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Freiwillige Feuerwehr [1]

Freiwillige Feuerwehr: Neues Feuerwehrhaus ist ein Meilenstein für die Insel

Beigetragen von S.Erdmann am 20. Sep 2025 - 00:49 Uhr

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Wenn die Freiwillige Feuerwehr Juist am heutigen Samstagmittag gegen 12:30 Uhr mit einem großen Umzug zu ihrem Umzug von ihrem Altbau in der Mittelstraße in ihren Neubau im Zwischendeichgelände startet, dann geht nicht nur für die Aktiven ein großer Wunsch in Erfüllung, eine sich über Jahre hinziehende Geschichte geht endlich glücklich zu Ende. Wohl kaum ein neues Feuerwehrhaus auf einer Insel oder überhaupt in Ostfriesland hat soviel Zeit in Anspruch genommen wie Juist.

Das neue Gerätehaus im Zwischendeichgelände verfügt über drei Übungsräume, die man dank verschiebbarer Trennwände zusammenlegen kann, womit man 76 Sitzplätze hat. Desweiteren Werkstatt, Atemschutzwerkstatt mit neuem Kompressor, Waschraum mit Waschmaschine und Trockner für die Einsatzkleidung, getrennte Umkleideräume mit Spinden für 56 Einsatzkräfte plus Jugendfeuerwehr, Duschen, einem Einsatzraum und ein Büro für den Gemeindebrandmeister. Da das Haus auch als Notunterkunft bei besonderen Einsätzen gedacht ist, gibt es auch eine Behindertentoilette und einen Aufzug. Eine moderne Brandschutzanlage ist so eingerichtet, dass auch die Fahrzeuge mit angeschlossen sind, d.h. kommt es dort zu einem Brand, wenn diese in der Halle stehen, reagiert die Anlage ebenfalls sofort.

Herzstück ist eine Fahrzeughalle mit sechs Stellplätzen. Damit wurde in die Zukunft investiert, denn derzeit verfügt die Wehr über fünf Fahrzeuge. Aufgrund der Häuseranzahl und -größen hält der Vorbeugende Brandschutz ein drittes Löschgruppenfahrzeug für notwendig, allerdings fehlen zu dessen Besetzung derzeit die notwendigen Einsatzkräfte. Im Obergeschloß befinden sich zudem zwei Wohnungen, in die demnächst drei aktive Feuerwehrleute einziehen werden. Diese fungieren zugleich als Hausmeister, ebenso steht einer sofort als Maschinist für ein Löschfahrzeug oder die Drehleiter zur Verfügung. Insgesamt verfügt das Haus über 1.010 qm Nettogrundfläche und einem Bruttorauminhalt (Volumen des gesamten Gebäuden) von 5.553 m³.

Gegründet wurde die Juister Wehr bereits 1898 zu einer Zeit, als die großen Hotels und Pensionen entstanden. Die ersten Geräte wie Handdruckspritze und Schläuche wurden mittels Pferdegespannen gezogen, mehrmals wechselten die Standorte. Zuerst lagerten sie in einem Raum hinter dem Logierhaus Bracht, dann in einem Anbau neben dem ehemaligen Rathaus in der Wilhelmstraße (heute Haus „Almuth“), danach in einem Gemeindeschuppen östlich vom Haus „Siebje“und zuletzt im alten Wasserwerk, welches sich hinter dem Alten Warmbad befand. Während der Nazi-Herrschaft wurde das Feuerlöschwesen wie überall zerschlagen und durch Polizeihilfstruppen ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg begann die Wehr zwar wieder, bekam auch 1952 das erste motorgetriebene Fahrzeug zur Insel, aber insgesamt kam das Feuerlöschwesen nicht in die Pötte und lag um 1958 quasi am Boden. Erst unter dem neuen Gemeindebrandmeister Peter Freese ging es aufwärts, 1961/62 entstand das heutige Feuerwehrhaus in der Mittelstraße mit gleich drei Stellplätzen. Neben dem Löschgruppenfahrzeug, einem Opel Blitz, kamen ein Tanklöschfahrzeug von Borgward und ein VW-Bulli als Mannschaftstransportwagen dazu. Bereits Anfang der 70er Jahre wurde erweitert. Nun hatte die Wehr fünf Plätze, denn Anzahl und Größe der Gebäude auf der Inseln machte die Vergrößerung des Fuhrparks um ein weiteres Löschgruppenfahrzug und einer Leiter erforderlich. Erst hatte die Wehr eine Anhängeleiter, später erhielt die Insel ein Drehleiterfahrzeug.

