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News: Grünkohlessen zur Feier „50 Jahre Interessengemeinschaft Loog“

Beigetragen von S.Erdmann am 12. Jan 2023 - 11:33 Uhr

Bild 0 von Grünkohlessen zur Feier „50 Jahre Interessengemeinschaft Loog“ [2]

Am 10. Januar 1973 gründeten rund einhundert Einwohner aus dem Ortsteil Loog in der Gaststätte „Delfter Stuben“ die „Interessengemeinschaft Loog“. Auf den Tag genau 50 Jahre später trafen sich rund 30 Loogster in der „Domäne Loog“, um dort das fünfzigjährige Bestehen der IG mit einem gemeinsamen Grünkohlessen zu feiern und das abgelaufene halbe Jahrhundert Revue passieren zu lassen.

„Es ist viel passiert in den 50 Jahren, vor allem wurde viel für das Loog, seine Einwohnern und seine Gästen und somit auch für die Insel Juist geschafft,“ stellte Jochen Büsing, Vorsitzender der IG, fest. Er hoffe, dass man auch das 60. Jubiläum noch feiern kann, denn durch verschiedene Faktoren – vor allem durch den Verkauf von Häusern an finanzstarke Festländer, die diese dann nur im Sommer als Ferienhäuser nutzen – gäbe es immer weniger Loogster, die ganzjährig dort leben und bereit seien, sich in und für die Gemeinschaft zu engagieren.

Seit 2008 ist Jochen Büsing Vorsitzender der IG Loog, weitere Vorstandsmitglieder sind zudem Simone Heyken und Frauke Eilers. Büsing ist im und mit dem Loog groß geworden, im Jahr 2010 schrieb er sogar ein Buch mit dem Titel „Im Loog….“, dass sich intensiv mit der Geschichte des „anderen Juister Ortsteils“ beschäftigt. Für JNN hat er hier speziell die Geschichte der Interessengemeinschaft Loog niedergeschrieben:

„Nach Ende des II. Weltkrieges erlebte Juist wieder einen rasanten Aufschwung seines Kurbetriebes. Parallel dazu wuchs die Bevölkerung stetig an und es herrschte großer Mangel an Wohnraum. Ende der fünfziger Jahre wies die Inselgemeinde daher das Loog, das zu diesem Zeitpunkt aus lediglich einer Handvoll Gebäuden bestand, als Neubaugebiet aus. Es entstanden innerhalb von wenigen Jahren über sechzig neue Häuser und der Ortsteil erreicht Mitte der sechziger Jahre seine heutige Ausdehnung. Neben Juistern und ehemaligen Vertriebenen fanden auch viele Handwerker vom Festland, die damals auf der Insel zahlreich tätig waren, hier eine neue Heimat.

Zwar waren die Grundstücke mit den notwendigen Ver- und Entsorgungsleitungen erschlossen, doch mangelte es an einer weitergehenden, kommunalen Infrastruktur für die Loogster und ihren Badegästen, die sich bald zahlreich einstellten. Viele Wege waren ungepflastert, der Aufgang zum Strand unbefestigt, steil und hatte keine Toiletten. Es gab keine Sitzbänke, Kuranlagen oder überhaupt irgendwelche öffentlichen Einrichtungen im Loog. Doch die Gemeindeverwaltung sah sich nicht in der Lage, die von einzelnen Loogster Bürgern an sie heran getragenen Wünsche und Forderungen in absehbarer Zeit umzusetzen. Bei den Loogstern reifte der Entschluss, selbst tätig zu werden. Doch dazu bedurfte es einer organisatorischen Form.

Auf Einladung der beiden Loogster und damaligen Gemeinderatsmitglieder Arend Janssen-Visser (sen. sen.) (SPD) und Johann Wübben (CDU), versammelten sich am 10. Januar 1973 rund hundert Loogster Bürger in den „Delfter Stuben“ und hoben die Interessengemeinschaft Loog aus der Taufe. Geladen und erschienen war auch der Juister Gemeindedirektor. Dieser wies in einer Grußansprache auf eine angespannte finanzielle Situation der Inselgemeinde hin, versprach aber die neue Gemeinschaft zu unterstützen.

