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Rat und Verwaltung: Flugliniendiensteinstellung durch FLN scheint endgültig zu sein

Beigetragen von S.Erdmann am 30. Jan 2025 - 13:01 Uhr

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„Wir sehen es nicht, dass das Sinken der Fluggastzahlen nach Juist der Inselgemeinde anzulasten ist,“ so äußerte sich Juists Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf der öffentlichen Ratssitzung am Mittwochabend. Vielmehr sieht er den Grund für den Entschluss der Fluggesellschaft FLN, den Liniendienst mit Juist zum 1. März einzustellen, in den Schnellfähren der Reedereien Töwerland-Express und der Frisia-Tochter Cassen-Tours mit ihren Inselexpress-Fähren, die dem Flugbetrieb rund 50 Prozent seiner Passagiere entzogen haben.

Obwohl man dabei war, ein zukunftsfähiges Konstrukt für die Weiterführung der Fluglinie zu erarbeiten, bekam er wie aus heiterem Himmel die Info/Pressemitteilung, dass der Flugbetrieb eingestellt würde. Nicht stehen lassen möchte der Verwaltungschef, dass die schlechte Flugplatzanbindung auf Juist der Grund für den Rückgang sei. Im Gegenteil, neben den Kutschen seien in den letzten Jahren weitere Alternativen wie Miet-E-Bikes und Lastfahrräder am Flugplatz und der Betrieb von Rikschas dazugekommen. Zudem hatte er auch früher schon mehrfach auf die schlechte Anbindung des Flugplatzes Norddeich hingewiesen. Auch widersprach er der Ansicht von FLN-Geschäftsführer Olaf Weddermann, dass die Flugplatzanbindung, die derzeit noch mithilfe von Subvention der Gemeinde durch die HUF-Spedition durchgeführt wird, ab dem 1. März nicht mehr gewährleistet sei. Das stimme so nicht, so Goerges, „nur das Wie stand noch nicht fest.“

So war Goerges sehr verwundert, als es auf seine Nachfrage von der FLN hieß, die angebotenen E-Shuttles für die Flugplatzanbindung ständen nicht mehr zur Verfügung. Wie auf Kreisen der Reederei Norden-Frisia, der Muttergesellschaft der FLN, zu hören war, ist es richtig, dass diese Anfrage kam, allerdings ohne einen Ratsbeschluss für den Betrieb. Für die Frisia stand somit immer noch die Ratsentscheidung von vor zwei Jahren auf Ablehnung der E-Fahrzeuge im Raum, und man konnte die Fahrzeuge anderweitig verkaufen. Auch von Ratsmitgliedern wurde bestätigt, dass das Thema in den letzten Wochen nicht im Rat oder Ausschüssen platziert war.

Desweiteren ging Goeges auf die Jugendbildungsstätte ein. Hier gäbe es die Einnahmen des Verkehrslandeplatzes durch die Start- und Landegebühren, die Pacht aus dem Restaurant und die Einnahmen aus den Lehrgängen und Kursen mit Jugendlichen. „Das jetzt alles infrage gestellt wird, sehe ich nicht.“ Er stehe hier in enger Abstimmung mit der Jubi-Leitung.

Für Goerges sei klar, dass die FLN die Einstellung endgültig entschieden hat, daher habe er mit anderen Fluglinien über einen Dienst nach Juist gesprochen. Hier gäbe es mehr als einen Interessenten, zumal Weddermann zugesagt habe, ein anderer Anbieter dürfe auch von Flugplatz Norddeich aus Juist anfliegen. „Es gibt Flugzeuge und Anbieter, mehr sage ich im Moment noch nicht“, so Goerges. Es sei in jedem Fall wichtig, dass der Juist-Gast wissen muss, wie es ab dem 1. März weitergeht. Er gab aber zu, dass alles „finanziell grenzwertig“ sei und ob alles so auf der Insel weitergehe wie bisher, sei fraglich.

Zudem sei ein Antrag von Juist auf die Einrichtung eines Shuttle-Service zum Flugplatz bei der Verwaltung eingegangen, dieser werde im Moment geprüft. Weiter führte Goerges aus, dass man prüfen müsste, welche Möglichkeiten die Gemeinde hätte, den Flugplatz als Gesamtpaket für Ausflüge interessanter zu machen. Dazu sei unter anderem ein attraktives Restaurant (das derzeit allerdings ohne Pächter/Betreiber ist) vonnöten.

Leider hatte unsere Kollegin Marina Folkerts von der Norder Redaktion der NWZ zwei Tage lang unzählige Versuche unternommen, den Verwaltungschef wegen einer Stellungnahme ans Telefon zu bekommen, auch Mails blieben unbeantwortet. Daher hatte sie schließlich nochmal ein ausführliches Gespräch zu dem Thema mit Olaf Weddermann von der FLN geführt. Dieser wies darauf hin, dass die Einstellung eigentlich nicht unerwartet kam.„Es hat klare Signale gegeben, viele Gespräche wurden geführt und auch in einer öffentlichen Ratssitzung habe ich erklärt, wie viele Hunderttausende Minus wir machen“, sagte Weddermann gegenüber der NWZ.

Und weiter hieß es: „Sehr unwahrscheinlich, dass es weitergeht“, sagt FLN-Geschäftsführer Olaf Weddermann im Gespräch mit der NWZ. Denn die sinkenden Fluggastzahlen seien in erster Linie auf die Konkurrenz durch die Schnellfähren zurückzuführen. „Seitdem die Inselexpresse und Töwis unterwegs sind, haben wir 50 Prozent unserer Fluggäste verloren“, erklärte er. Seit Jahren sind die Passagierzahlen rückläufig – zum 31. Dezember 2024 seien diese nochmal „dramatisch abgesunken“, sagte Weddermann. „Im Schnitt haben wir nur zwei Menschen pro Flug transportiert. Es geht einfach nicht mehr. Wir müssen handeln“, so der FLN-Chef weiter. Das Geschäftsmodell sei nicht mehr tragfähig. Hinzu kamen wohl auch vakante Stellen auf dem Flugplatz Harlesiel, so dass man die Mitarbeiter jetzt dort unterbringen könnte.

Wie es nach dem 1. März weitergeht, ist laut Weddermann unklar: „Mir ist von der Inselgemeinde nicht kommuniziert worden, was ab dem 1. März passiert“, sagte er. Diese „undefinierte Situation“ sei auch für die Gäste, die in den Urlaub wollen, schwierig. Dass die Inselgemeinde angeblich an Plänen arbeite, ließ sich von ihm bislang nicht bestätigen.

TEXT: STEFAN ERDMANN, MARINA FOLKERTS/NWZ
FOTO: STEFAN ERDMANN

Anmerkung: Den kompletten Artikel über das Gespräch mit der FLN finden Sie auf www.nwzonline.de

 
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