1975 konnte der neue Feuerwehrchef Heiko Tiemann eine intakte Wehr, einen hervorragenden Fuhrpark und ein angemessenes Feuerwehrhaus von Freese übernehmen, doch schon in den 80er Jahren tauchten die ersten Probleme auf, die schließlich zu dem jetzigen Neubau führten. Das war in den Jahren, als der heutige Gemeindebrandmeister Arend Janssen-Visser (Jahrgang 1981) gerade das Laufen lernte.

Die Feuerwehrunfallkasse (FUK) bemängelt seit dieser Zeit bei jeder Überprüfung die selben Dinge. Dabei waren Fuhrpark und Ausbildung der Aktiven immer in Ordnung, aber es gab bauliche Mängel. Die Einsatzkleidung hing in der Fahrzeughalle, es fehlten Duschen und getrennte Toiletten, weshalb man z.B. bis heute keine Mädchen in die Jugendfeuerwehr aufnehmen konnte. Der Schwere Atemschutz gewann an Bedeutung, der erste Kompressor zum Befüllen der Flaschen stand ebenfalls in der Fahrzeughalle, die Fahrzeuge wurde größer und die Tore zu klein.

1993 übergab Tiemann das Amt des Gemeindebrandmeisters an Gerd Rose. Dieser kämpfte weiter mit den Mängeln, setzte sich aber von Anfang an für die Beseitigung ein. Die Klapptore wurde gegen Rolltore getauscht, die aber nur etwas mehr Seitenfreiheit brachten und weiter von der FUK beanstandet wurden. Am 3. August 1995 dann der größte Brand in der Geschichte der Wehr, das „Nordsee-Hotel Freese“ stand in Flammen. Die Wehr leistete an diesem Tag unvorstellbare Arbeit, und man bekam den Brand trotz mancher Widrigkeiten in den Griff. Allerdings musste Rose zum ersten Mal Hilfe vom Festland anfordern, denn es fehlten gefüllte Atemschutzflaschen. Der kleine Kompressor konnte den Bedarf an Nachschub nicht decken. Mit einem Polizeihubschrauber wurden nicht nur gefüllte Flaschen, sondern auch frische Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Norden zur Verstärkung eingeflogen.

Nun musste unbedingt ein großer Kompressor hier, der mehrere Flaschen zugleich befüllte, aber auch Reinigungsbecken und Trockner für die Masken fehlten, für alles war schlichtweg kein Platz. Der damalige Atemschutzgerätewart Jan Broer nahm die Masken damals zur Reinigung mit nach Hause. Ab jetzt bohrte Rose energisch bei Rat und Verwaltung und forderte einen Neubau, der allen Anforderungen der Wehr und der FUK gerecht wurde. Schriftverkehr dazu fand sich indes wenig. Alles lief wohl damals über persönliche Gespräche zwischen Feuerwehrführung und Gemeindedirektor (heute Bürgermeister).