Freiwilligkeit, Gestaltungswille und Gemeinschaftssinn sollten helfen, die Wahrung berechtigten Anliegen gegenüber Rat und Gemeindeverwaltung nachdrücklicher durchzusetzen und einer möglichen Benachteiligung in struktureller Hinsicht gegenüber dem Dorf entgegenzuwirken. Basisdemokratisch, überparteilich aber nicht unpolitisch und ohne Verfolgung von finanziellen Interessen, stand und steht die Interessengemeinschaft für jeden offen, sich für das Loog zu engagieren. Die Interessengemeinschaft wurde bewusst nicht als eingetragener Verein angelegt, da man befürchtete die oben genannten Motive mit den Vorgaben und Zwängen des deutschen Vereinsrechts zu untergraben. Man glaubte so dem Sinn und Zweck dieser Gemeinschaft gerechter zu werden, um so mehr Bürger zum Mitwirken zu bewegen.

Doch ohne Vorstand ging es nicht. Diesem gehörten zu Beginn immer fünf Mitglieder an, die zunächst im Jahresrhythmus wechselten. Den ersten Vorstand bildeten der damalige Inselschullehrer Peter Höhner (1. Vorsitzender), Hannelore Koch, Lisbeth Munier, Carola Stegmeyer und Heino Büsing.

Bereits im April 1973 fand zum ersten Mal eine Müllsammlungsaktion, mit 96 Teilnehmern, im Loog statt, die zum Vorbild der „Aktion Saubere Insel“ wurde. Als soziales Projekt eröffnete die IG Loog zunächst im Herbst 1973 einen Kinderspielkreis. Loogster Frauen, viele von ihnen ausgebildete Erzieherinnen, betreuten in einem privatem Kindergarten die Kleinsten in den Räumlichkeiten des alten „Kinderkurheim am Meer“. Bis Ende 1977 konnte die Einrichtung aufrecht erhalten werden, als man aufgrund eines Umbaus des Hauses zum Veranstaltungshaus „Haus des Gastes“ (später umbenannt in „Loogster Huus“) den Spielkreis schließen musste.

Trotz neuem Veranstaltungssaal und wiederholter Aufforderung, sah sich die Kurverwaltung außerstande, kulturelle Angebote für das Haus anzubieten. Somit entwickelte zu Beginn der 1980-ziger Jahre Karl Koch ein Veranstaltungsprogramm für Kurgäste, mit Vorträgen und Dia-Abenden. Selbst die Theatergruppe „Antjemöh“ vom Heimatverein Juist spielte einmal dort. Beide Kirchengemeinden hielten Gottesdienste ab und 1992 wurde im „Loogster Huus“ eine öffentliche Leihbibliothek eingerichtet.

Vor allem straßenbauliche Vorhaben konnten mit Unterstützung der Inselgemeinde in den folgenden Jahrzehnten umgesetzt werden. Man pflasterte etliche Wege, wie zunächst den Piratenpad (Frühjahr 1973). Dann folgte der gesamte Loogster Pad, von der Memmertstraße bis zur Störtebekerstraße (1973, 1974) und weiter bis zum Pilzanker (1983) sowie später den Haaks Gat (1994). 1977 entstand in Richtung der Domäne Loog ein Fußballplatz. Heute befindet sich hier eine Pferdekoppel.

Die Pflasterung am Glascontainerplatz (1985) sowie die Fahrradstellplätze am Strandaufgang (1988) und Küstenmuseum (1989) entstanden. Man errichtete Unterstellhäuschen (1993 Bill, 1995 Loog), stellte Spielgeräte und Parkbänke auf (1980, 2009, 2014, 2017) und baute die Aussichtsplattform „Dree-Water-Utkiek“, auch als „Kartoffelkiste“ bekannt, am Strandaufgang (1998). Das Vordach am „Loogster Huus“ entstand (2000), der Name „Loogster Huus“ wurde montiert (2002) und man stellte einen zweiten Zugang zum kleinen Kurgarten her (2009). Alle Projekte wurden immer in freiwilliger und ehrenamtlicher Leistung an den Herbst- und Winterwochenenden erbracht. Das dafür notwendige Material stellte die Inselgemeinde kostenlos zur Verfügung, größeres Werkzeug die damalige Baufirma Joh. Wilken. Heiße und kalte Getränke sowie belegte Brötchen besorgten die Loogster Haushalte.

