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News: Auch NLWKN hat Abbrüche am Kräutertal erwartet

Beigetragen von S.Erdmann am 23. Feb 2022 - 12:24 Uhr

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Auf wenig Verständnis stieß auf Juist im August 2020 die letzte Küstenschutzmaßnahme vom Nieders. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hinten an der Bill. Seinerzeit wurde die Sache erst eine Woche vor Baubeginn überhaupt bekannt gegeben, zudem hatte man in der Presseerklärung den tatsächlichen Entnahmeort des Sandes mitten aus den Dünen verschleiert. Allerdings sah der Bürgermeister damals trotzdem keinen Grund, Widerspruch der Gemeinde einzulegen, und der Bau- und Umweltausschuss wurde über die Sache sicherheitshalber gar nicht erst informiert.

Erst die kürzlich verstorbene Juister Kommunalpolitikerin Hilta Depser-Moritz brachte die Sache damals in die Öffentlichkeit. (JNN berichtete seinerzeit ausführlich, die Artikel lassen sich im „Newsarchiv“ in den Monaten August und September 2020 leicht finden). Depser-Moritz, einst Ratsmitglied der Grünen, ist da bereits beim NLWKN vorstellig gewesen und wetterte dann massiv und öffentlich gegen das Projekt, indem sie mögliche Folgen aufzeigte. Diese bestanden aus der Zerstörung des sogenannten Käutertals durch den Sandabtrag und dem Einlaufens von Salzwasser in den Bereich, was später ein völliges Verschwinden der Dünenkette westlich vom Tal nach sich ziehen würde.

Schon zu ihren Lebzeiten blieb das einstige Kräutertal eine Sandwüste, wo sich ein Teich - oder besser gesagt- eine Lache mit braunem und totem Süßwasser bildete. Depser-Moritz sollte auch weiter recht behalten, zwei Tage vor ihrem Tod am 2. Februar 2022 trat dann nämlich beim Sturmtief „Nadja“ der Fall ein, dass sich ein Dünendurchbruch bildete und das Tal mit Salzwasser füllte.

Der derzeitige Zustand, wo jetzt bei jedem höheren Wasserstand weiteres Salzwasser in die Dünen laufen kann, wird seitdem von fast jedem Spaziergänger, der/die sich die Sache dort angesehen hat, kritisiert. Besonders in den sozialen Medien waren zahlreiche Fotos zu sehen und Kommentare zu lesen.

Derzeit werden überall die Dünenabbrüche auf den Inseln ausgemessen, wobei besonders Wangerooge, aber auch Langeoog und Norderney im Focus stehen. Zudem gab es weitere Veränderungen, denn nach „Nadja“ am 31. Januar kamen im Februar bisher drei weitere Orkantiefs mit höheren Wasserständen, so dass sich die Situation laufend verändert. Auch sind bei Starkwind keine Messungen per Drohnen möglich. Daher hat JNN vom NLWKN auf Nachfrage auch keine Antwort auf die Frage, wie es mit den Dünen an der Bill, insbesondere dem Durchbruch zum Kräutertal weiter gehen soll, bekommen. Statt dessen eher eine Rechtfertigung, warum man die Küstenschutzmaßnahme im Sommer 2020 durchgeführt hat.

Hier der komplette Wortlaut der NLWKN-Stellungnahme, die uns Pressesprecher Carsten Lippe zukommen ließ:

„Der Westteil der Insel Juist stellt den Küstenschutz vor große Herausforderungen. Dieser Bereich unterliegt einer längerfristigen Erosion der Strände und Dünen, die durch die großräumigen morphologischen Veränderungen zwischen Borkum und Juist verursacht wird. Bereits in den letzten Jahren hat der NLWKN die Schutzdünen westlich des Hammersees sukzessive verstärkt, um die Sturmflutsicherheit unter diesen Randbedingungen herzustellen.

Die 2020 an der Bill durchgeführte Maßnahme schließt dieses Konzept ab und dient der selektiven Verstärkung der Schutzdünen westlich des Billpolders. Durch Schließung vorhandener Lücken kann der Billpolder auf diese Weise längerfristig, auch bei fortschreitender Erosionstendenz im Westen der Insel, vor Überflutungen geschützt werden.

Die durch den NLWKN erwarteten Abbrüche an der Nordseite des Kräutertals sind wie erwartet aufgetreten. Der Sturmflutschutz für den Billpolder wurde durch die Dünenverstärkung aus 2020 erfolgreich auch gegen Überflutung von Süden sichergestellt. (Anmerkung der Redaktion: Das hat auch geklappt, dass Wasser im Kräutertal lief von Norden rein)

Hintergrund: Die Dünen der Dünenverstärkungen mit einer Mindestbreite von 20 Metern auf einem Höhenniveau von Normalhöhennull (NHN) + 6,5 Meter wurden landschaftsgerecht mit höher aufragenden Kuppen und unterschiedlichen Böschungsneigungen modelliert. Zum Schutz der neugeschaffenen Düne gegen Abtragung durch Windeinwirkung erfolgte eine Bepflanzung mit auf der Insel gewonnenem standorttypischem Strandhafer. Im Weiteren wurde die neue Düne der natürlichen Entwicklung überlassen.“

Zu unserem Foto: Die hier gezeigte Zusammenstellung über die gravierenden Veränderungen am Kräutertal wurde uns von Sven Ahrends von der „Domäne Bill“ dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

 
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