In einem Schreiben an die Gemeinde von 1997 ging Rose wieder auf einen Prüfbericht der FUK ein und verwies auf ein Schreiben, dass er bereits 1993 zu dem Thema geschickt hatte. In jedem Fall fehlte das Geld für einen Neubau; Rose bekam aber einen Anbau in der Nordostecke durch. Hier entstand eine moderne Atemschutzwerkstatt und Platz für einen leistungsfähigen Kompressor. Auch später wurde statt eines Neubaus immer wieder am Haus in der Mittelstraße herumgeflickt, so der Einbau einer notwendigen Abgasabsauganlage oder eine Vergrößerung eines Einstellplatzes, weil die neue Drehleiter - ein Hubrettungsfahrzeug mit Korb, wie es auch die Berufsfeuerwehren in den deutschen Großsstädten verwenden - zu groß für das Gebäude war.

Am 17. März 2002 kamen erst einmal alle Planungen zum Erliegen, denn nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Gerd Rose im Alter von nur 47 Jahren. Sein Stellvertreter Galt Noormann übernahm die Wehrführung, doch aus Altersgründen durfte er gemäß Nieders. Brandschutzgesetz dieses Amt nur zwei Jahre ausführen. Sein kommissarisch bestellter neuer Stellvertreter, der Gerätewart und Gruppenführer Gerd Hasselbach, wollte das Amt ebenfalls nur zwei Jahre kommissarisch übernehmen, weil seine Tätigkeit als Gerätewart genug Arbeit für ihn bereithielt. Noormann hat somit andere Sorgen als ein neues Feuerwehrgebäude, er musste eine funktionierende Nachfolgeregelung für die Führungsebene finden. Das gelang ihm auch, denn Thomas Breeden, der Zeitsoldat beim Wittmunder Jagdgeschwader war, wollte wieder auf seine Heimatinsel und das Amt übernehmen. Noormann erreichte auch bei der Feuerwehrschule in Loy zusammen mit der Kreisfeuerwehrführung, dass Breeden zu Beginn seiner Amtszeit alle erforderlichen Lehrgänge absolviert hatte. Auch musste das Stellvertreteramt nochmals umbesetzt werden, weil der ursprünglich dafür vorgesehene Wolfgang Zobel nach Norden verzog, um einen Bestattungsbetrieb zu übernehmen.

Im Frühjahr 2004 konnten Noormann und Hasselbach ihre Ämter an Thomas Breeden als Gemeindebrandmeister und Stefan Erdmann als Stellvertreter übergeben. Breeden führte dieses Amt drei Amtsperioden, also 18 Jahre lang, mit sehr viel Herzblut aus, und der Neubau eines Gerätehauses wurde für ihn quasi zur Lebensberufung. Erschwerend kam allerdings zu Beginn seiner Amtszeit dazu, das er und der damalige Bürgermeister Karl-Josef Wederhake selten der gleichen Meinung waren. Nach vielen mündlichen Forderungen stellte Breeden schließlich 2007 einen offiziellen schriftlichen Antrag auf den Neubau. Allerdings nahmen sowohl der Bürgermeister wie auch der damalige Rat den Antrag lediglich zur Kenntnis, zu der Zeit beschäftigte man sich mit anderen Projekten wie dem Bau der Seebrücke und dem neuen Bootshafen.

Erst drei Jahre später – zwischenzeitlich war Bürgermeister Wederhake am 11. Juli 2008 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 59 Jahren verstorben und der bisherige Kämmerer Dietmar Patron war nun Verwaltungschef – fand die erste Platzsuche für den Neubau statt. Doch die Vorschläge der Verwaltung – es ging um den Bauhof an der Billstraße oder dem OT-Lager an der Flugplatzsstraße – wurde von der Wehrführung abgelehnt, weil diese Standorte zu weit außerhalb lagen und die Ausrückzeiten zu lang würden. Der Neubau könne nur in der Nähe vom Ortskern entstehen.