Gescheitert ist letztlich nur ein Projekt, das von Beginn an aber als eines der wichtigsten Vorhaben angesehen wurde; auf dem Gelände zwischen der Hammerseestraße und dem Küstenmuseum sollte im Herbst 1973 ein Kurpark entstehen. Trotz Ideenwettbewerbe, Gespräche mit Eigentümern und Gemeindeverwaltung blieb dieser Wunsch leider unerfüllt.

Seit 1977 trifft man sich im Winterhalbjahr allmonatlich in einer der Loogster Gaststätten zum „Klönabend“. Hier wird alles Neue und Wichtige besprochen, oder man sitzt einfach nur gemütlich beisammen und pflegt die Nachbarschaft. Eine Weihnachtsfeier, einschließlich Besuch vom Nikolaus, sowie Neujahrsempfang, jeweils mit Grillwurst und Glühwein, runden das Jahr ab. Seit 1988 findet alljährlich ein ganztägiges Maifest statt, das sich mittlerweile zu einem Höhepunkt auf dem Juister Veranstaltungskalender entwickelt hat. Unterstützt werden zudem die Sommerkonzerte des Feuerwehrmusikzugs (vorher Musikverein „Harmonia“), die hier in den Abendstunden stattfinden.

Die Interessengemeinschaft Loog bedankt sich auf diesem Wege bei allen Institutionen und Vereinen, die sie in all den Jahrzehnten mit Rat und Tat immer wieder selbstverständlich und uneigennützig unterstützt haben und somit zum Gelingen der vielen Projekte beigetragen haben.

Immer wieder konnte und musste sich die Interessengemeinschaft auch kommunalpolitisch Gehör verschaffen. Durch Anregungen, Einsprüche oder konstruktive Kritik, konnte Einfluss auf verschiedene, vor allem städtebaulich fragwürdige Vorhaben, oder Änderungen im Bebauungsplan genommen, bzw. durchgesetzt werden. Dazu verlegte die Gemeindeverwaltung diverse Bauausschusssitzungen und Bürgerversammlungen ins „Loogster Huus“.

Die Jahrzehnte gingen auch an der IG Loog nicht spurlos vorüber. Es mangelt an Nachwuchs. Ein gewichtiger Grund ist sicherlich im Aufkauf der Häuser durch Nicht-Juister zu finden. Immer weniger Bürger leben ständig hier, die eine Gemeinschaft mit identischen Interessen und Zielen bilden können. Auch die Verweilzeit von neu Hinzugezogenen ist nicht immer von Dauer. Aber dennoch wird sich eine Interessengemeinschaft weiterhin für den Ortsteil und für ein nachbarschaftliches Umfeld engagieren.“

Das Foto oben auf der Startseite zeigt ein Schild, dass für diesen Abend erstellt wurde. Die weiteren Bilder entstanden beim Grünkohlessen. Eine weitere Aufnahme zeigt den Pilzanker, der den Gästen bereits seit vielen Jahren anzeigt, dass sie nun ins Loog kommen. Die alte Archivaufnahme stammt aus den 60er Jahren. Nur der Loogster Pad hatte damals eine schmale und alte Pflasterung, die anderen Straßen waren noch unbefestigt und bis auf die zahlreichen Neubauten war weiter noch nichts im Loog vorhanden. Vor diesem Hintergrund entstand dann die IG Loog mit dem Ziel, hier für Verbesserungen zu sorgen.

TEXT: JOCHEN BÜSING, Einführung: STEFAN ERDMANN
FOTOS: STEFAN ERDMANN – ARCHIVFOTO: SAMMLUNG ACHIM CONRING

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