Eigentlich hatten wir geplant, noch eine Folge von „Winterzeit ist Bauzeit“ zu machen, wo wir über die Sanierungen der Nachbarhäuser „Villa Seestern“ und „Haus Carola“ im abgelaufenen Winter berichten wollten. Allerdings handelt es sich dabei um sehr alte und denkmalgeschützte Juister Häuser, beide werden immer noch als traditionelle Pensionen betrieben, und so recht wissen auch viele Juister nicht, wer macht da nun eigentlich was, seit Familie Aschoff bzw. Jan Doyen-Waldecker nicht mehr dabei sind. Daher haben wir uns für zwei Berichte entschieden, beginnen wollen wir beim Haus „Carola“.
Das traditionsreiche Haus „Carola“ auf Juist, erbaut 1928/1929, wurde in der letzten Bauphase umfassend saniert und modernisiert. Nach dem Eigentümerwechsel Ende 2021 bleibt es weiterhin ein familiär geführter Pensionsbetrieb – entgegen dem Trend, viele Häuser in Ferienwohnungen umzubauen.
Inhaber Benjamin Daniel, der seine Ausbildung 1995 auf Juist im Hotel Pabst zum Hotelfachmann machte, hat nach seiner Ausbildung viel Jahre Erfahrung in Hotellerie und Gastronomie sammeln können. Er besuchte die Steigenberger Akademie in Bad Reichenhall und machte dort den Hotelmeister.
Einigen wird der „Spieker“ in Bad Zwischenahn ein Begriff sein, den er von 2010 -2019 als Gesellschafter Geschäftsführer betrieb. Während dieser Zeit entwickelte Benjamin das Konzept des „Scholjegerdes Hofes“ in Bad Zwischenahn, Er entwickelte, plante, baute zusammen mit dem Verein für Heimatpflege, dem die Immobilie gehört und eröffnete den Hof im Sommer 2017. Der Umgang mit historischen Gebäuden ist ihm also nicht fremd - wobei die Insellage und die damit verbundenen „neuen Probleme“ schon ganz anders sind - sagt er im Gespräch.
Monika und Benjamin führen die Pension zusammen mit zwei Mitarbeitern und legen großen Wert auf die persönliche Betreuung ihrer Gäste. So stehen weiterhin 35 Betten in 17 zum großen Teil schon liebevoll renovierten Einzel-, Doppel- und Familienzimmern zur Verfügung.
Im vergangenen Winter wurden die Fassaden ab dem ersten Obergeschoss vollständig saniert, Maueranker, Fugen, Fensterstürze und Fensterbänke neu gemauert sowie neue Fenster eingesetzt. Außerdem wurde das Satteldach und vier Flachdächer umfangreich und energetisch saniert. „Wir mussten es schaffen, alle Sanierungen, die ein Gerüst erfordern, in einer Bauperiode abzuarbeiten - das ist uns bzw. den Handwerksfirmen gelungen, dafür sind wir sehr dankbar.“
Im Inneren wurden neue Stränge für Wasserleitungen, Heizungsrohre und Elektrik gezogen, um das Dachgeschoss und die zweite Etage neu anzubinden, das Dachgeschoss wurde im Rahmen der Dachsanierung komplett saniert. Außerdem wurden Brandschutzmaßnahmen umgesetzt.
Die Sanierung verläuft in Etappen – das Erdgeschoss, die erste Etage und der Keller stehen noch an. Ziel sei es, das Haus bis zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2029 vollständig renoviert zu haben. Laut Gästebücher, war es eine Frau aus Bremen die als erster Hausgast im Haus Carola die lfd. Nr. 1 trug - Anreise 11. Juni 1929, Nr. der Kurkarten 225, 10,- Mk. Kurgeld.
Überraschend kam während der Arbeiten die Aufnahme des Hauses in den Denkmalschutz, was für zukünftige Maßnahmen zusätzliche Abstimmungen erforderlich macht.
Trotz aller Herausforderungen zeigt sich das „Haus Carola“ nach der umfangreichen Sanierung außen in neuem Glanz und bleibt ein lebendiges Stück Juister Geschichte.
Das Foto oben auf der Startseite zeigt aktuell das Haus „Carola“, gut erkennbar ist nach der Fassadensanierung und Neuverfugung, wie schön das alte Haus eigentlich ist.
Die weiteren zwei Fotos entstanden im Laufe des Winter. Das Gerüst wirkte besonders groß, weil es aus statischen Gründen nicht auf das Verandadach aufgesetzt werden konnte, die Lasten mussten auf dem Gehweg abgefangen werden.
Das letzte Foto zeigt Monika und Benjamin Daniel zusammen mit Tochter Emelie im Frühstücksraum vom Haus „Carola“.
TEXT: STEFAN ERDMANN
FOTOS: STEFAN ERDMANN (2), BENJAMIN DANIEL (2)