Unterstützung bekam die Wehr vom Landkreis Aurich, der für den Rettungsdienst zuständig ist und dem Deutschen Roten Kreuz auf Juist, welches damals den Rettungsdienst für den Kreis durchführte. Die Rettungswache platzte aus allen Nähten, die Fahrzeuge standen zum Teil draußen oder in einer Blechgarage, weil die heutigen Rettungswagen für die Garagen viel zu groß wurden. Daher benötigte der Kreis ebenfalls dringend einen Neubau. Schon bald gab es Pläne, alleine aus Kostengründen ein gemeinsames Gebäude zu erbauen, welches in Teilen (Werkstatt, Übungsräume usw) gemeinsam genutzt werden könnte. Als idealen Ort sahen Feuerwehr und Landkreis das Gebiet im Zwischendeichgelände nahe der Hafenstraße an. Auch wenn dieses Gebiet nicht bebaut werden sollte, wurde dennoch eine Ausnahme angestrebt, da es hier nicht um Wohnraum ging, sondern um die Schaffung von unverzichtbarer Infrastruktur für die Insel.

Allerdings passierte während der achtjährigen Dienstzeit von Dietmar Patron dann nichts mehr, dafür entstand in dieser Zeit erst mal ein neuer Kindergarten. Jedes Jahr auf der Hauptversammlung der Wehr gab es Kritik von Breeden, dass es nicht weiter ging. Es folgen warme Worte des Dankes für die Arbeit der Wehr vom Bürgermeister, und die Zusage, man hätte das Projekt selbstverständlich auf dem Schirm. Dieser Vorgang wiederholte sich dann in den Jahren darauf immer wieder. Auch vom Gemeinderat kamen lobende Worte für die ehrenamtliche Arbeit von Wehr und Feuerwehrchef, aber ansonsten liebte niemand diesen Neubau. Feuerwehr kostet halt nur Geld, lieber investierte man in Kureinrichtungen, Automaten zur Erhebung des Kurbeitrages und später in die Grundsanierung des Museums.

Auch war die Geduld des Landkreises erschöpft, es wurde ein Vorhabenbezogener Bebauungsplan auf den Weg gebracht, um die Rettungsstation endlich bauen zu können. 2015 wurden die Pläne für ein gemeinsames Gebäude begraben, einerseits, weil das Gebäude mit 70 Metern Seitenlänge sehr groß würde, andererseits, weil die Gemeinde erklärte, aus finanziellen Gründen nicht mitbauen zu können.

Ende 2016 folgte Dr. Tjark Goerges auf Patron als neuer Bürgermeister. Erst lief es wie gewohnt weiter, die FUK bemängelte weiterhin die bauliche Beschaffenheit des alten Gebäudes, und Thomas Breeden wurde nicht müde, weiterhin Kritik am sich hinziehenden Verfahren zu üben. Diese wurde zum Ende seiner Amtszeit indes immer massiver, zumal er gemeinsam mit dem befreundeten Architekten Rainer Weyers bereits 2018 die kompletten Pläne für einen Neubau im Rathaus eingereicht hatte. Weyers wollte zudem die Kosten der gesamte Planung, Beantragung, Statik usw. bis zur Grundsteinlegung spenden, wenn er den Auftrag für den Neubau bekäme, was immerhin einen Wert von 80.000 Euro darstellte. Zwar wurde im November 2019 ein erster Zeitplan für einen Neubau bearbeitet, dann aber kehrte wieder Ruhe ein, wofür sicher auch die Corona-Pandemie ab dem Frühjahr 2020 mit verantwortlich war.

2021 übergab am 6. Dezember der Nikolaus und Knecht Ruprecht demonstrativ vor dem Rathaus einen Spaten an Bürgermeister Goerges, damit solle er endlich den ersten Spatenstich für die Feuerwehr tun. Das dauerte indes immer noch fast zwei Jahre, aber es kam Bewegung in die Sache. So konnte Kämmerer Peter Jansen im Januar 2022 vermelden, dass die Gemeinde vom Land Niedersachsen eine Bedarfszuweisung wegen besonderer Aufgaben gemäß §13 Abs. 1 NFAG in Höhe von 1 Million Euro erhalten habe.

