebte. Der Weg liege an einem passenden Ort, so Patron, denn bevor er im Ortsteil Loog baute, lebte Willy Troltenier hier ganz in der Nähe (in einem Lehrerwohnhaus an der Stelle, wo heute das DRK-Gebäude steht). Der Bürgermeister dankte allen Beteiligten, die an der Planung und Erstellung des Projektes beteiligt waren.
Gunda Grützmacher, Vorsitzende der CDU-Frauenunion, freute sich ebenfalls, dass diese Maßnahme nun erfolgreich abgeschlossen sei und man jetzt einen würdigen Platz der Erinnerung hätte. Sie dankte auch den Insulanern und Gästen, die bei Festlichkeiten (Erntedankfest usw.) den Stand der CDU-Frauen auf ein Getränk, eine Waffel oder ein Schmalzbrot besuchten und damit die Finanzierung der Stele erst ermöglichten.
Imke Troltenier, Enkelin des früheren Rektors, war zusammen mit ihrem Sohn Julian zur Einweihung nach Juist gekommen. Sie dankte ebenfalls allen Beteiligten und stellte fest: "Unsere Familie ist stolz auf ihren Großvater, dessen langjähriges Wirken hier gewürdigt wird." Sie erinnerte auch an ihre Großmutter Waltraud, die die ganzen Jahre eine große Stütze bei allen Aktivitäten ihres Mannes war. Die Trolteniers bekamen die drei Kinder Uwe, Ruth und Helga, heute gehören 18 Enkel und Urenkel zur Familie.
"Wir haben hier eine Stelle des Gedenkens an einen Mann, der sich für Juist verdient gemacht hat," stellte Hans Kolde, Leiter der Heimatvereinsgruppe "Kunst auf Juist", fest. Kolde ging auf das vielfältige Wirken von Willy Troltenier ein. Dieser kam 1933 als so genannter 1. Lehrer nach Juist, wurde dann Hauptlehrer und später Rektor. Als er im Mai 1946 aus der Kriegsgefangenschaft auf seine Insel zurückkehrte, standen große Probleme an: Rund 1.000 Flüchtlinge waren auf der Insel untergebracht worden, davon rund 200 Kinder, die es nicht nur zu unterrichten, sondern auch zu versorgen galt. Mit einer Küche im heutigen "Lüttje Teehuus", einer Wehrmachtsbaracke als zusätzlichem Unterrichtsraum, der Verpflichtung des Inselpastors und des Leiters vom Arbeitsamt als Hilfslehrer gelang es ihm, die gröbste Not zu lindern. Am Neubau der heutigen Inselschule vor 60 Jahren hatte Troltenier ebenfalls maßgeblichen Anteil.
Zudem wirkte er als Organist in der evangelischen Inselkirche, ebenso sorgte er 1955 für die Neugründung des Heimatvereines und dessen Untergruppen Volktanz und Theater. Auch als Inselforscher machte er sich einen Namen, seine Vorträge "Allerlei über Juist" fanden immer ein großes Publikum und sein Buch "Juist - gestern und heute" wurde in sieben Auflagen verlegt, und es gilt noch heute als eines der Standartwerke für Juister Geschichte. 1974 wurde Willy Troltenier mit dem Niedersächsischen Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Seine letzte Ruhestätte fand er zwei Jahre später auf dem Friedhof der evangelischen Inselkirche, nur wenige Meter von dem Weg entfernt, der jetzt seinen Namen trägt.
Einweihung der Gedenkstele von Willy Troltenier. V.l.n.r. Hans Kolde, Dietmar Patron, Imke und Julian Troltenier, Gunda Grützmacher und Dieter Rother.
JNN-Foto: Stefan Erdmann