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Rat und Verwaltung: Aktueller Sachstand zur Entwicklung des Grundwasserspiegels auf Juist

Beigetragen von JNN am 04. Jan 2024 - 13:34 Uhr

Bild 0 von Aktueller Sachstand zur Entwicklung des Grundwasserspiegels auf Juist [2]

Die starken und lang anhaltenden Regenfälle haben auf Juist zwar nicht die Hochwasserstände mit den schlimmen Folgen wie teilweise auf dem Festland ausgelöst, aber die hohen Grundwasserstände bereiten hier ebenfalls zunehmend Probleme. In der neuen Ausgabe der "Juister Inselpost" informiert Bürgermeister Dr. Tjark Goerges über die Lage auf der Insel, um diese Infos einer möglichst großen Leserschaft näher zu bringen, finden Sie den Bericht auch hier auf JNN.

Wie bereits Anfang Dezember während der letzten Ratssitzung mitgeteilt, werden wir mit einem erhöhten Grundwasserspiegel konfrontiert. Inzwischen ist der Grundwasserspiegel so nennenswert angestiegen, dass wir von West nach Ost, also im Loog, der Siedlung, dem Dorfzentrum und dem Ostdorf eine immer mehr steigende Anzahl an Häusern zählen, deren Keller nicht komplett gegen drückendes Wasser abgedichtet sind. Vor diesem Hintergrund erhielt ich mehrere Anfragen hinsichtlich der Möglichkeiten dieser Entwicklung zu begegnen.

Gestern (Mittwoch, den 03. Januar 2024) saßen wir als Kernteam (Vertreter des Wasserwerks, Kläranlage, NLWKN, Feuerwehr und Bauunterhaltung) zusammen und haben verschiedene Varianten geprüft. Das Ergebnis möchte ich Ihnen kurz darstellen.

1. Nach aktueller Schätzung liegt der Grundwasserspiegel im Mittel 40-50 cm
oberhalb des üblichen Pegels. Normalerweise erwarten wir den Jahreshöchststand Ende Februar.

2. Laut NLWKN sind die Entwässerungsgräben, –leitungen und –siele voll
funktionstüchtig und stellen keine Barriere dar.

3. Die gesamte Inselentwässerung ist so konzipiert, dass die absolute
Regenmenge pro Jahr (ca. 780mm) und die üblichen Niederschlagsverteilungen ordentlich entwässert werden können. Aktuell wissen wir allerdings, dass bereits während der letzten 5 Monate bereits über 800mm Niederschlag gefallen sind.

4. Eine Erhöhung der Wasserentnahmemenge aus unseren Trinkwasserbrunnen
wird keinen nennenswerten Effekt haben, da diese Brunnen außerhalb der
bebauten Gebiete liegen und die absoluten Mengen in keinem Verhältnis
stehen.

5. Zusätzliche Entwässerungsmengen können nicht über das Schmutzwasser in
die Kläranlage gepumpt werden, da diese auch bereits am Limit fährt. Die
Mengen entsprechen denen der Hochsaison, allerdings massiv verdünnt.

6. Es gab Anfragen, konkrete Areale oberflächlich abzupumpen, damit die
benachbarten Häuser „entlastet“ werden. Hier erwarten wir einerseits keine
sofortige Senkung des umliegenden Grundwassers, sondern eher eine
unkontrollierte Absenkung, die auch möglicherweise zu statischen Problemen
der Häuser führen, für die wir keine Verantwortung übernehmen können.
Andererseits wissen wir durch klassische bautätigkeitsbedingte
Grundwasserabsenkungen, dass Haus für Haus ein komplettes Pumpsystem
etabliert werden muss. Hinzu kommt, dass bei diesen genehmigungspflichtigen
Verfahren auch die möglichen Standfestigkeitseffekte auf die benachbarten
Grundstücke bewertet werden müssen. Vor diesem Hintergrund erscheint die
individuelle Maßnahme keine Lösung für die Vielzahl der betroffenen Häuser zu
sein.

Des Weiteren wurde ich beauftragt, mit Vertretern des Landkreises Optionen zu
erörtert. Nach Rücksprache mit zwei Kollegen vom Landkreis, dem Amt für
Kreisstraßen, Wasserwirtschaft und Deiche wurden die oben geschriebenen Ansätze bestätigt und darauf hingewiesen, dass tatsächlich die Immobilienbesitzer selbst sicherstellen müssen, dass kein drückendes Wasser durch den Estrich oder das Fundament gelangen können.

In der Summe kommen wir zu dem Ergebnis, dass der individuelle Fall teilweise mit enormem Aufwand verbunden ist. Allerdings ist die Gefährdung durch drückendes Wasser belastet zu werden eher ein Ergebnis der baulichen Rahmenbedingungen.

Diese dramatische Situation ist für unsere Region sehr selten und tritt vielleicht nur alle 20-30 Jahre auf. Vor diesem Hintergrund sind einige Häuser mit einem größeren Risikopotential erbaut worden. Deshalb wird dieser Gesamtzustand noch nicht im Kontext des Katastrophenschutzes betrachtet.

Mit dem Hintergrundwissen, dass während der nächsten 14 Tage keine
nennenswerten Niederschläge mehr erwartet werden, sind wir so verblieben, dass Mitte kommender Woche die Lage erneut bewertet wird. Fest steht aus meiner Sicht, dass nach Rückbildung dieses hohen Grundwasserstandes und möglicher Trocknung der betroffenen Keller, passende Fachleute nach Juist eingeladen werden. Es obliegt dann den betroffenen Hausbesitzern Maßnahmen umzusetzen, die vor dem nächsten Ereignis schützen werden.

Lassen Sie sich nicht entmutigen.
Ihr Tjark Goerges

TEXTQUELLE: JUISTER INSELPOST NR. 1/2024

 
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