Ansonsten lief es anfangs aber eher ruckelig, im selben Monat kam es im Rat zu einem heftigen Schlagabtausch, weil der damalige Leiter der Bauunterhaltung, Arno Klaassen, der Meinung war, dass man Architekt Weyers nicht berücksichtigen könne, weil dieser noch nie ein Feuerwehrhaus auf einer Insel gebaut hätte. CDU-Ratsherr Jens Wellner, der das anzweifelte, wurde sogar von Klaassen als Lügner bezeichnet. Der Rat ließ sich mit knapper Mehrheit dennoch darauf ein und es erfolgte eine europaweite Ausschreibung. Später kam aufgrund von Recherchen heraus, dass es eine solche Regelung tatsächlich nie gab, womit man 80.000 Euro Einsparungen in den Sand gesetzt hatte. Das war dann auch der Punkt, von dem an Thomas Breeden das Ende seiner letzten Amtperiode herbeisehnte.

Im Sommer 2022 wurde die Druckrohrleitung, die vom Ort zur Kläranlage führte, umgelegt, da sie über das geplante Grundstück für den Neubau lief. Im November dann wieder Streit im Rat, diesmal ging es um ein altes Klärbecken neben dem Neubau, welches CDU und Grüne nicht abreißen lassen wollten, stattdessen sollte der mit Asbestfarbe überzogene Betonbau hinter Bäumen und Büschen für alle Zeit dort verbleiben. Später wurde dann doch für den von der Feuerwehrführung und der Handwerkerschaft geforderten Abbruch gestimmt, denn sollte mal eine Erweiterung notwendig werden, hätte man das Becken dafür im Wege stehen.

Bereits im Januar 2022 fand bei der Feuerwehr der Wechsel statt: Arend Janssen-Visser wurde neuer Gemeindebrandmeister und löste Thomas Breeden ab. Nach 18 Dienstjahren, was für ihn zugleich 18 Jahre Kampf um den Neubau bedeutete, wollte dieser keine weitere Amtszeit. In einer vielbeachteten Rede wies er auf seiner letzten Hauptversammlung darauf hin, erst nach einem Brandbrief mit der Androhung, den Brandschutz mitten in der Saison abzugeben, sei wenigstens die Ausschreibung für ein Planungsbüro in letzter Minute veröffentlicht worden. Breeden wandte sich noch einmal deutlich an Dr. Tjark Goerges: „Bei allem Respekt Herr Bürgermeister, der Bau eines Feuerwehrhauses gehört zu ihren Pflichtaufgaben! Nehmen sie sich dessen endlich an!“

Im Oktober 2022 begannen die ersten Rodungen und Bodenaustausch, Bauausschuss und Rat beschlossen, den entsprechenden Bauantrag vorzubereiten. Dabei wurde festgestellt, dass die Kosten für so eine Halle auf dem Festland mit rund 3,5 Millionen zu veranschlagen sei, was es auf einer Insel kosten würde, stand noch nicht im Raum. In jedem Fall wollte man keine Metallhalle, sondern ein Gebäude mit inseltypischen Ziegelsteinen, auch wenn dieses nicht die preisgünstigste Lösung sei. (Die tatsächlichen Kosten wurden bis Redaktionsschluß zu diesem Beitrag nicht preisgegeben) Auf der Hauptversammlung im Januar 2023 gab der Bürgermeister bekannt, dass er nun davon ausgehe, dass das Projekt in dem Jahr umgesetzt werde.

Jubel dann beim großen Übungsdienst im August desselben Jahres bei den Aktiven, als der Gemeindebrandmeister bekannt gab, die Baugenehmigung vom Landkreis liege vor. Nun nahm die Sache Fahrt auf: Im Oktober wurde die Aufträge für die Erd- und Bauhauptarbeiten vergeben, die Erdarbeiten begannen, und am 13. November 2023 erfolgte schließlich der 1. Spatenstich. Alsbald folgten die Betonarbeiten für Fundamente und Bodenplatte, ein Baukran wurde als sichtbares Zeichen des Neubaus aufgestellt und der Rohbau wuchs in die Höhe. Im Februar 2024 folgte die Grundsteinlegung.

