„Juist hat sich zu einer Premiumdestination entwickelt, die es zu erhalten gilt,“ so Bürgermeister Dr. Tjark Georges auf seinem Neujahrsempfang am vergangenen Wochenende im Hotel „Friesenhof“. Das Zusammenspiel aller Beteiligten, insbesondere der Leistungsträger aus Hotel, Gastronomie, Vermietung und Versorgung sei der Garant dafür ist, dass Juist zu den Premiumdestinationen in Deutschland zählt. Allerdings befinde man sich auch im „Krisenmodus“.
„Personalmangel, Mehrwertsteuererhöhung, Inflation und vieles mehr fordern uns heraus und bedeuten eine hohe Flexibilität, nicht nur bei uns, sondern auch beim Gast“, so Georges weiter. Nach vielen Jahren der florierenden Wirtschaft man sich mit einem Wandel auseinandersetzen, der mehr Flexibilität erfordert und neue Denkweisen benötigt: „Im Extremfall heißt es in der Zukunft, dass dann Automaten dem Gast an Bord der Frisia-Schiffe Getränke verkaufen, aber es ist die Frage, ob das zu Juist passt.“
Das Gastronomieangebot sei auf Juist im steten Wandel. Traditionelle Restaurants verändern ihr Gesicht und alt eingesessene Lokale schließen. Für Juist sei es wichtig, so der Bürgermeister, dass man nicht nur für den Gast ein kompetentes und ansprechendes Angebot erhalten und entwickeln müsse, auch für die Insulaner muss ein ansprechendes Potpourri vorhanden sein.
Eines der Hauptprobleme aller Inseln ist der Wohnraum für Einheimische und Mitarbeiter. Goerges: „Ohne Dauerwohnraum wird es für Juist schwierig werden, in Zukunft für Juister bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können“. Einerseits sei es notwendig, den Ausverkauf der Insel zu bremsen. Ergänzend zu entsprechenden Festsetzungen vom Dauerwohnraum in den Bebauungsplänen müssen die Gemeinde über weitere Instrumente nachdenken und diese politisch umsetzen.
Parallel gibt es sehr positive Entwicklungen, zu denen die Juist – Infrastruktur und Wohnen eG wesentlich beitrage. Deren Objekt in der Gartenstraße ist komplett bewohnt und weitere Objekte sind in der konkreten Planung. Dies gelingt insbesondere durch das außergewöhnliche Engagement der Genossenschaft. Zudem plant aber auch die Kommune an der Flugplatzstraße drei weitere Wohneinheiten zu erwerben.
Ein weiterer elementarer Punkt auf Juist sei der Küstenschutz. Der Deichneubau zwischen Ort und Loog soll jetzt in die Planungsphase gehen und damit wird die Insel wahrscheinlich während der nächsten fünf Jahre größere Baumaßnahmen erleben. Kritik äußerte der Verwaltungschef an der Lage im Westen der Insel: „Im Kontext mit dem Deichneubau ist es umso wichtiger, dass uns das NLWKN nochmals über die Sicherungskonzepte der Billspitze informiert. Insbesondere nach den Dünenabbrüchen des letzten Jahres sind Zweifel entstanden, dass die für den Küstenschutz Verantwortlichen unsere Interessen wirklich wahrgenommen haben.“
Ein großes Projekt wird allerdings die Entwicklung des Hafens sein. Einerseits ist die Grundsubstanz in die Jahre gekommen und andererseits plant die Kommune mit allen Beteiligten die Erweiterung als zentrales Gewerbegebiet. Der Verwaltungschef erinnerte in dem Zusammenhang nochmal daran, dass Juist erheblich benachteiligt ist, weil die Insel – im Gegensatz zu den anderen Inseln mit Landeshäfen – einen gemeindeeigenen Hafen betreibt und finanziert. Eine weitere große Baumaßnahme wird die Erneuerung der Druckrohrleitung vom Ort zur Kläranlage werden.
Heute zählt Juist 1.608 ( Vorjahr 1.618) Einwohner, von denen 749 männlich und 859 weiblich sind. Goerges dazu: „Weitere Aufschlüsselungen der Geschlechter liegen uns nicht vor. Das weibliche Geschlecht dominiert definitiv den Juister Zusammenhalt“. Interessant sei zudem, dass davon knapp 1000 Menschen einen deutschen Pass besitzen und 600 Zugezogene aus anderen Ländern stammen. Dieser Anteil mit gut 35% stellt im Landkreis Aurich den höchsten Anteil im kommunalen Vergleich dar. Den größten Anteil machen hier die polnischstämmigen Juister aus, aber auch gibt es geflüchtete Menschen aus der Ukraine und beruflich Neugierige aus Vietnam, Kosovo-Albanien, Rumänien und weiteren Ländern.
Auch auf das Ehrenamt ging der Bürgermeister ein: „Der Zusammenhalt unserer Gemeinschaft wird wesentlich durch das ehrenamtliche Engagement geprägt. So danke ich allen Vereinen für Ihren Beitrag, stelle allerdings auch fest, dass die Mindeststärken einzelner Gruppen nur noch begrenzt ausreichen, sich in gewohnter Weise einzubringen.“ Deshalb solle jeder, der auf Juist lebt, sich in den Vereinen und Institutionen einbringen, zumal dieses auch viel Spaß bringe.
Es kämen wiederkehrend Zweifel auf, ob die Verwaltung die Dinge in der Geschwindigkeit umsetzen, wie dies vom Rat gewünscht wird. Nach sieben Jahren im Amt hob Goerges dazu hervor, dass viele Dinge umgesetzt wurden, allerdings die Anzahl und Herausforderungen stetig steigen. Viele Themen schwelen bereits seit Jahrzehnten und wurden von seinen Vorgängern nicht angefasst, zusätzlich kämen neue Punkte hinzu. Deshalb sei man auch gefragt, zu prüfen, welche der Aufgaben in Zukunft durch externe Dritte erledigt werden können. Ein Lichtblick sei allerdings, dass man in diesem Jahr insgesamt drei Auszubildende unter Vertrag haben werden.
Über eine besondere Ehrung beim Neujahrsempfang werden wir noch in einem gesonderten Artikel berichte.
Unser Foto auf der Startseite zeigt Thomas Fisser vom Juister Shanty-Chor, der mit seinem Schifferklavier während des Empfangs einige Stücke zu Gehör brachte.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN