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News: Streit zwischen Inselärzten und Landkreis schwellt weiter

Beigetragen von JNN am 12. Jun 2023 - 17:01 Uhr

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Inselarzt Dr. Martin Birkenfeld hat seinen Vertrag mit der Landkreis Aurich Rettungsdienst gGmbH als Trägerin des Rettungsdienstes zur notärztlichen Versorgung der Inselbewohner und Gäste zum 31. Oktober 2023 gekündigt. Damit geht ein Streit zwischen den Juister Ärzten und dem Landkreis Aurich in eine neue Runde.

Wie die Nordwest-Zeitung (NWZ) und deren weitere Zeitungen (Emder Zeitung, Anzeiger für Harlingerland, Wittmund) Ende vergangener Woche berichteten, begründet der Arzt den Schritt mit der Haltung des Landkreises in der strittigen Frage der Vergütung von Notdiensten. Weiter heißt es: „Insbesondere kritisieren die Ärzte das Verhalten der Verantwortlichen, insbesondere von Rettungsdienst-Geschäftsführer Marcel Schäfer, als arrogant.“

Den Streit um die Honorarzahlungen für notärztlichen Dienst gibt es ja schon seit längere Zeit (JNN berichtete), doch nun brachte ein geplanter Krisengipfel mit Vertretern des Landkreises, der eigentlich für 5. Juni auf Juist vorgesehen war, das Fass zum überlaufen. Nach Darstellung von Dr. Okot-Opiro gegenüber der NWZ hatte sich der Landkreis zwei Wochen zuvor mit der Bitte gemeldet, den Ortstermin durch eine Videokonferenz zu ersetzen. Die Insel-Ärzte hätten aber das persönliche Gespräch vorgezogen und darum gebeten, am Ortstermin festzuhalten. Es habe aber keine Reaktion gegeben, zum angesetzten Termin ist dann ohne Angaben von Gründen niemand erschienen.

Schon seit geraumer Zeit wettern die beiden Hausärzte gegen die ihrer Meinung nach unzureichende Bezahlung ihrer Notdienste. Vom Landkreis erhalten sie für Bereitschaftsdienst 50 Euro pro Tag. Für jeden Notdiensteinsatz kommt pauschal 180 Euro hinzu. Dass ein Vierundzwanzig-Stunden-Bereitschaftsdienst mit 50 Euro abgegolten sein sollen, wollen Dr. Okot-Opiro und Dr. Birkenfeld nicht akzeptieren.

„Auf dem Festland erhalten Notärzte 40 bis 60 Euro – nicht pro Tag, sondern pro Stunde“, heißt es in einem Schreiben der Ärzte an Landrat Olaf Meinen. Auch die Einsatzpauschale stehe in keinem Vergleich zum Aufwand; zumal im Winterhalbjahr kaum Einsätze anfielen. Wie NWZ-Chefreporter Christoph Kiefer erfuhr, hätten sich die Inselärzte besonders erbost, als sie erfahren haben, dass der Landkreis einen Notarzt vom Festland während einer Vertretung mit 50 Euro pro Stunde plus 180 Euro pro Einsatz honoriert hat. Okot-Opiro und Birkenfeld fordern Gleichbehandlung und daher ebenfalls diese Summe.

Der Landkreis sieht man die Sache natürlich ganz anders und reagierte „sauer“ auf die Forderungen. Die Notarztversorgung auf dem Festland sei mit der auf der Insel nicht vergleichbar, heißt es in einer Antwort von Landrat Meinen. Tagsüber seien die Kliniken zuständig; in der Nacht und an Wochenenden Honorarärzte, die mühsam gesucht werden müssten. Auf den Inseln sei die Notfallversorgung über die Hausärzte gesichert, die neben ihrer Praxis bei Notfällen zur Verfügung stünden. Die Vereinbarung mit den Juister Ärzten könne sich sehen lassen, schreibt Meinen; im Vergleich mit der auf anderen Inseln sei sie attraktiv.

Meinen bot nun je zehn Euro mehr für Tages- und Einsatzpauschale an. Nach Landkreis-Berechnung stiege der Aufwand für die Notarzt-Vergütung auf Juist durch diesen Zuschlag von derzeit jährlich 108.250 Euro auf 116 900 Euro – 500 Noteinsätze im Jahr zugrunde gelegt. Ein Honorar wie von den Juister Ärzten gefordert, würde mit 350 400 Euro zu Buche schlagen.

Der Landrat verweist zum Vergleich auf die jährlichen Gesamtkosten von rund 65.000 Euro in „anderen Kommunen“. Die Juister Ärzte erhielten in der Summe mehr als die Honorarzahlungen an die Inselärzte der Inseln Baltrum und Norderney zusammen.

Die beiden Juister Ärzte zeigen sich von den Berechnungen des Landrats unbeeindruckt. Die ostfriesischen Inseln ließen sich aufgrund der Größe und der Abhängigkeit von der Tide nicht vergleichen. Eine Erklärung, warum Notarzttätigkeit an Land so viel besser vergütet werde, bleibe der Landkreis schuldig. Martin Birkenfeld seine Berechnungen sehen anders aus: „Da der neue Vertrag für einen Großteil der Einsätze keine Pauschale mehr vorsehe, würden wir uns finanziell sogar verschlechtern.“

Okot-Opiro und Birkenfeld haben sich auch an die Politik des Landkreises gewandt und in einem Brief an die SPD- und CDU-Fraktion des Auricher Kreistages vor einer Eskalation gewarnt. Ansonsten sehe es „schlecht aus mit der Notarztversorgung auf Juist“, schrieben die beiden erbosten Hausärzte. Mit der Kündigung ist diese Eskalation jetzt schließlich eingetreten.

TEXTQUELLE: NORDWESTZEITUNG/CHRISTOPH KIEFER
FOTO: STEFAN ERDMANN

 
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