Sehr gut war hierbei die Zusammenarbeit zwischen dem Planungsbüro 3ing aus Aurich, dem für die Bauhauptarbeiten verantwortlichen Bauunternehmen Heinrich Hockmann GmbH & Co.KG aus Westoverledingen sowie der jetzige Leiterin der Bauunterhaltung, Carina Janssen-Visser. Die Schwester des Gemeindebrandmeisters ging hier mit viel Herzblut und großem persönlichen Einsatz an das Projekt heran und war immer sofort zur Stelle, wenn es irgendwo hakte. Hinzu kam, dass auch der Gemeindebrandmeister eine Ausbildung im Bauhandwerk gemacht hatte und ebenfalls sein Wissen mit einfließen lassen konnte und zudem immer ein kritisches Auge auf die Bauarbeiten hatte.

Ab Mai 2024 ruhten die Bauarbeiten saisonbedingt, der Verwaltungschef lud die Kameraden der Wehr zu einer Vorstellung mit Grillen und Kaltgetränken in den Rohbau ein. Im Oktober vergangenen Jahres ging es dann weiter, langsam konnte auch mit den Innenarbeiten begonnen werden. Im Januar 2025 wurden die sechs großen Tore eingebaut und der Baukran entfernt. Im Mai musste noch die neue Zufahrt nach Süden zur Umgehungsstraße gepflastert und beleuchtet werden. Arbeiten im Deichbereich dürfen nur außerhalb der Sturmflutsaison durchgeführt werden, daher der späte Baubeginn für dieses Gewerk.

Auch dazu gab es Meinungsverschiedenheiten, denn die Feuerwehrführung hatte immer diese Straße gefordert, die Gemeinde wollte lediglich die Zufahrt von der Hafenstraße, die zudem auch schon die Rettungsstation anbindet. Es sei nicht möglich, nach Süden zu bauen, weil die Straße dann im Deichvorgelände verliefe, hieß es. Der zuständige NLWKN sah indes keine Probleme bei der Genehmigung einer solchen Zuwegung, aber erst als die FUK ein Machtwort sprach – nur eine einzige Ab- und Zufahrt, auf der die ersten Fahrzeuge zum Einsatz ausrücken, während andere Einsatzkräfte dort mit dem Fahrrad als Entgegenkommer zum Feuerwehrhaus fahren, sei viel zu gefährlich – wurde dieses Ausfahrtweg gebaut. Zudem sei die Hafenstraße bei Schiffsankünften und -abfahrten stark frequentiert.

Leider kam es im Frühjahr zu Verzögerungen bei den Sanitär- und Heizungsarbeiten, weil der beauftragte Unternehmer aus dem Emsland in die Insolvenz gegangen war. So kurzfristig Ersatz für das nicht gerade keine Objekt zu finden, gestaltete sich nicht so einfach, aber Carina Janssen-Visser konnte die Betreibe G + C Heizung-Lüfung-Sanitär-GmbH aus Loquard/Krummhörn und Wilfried Kuttig Heizungs- und Sanitär-GmbH aus Norden dafür gewinnen. Im Juli waren auch diese Arbeiten durchgeführt, nur noch kleinere Restarbeiten standen an. Ein Umzug sollte nun aber erst im Herbst nach der Saison stattfinden. „Wir haben so viele Jahre auf diesen Bau gewartet, jetzt kommt es auf diese paar Wochen auch nicht mehr drauf an,“ so Gemeindebrandmeister Arend Janssen-Visser.

