In diesem Sommer gibt es ein neues Ausflugsangebot per Schiff von der Insel Juist. Das kleine Fahrgastschiff „Freia“, das bisher von Dornumersiel bzw Accumersiel fuhr, soll zukünftig vom neuen Eigner in einem neuen Revier eingesetzt werden. Der aus Greetsiel stammende Frank Klose hat das Schiff gekauft, um damit Touren von Juist und auch Norddeich durchzuführen.
Klose kommt eigentlich aus der Fischerei, neben einem entsprechenden Kapitänspatent besitzt er auch den Brief eines Fischwirtschaftsmeisters. Wegen der prekären und unsicheren Lage in der Küstenfischerei war er allerdings bereits die letzten fünf Jahre in der Fahrgastfahrt tätig. Bei der Juister Reederei Töwerland-Express fuhr er Fahrgäste überwiegend zwischen Juist und Norddeich, womit er für das Juister Wattenmeer entsprechende Revierkenntnisse mitbringt. „Bei den Juistgästen hörte ich auf dem Töwi immer wieder die Unzufriedenheit über das stark eingeschränkte Angebot an Ausflugsfahrten seit dem Wegfall der „Wappen von Juist“ raus,“ so Klose. Als dann zum Jahresanfang die „Freia“ zum Verkauf stand, ging alles ganz schnell, denn das Schiff hat sich schon seit Jahrzehnten als Ausflugsschiff auf dem Wattenmeer bewährt.
Zusammen mit seinem Freund und Decksmann Timo Hoffmann, ein weiterer Greetsieler, der aus der Fischerei kommt, wurde die „Freia“ fertig gemacht. Eigentlich wollte man bereits vier Wochen früher an den Start gehen, aber in Deutschland ist der vielbeschworene Bürokratieabbau bei Schiffszulassungen noch nicht angekommen, ganz im Gegenteil. Dennoch ist der 32jährige Schiffseigner froh, nun alles fast in trockenen Tüchern zu haben: „Derzeit darf ich zwar nur 12 Fahrgäste mitnehmen, aber demnächst bekomme ich wieder die Zulassung für 40 Passagiere.“ Allerdings will er nur 30 bis maximal 35 mitnehmen, damit es nicht zu eng wird, und zum Beispiel beim Schaufischen alle etwas sehen und mitbekommen. Die „Freia“ ist 14,4 Meter lang und hat einen Tiefgang von 1,10 Metern, angetrieben wird sie mit einem 240 PS Volvo-Penta-Dieselmotor.
Neben Fahrten zu den Seehundsbänken und zum Schaufischen – ein Angebot, was nach dem Ende der „Wappen von Juist“ völlig weggefallen ist – plant Klose ab Juist auch Fahrten zu den Nachbarinseln oder Abendfahrten, bei Bedarf auch Hochseeangeln, alles ist aber noch im Aufbau und Planung. So habe der Neureeder bereits Gespräche mit dem Juister Hafenmeister wegen der Liegemöglichkeiten geführt, ebenso wurde man im Rathaus vorstellig. Dort will man gerne den Fahrplan auch im monatlichen Veranstaltungsheft „Strandlooper“ aufnehmen. Auch eine eigene Homepage soll noch aufgebaut werden. Insgesamt ist Frank Klose sehr zuversichtlich: „Ich war total überrascht, wie positiv die „Freia“ von allen Insulanern, mit denen ich bisher gesprochen habe, aufgenommen wurde.“ Als nächstes will er ein Gespräch mit der Jugendherberge als derzeit einiges großen Jugendferienheim führen, denn schon zu Zeiten der „Wappen von Juist“ gehörten Schaufischen oder Seehundsbänke zum festen Programm einer jeden Klassenfahrt oder Jugendfreizeit auf Juist.
Die „Freia“ wurde 1966 bei der Maschinenfabriek van der Noord in Groningen für den Langeooger Kapitän Hillrich Kuper gebaut. Kuper kennt man an der Küste unter anderem als legendären Vormann des früheren Rettungsbootes „Langeoog“. Bei der tagelangen Suche nach dem Küstenmotorschiff „Nossan“ im September 1954 auf der Nordsee, worüber zahlreiche Abhandlungen geschrieben wurde, waren es Kuper mit seiner Besatzung und der „Langeoog“, die schließlich für ein gutes Ende des Seenotfalls sorgten.
Nach einigen Jahren als Langeooger Ausflugsschiff übernahm Karl-Heinz Eilers das Schiff und fuhr von Dornumersiel aus. 1986 kaufte Kapitän Bernd Laaser aus Ochtersum die „Freia“. „Ich habe bereits im Sommer zuvor als Vertreter von Eilers dort gefahren und wusste, was das Schiff kann und ich mit dem Kauf keinen Fehler machte,“ so Bernd Laaser dazu im Gespräch mit JNN. Dreißig Jahre fuhr Laaser mit dem Schiff Gäste von Dornumersiel auf das Wattenmeer, zum Hochseeangeln oder auf die vorgelagerten Inseln.
2015 übernahm Axel Henke aus Westerholt die „Freia“ und fuhr sie mit gleichem Konzept und vom gleichen Heimathafen. Nach nunmehr zehn Jahren ging Henke in den Ruhestand, jetzt kam Frank Klose. Dieser ist nun selbstständig, betont aber, dass man weiterhin gute Kontakte zu Jörg Schmidt pflegt und mit dem Töwerland-Express wie auch der Reederei Meine Fähre zusammenarbeitet. In Norddeich hat die „Freia“ ihren neuen Liegeplatz im Osthafen an dem Schwimmsteg, wo bis letztes Jahr die Töwis lagen.
Die Fahrplanverteilung auf Juist läuft derzeit erst an, auf jeden Fall erhält man diese bei „Steimers Strandbar“, zudem finden Facebook-Nutzer diese in diversen Gruppen. Anmeldungen und weitere Infos für die Fahrten erteilt Frank Klose unter der Telefonnummer 0162/6204257.
Unsere Fotos zeigen die „Freia“ im Juister Hafen, den Eigner und Kapitän Frank Klose, ein weiteres Bild zeigt Klose zusammen mit dem zweiten Besatzungsmitglied Timo Hoffmann.
TEXT UND FOTOS: STEFAN ERDMANN