Norddeich/Juist (dapd-nrd). Vier junge Seehunde sind am Donnerstag am Strand der Insel Juist in die Freiheit entlassen worden. "Wenn sie drei Monate und die ersten Herbststürme überstehen, haben sie gute Chancen auf ein langes Leben", sagte der Leiter der Seehundstation Norddeich, Peter Lienau, nach der erfolgreichen Auswilderung.
Die Seehunde namens Kieran, Lisa, Flossi der Heringsschreck und Gertraud waren verpackt in großen Kisten mit einem Schiff von Norddeich zum Ostende der ostfriesischen Insel gebracht worden. Dort hievten Mitarbeiter der Seehundstation die 30 bis 35 Kilogramm schweren Tiere aus den Boxen. Anschließend robbten die Seehunde gemeinsam in das kühle Nordseewasser.
99 Seehunde und zwei Kegelrobben hatte die Station im Landkreis Aurich in diesem Jahr aufgezogen. "60 Prozent sind bereits wieder ausgewildert", fügte Lienau an. Alle weiteren Seehunde sollen bis Ende Oktober in die freie Wildbahn entlassen werden.
Die verwaisten Heuler waren im Frühsommer, kurz nach ihrer Geburt, von Touristen oder Mitarbeitern von Kurverwaltungen entlang der Nordseeküste gefunden worden. Durch Stürme oder menschliche Störungen wie tief fliegende Flugzeuge hatten sie zuvor den Kontakt zu ihren Muttertieren verloren.
Mindestgewicht zur Auswilderung: 25 Kilogramm
Außergewöhnlich hoch sei in diesem Jahr die Zahl der Funde auf den Inseln gewesen, vor allem auf Borkum und Wangerooge, sagte Lienau. In der Regel würden mehr Tiere auf dem Festland entdeckt. Als Ursache vermutete er starke Südwestwinde, die die Tiere womöglich von der Küste weggetrieben haben.
In diesem frühen Stadium wiegen die jungen Seehunde nach Lienaus Angaben zumeist weniger als zehn Kilogramm und sind allein nicht überlebensfähig. In der naturnah gestalteten Station in Norddeich wurden sie nach einer siebentägigen Quarantäne mit einer Mischung aus Welpenmilch, Schmelzflocken und Heringsbrei aufgepäppelt.
Gefüttert mit dieser Spezialnahrung stieg ihr Körpergewicht innerhalb von 100 Tagen um das Dreieinhalbfache an. 25 Kilogramm ist den Angaben zufolge das Mindestgewicht für die Auswilderung. Seehund Lisa brachte vor dem Sprung in die Nordsee am Donnerstag sogar mehr als 35 Kilogramm auf die Waage.