Der Bau sei gut gelaufen, die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten war sehr gut, so das Fazit von Carina Janssen-Visser. Zudem sieht sie die Zukunft des Hauses sehr positiv: „Während der Bauarbeiten gab es einen Brand, einen Sturm- und zuletzt einen Wasserschaden, d.h. die Elemente Feuer, Wasser und Luft sind schon durch.“

Eine besondere Herausforderung stellt auf einer Insel immer der Antransport von Material, Baumaschinen, Gerüsten usw. dar. Da die Hafen- und Umgehungsstraße als Deichverteidigungsstraßen für hohe Lasten ausgelegt sind, konnte vieles mit großen LKWs angeliefert werden, was durch die fehlende Umladung am Hafen und den Transport per Pferdeanhänger eine hohe Kostenersparnis darstellte. Öfters wurde von den Firmen oder Baustofflieferanten für die umfangreichen Transporte das komplette Frachtschiff „Frisia VII“ der AG Reederei Norden-Frisia in Charter genommen.

Architekt Sven Bünting vom Planungsbüro 3ing stellte zur Einweihung einige interessante Zahlen zusammen: „Es wurden ca. 1.491 qm Kalksandsteinmauerwerk in unterschiedlichen Wandstärken mit einem Gewicht von ca. 63,5 Tonnen vermauert. Die Fassade besteht aus 951 qm Verblendmauerwerk, was 45.648 Steinen entspricht. Es wurde Stahlbeton in einer Menge von 121,5 Tonnen verbaut, welcher vor Ort in einem Zwangsmischer hergestellt wurde.“

Michael Bockelmann, Kreisstabführer des LK Aurich, hat für die Einweihnung heute Nachmittag gleich drei Feuerwehrmusikzüge organisiert, nämlich von Juist, Middels und Meine (LK Gifhorn) mit insgesamt 51 Musikern, die Aufspielen werden. Und einer der Musiker wird mit besonderer Beigeisterung auf seiner Tuba spielen: Der ehemalige Gemeindebrandmeister Thomas Breeden, dessen 18jähriger Kampf heute belohnt wird mit einem neuen Quartier für die Feuerwehr, dass einen Meilenstein für die Insel darstellt und dessen Brandschutz auf Jahre sichern wird.

Gegen 12:30 Uhr ist ein Umzug der Feuerwehr durch das Dorf vom alten Feuerwehrhaus in der Mittelstraße zum neuen Gebäude ins Zwischendeichgelände geplant. Mit diesem Umzug findet auch der endgültige Standortwechsel statt. Ab 15:30 Uhr wird das neue Gebäude zur Besichtigung freigegeben, bis ca. 19:00 Uhr wird zudem für das leibliche Wohl gesorgt. Hierfür wollen zahlreiche Mitglieder der anderen Inselvereine sorgen, zudem werden neben dem Feuerwehrmusikzug Juist auch die befreundeten Musikzüge von Meine (Kreis Gifhorn) und Middels (Stadt Aurich) aufspielen. Erwartet werden zahlreiche Gäste, so unter anderem der neue Kreisbrandmeister Uwe Behrends und Delegationen der Feuerwehren von den Nachbarinseln. Die AG Ems hat an diesem Tag eine zusätzliche Tagesfahrt mit ihrem Ausflugsschiff „Störtebeker“ eingefügt, damit auch die Borkumer bei der Einweihnung dabei sein können.

Die ersten beiden Fotos zeigen Außenaufnahmen des Neubaus. Foto Nr. 3 zeigt Thomas Breeden, der sich 18 Jahre lang als Gemeindebrandmeister für den Neubau eingesetzt hatte. Die nächsten drei Fotos wurden bei besonderen Ereignissen aufgenommen: Der 1. Spatenstich, Grundsteinlegung und Richtfest. Das nächste Bild zeigt die heutige Feuerwehrführung, Gemeindebrandmeister Arend Janssen-Visser (rechts) und sein Stellvertreter Lutz Bohlen vor den neuen Spinden im Umkleideraum. Die letzten drei Fotos zeigen den Umkleideraum der Männer, den Übungsraum im Obergeschoß und die neue Kleiderkammer.

TEXT: STEFAN ERDMANN
FOTOS und ARCHIVFOTOS: STEFAN ERDMANN (9), UWE WUNDER (1)

 
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