Am 12. Juli 1964 fand der erste Gottesdienst in der heutigen evangelischen Inselkirche statt. Aus diesem Anlass stand der Freitagabend-Gottesdienst ganz im Zeichen dieses Jubiläums. Es gab zudem im Anschluss noch einen Sekt für die Teilnehmer, wobei der starke Regen an diesem Abend dafür sorgte, dass sich nicht so ganz viele noch raus trauten und sich auf den Weg zur Inselkirche machten.
Der Gottesdienst wurde von Inselpastorin Stefanie Lohmann zusammen mit ihrer Vorgängerin Elisabeth Tobaben abgehalten. Die Ereignisse vor sechzig Jahren stellten sie quasi in einer Art Gespräch mit Fragen und Antworten dar. Tobaben hatte sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt, so dass alle Kirchen, die es im Laufe der Jahrhunderte auf Juist gab, Erwähnung fanden. „Kirchen waren auf Juist immer besonders wichtig. Gingen sie durch Sturmfluten oder Inselverschiebungen verloren, sammelte man immer wieder die Steine auf und errichtete an neuen Orten ein neues Gotteshaus“, stellten die beiden Pastorinnen fest.
Der Gottesdienst vor 60 Jahren fand indes noch in einer Baustelle statt, wußte sie zu berichten. Wie auch heute, wurde der Bau nicht termingerecht fertig, und die damalige „Kurhalle“ (heute „Haus des Gastes"), wo den Winter über die Zusammenkünfte der Kirche stattfanden, stand nicht mehr zur Verfügung, weil nun wieder andere Veranstaltungen dort durchgeführt wurden.
Zahlreiche Dinge, die heute selbstverständlich sind, kamen erst später, so zum Beispiel das Altarbild. Aber auch der Kirchturm. Die neue Kirche war erst ohne Turm geplant, damit konnten die Juister sich aber in keinster Weise anfreunden, so dass 1966/67 der heutige Turm davor gesetzt wurde. (Dieser soll übrigens in der kommenden Bausaison aufwändig saniert werden).
Begleitet wurde der Gottesdienst von der Gästekantorei. Kantor Stephan Reiß hatte mit diesen eine Chorversion von „Nun danket alle Gott“ Das ist der Titel eines von dem protestantischen Eilenburger Geistlichen Martin Rinckart (1586–1649) verfassten Chorals. Er zählt zu den bekanntesten geistlichen Liedern in deutscher Sprache und ist weltweit bekannt. Auch gab es ein Quiz für die Gottesdienst-Teilnehmer, sie musste die Höhe des Turmes schätzen. Eine Sängerin aus der Gästekantorei hatte mit 12,5 Metern das konkrete Ergebnis geschätzt.
Das Veranstaltungsteam aus dem Terrassensaal hatte Gläser und Getränke in den hinteren Bereich der Kirche geholt und aufgebaut. Eigentlich sollte die kleine Jubiläumsfeier draußen unterm Kirchturm stattfinden, aber das war natürlich bei dem Wetter aussichtslos. Auch beim Gang von Kirche zum Terrassensaal wären die Teilnehmer so nass geworden, dass sie gar nicht mehr reingegangen wären. Daher entschloss man sich spontan, diesen Abschluss im Kirchenraum durchzuführen, wo es dann auch noch viele gute Gespräche gab, bevor man sich durch den immer noch anhaltenden Regen nach Hause begab.
Unser Foto auf der Startseite zeigt Elisabeth Tobaben (vorne), welche die Geschichte der Inselkirchen erläuterte, dazu hielten Inselpastorin Stefanie Lohmann und Kantor Stephan Reiß einen Plan hoch, den Konfirmanden der Insel erstellt hatten. Ein weiteres Bild zeigt die Gästekantorei. Die beiden historischen Bilder zeigen die Inselkirche, die abgerissen wurde, um Platz für den jetzigen Neubau zu bekommen. Der Abriss ist übrigens bis heute nicht unumstritten. Das Foto mit der dunklen Bemalung stammt aus dem Endstation der Kirche, dass mit dem weißen Turm und Wänden soll um 1930 herum entstanden sein. Leider haben wir in unserem doch recht umfangreichen Archiv kein Foto von der jetzigen Inselkirche, als der Turm noch nicht davor stand, gefunden.
TEXT UND FOTOS: STEFAN ERDMANN
HISTORISCHE FOTOS: SAMMLUNG JOACHIM RUST