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News: Rettungsdienst auf Juist zukünftig ohne die Inselärzte?

Beigetragen von S.Erdmann am 14. Dez 2022 - 00:04 Uhr

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Die Juister Ärzte, Dr. Martin Birkenfeld und Dr. Paul Okot-Opiro, betreiben seit Jahren nicht nur eigene Praxen auf der Insel, sie übernehmen zudem bei Abwesenheit eines Kollegen dessen Vertretung. Neben der Praxis sind sie für den Rettungsdienst zuständig, den der Landkreis Aurich federführend organisiert. Allerdings gibt es da Probleme, was die Vergütung für diese zusätzlichen Aufgaben angeht. Da es nicht gewährleistet ist, dass die beiden Ärzte zukünftig weiter im Rettungsdienst tätig sein werden, gingen sie damit nun an die Öffentlichkeit.

„Seit zweieinhalb Jahren fordern wir die Verantwortlichen auf, eine angemessene Vergütung zu bezahlen. Mehrfach haben wir die Geschäftsführung und den Leiter des Rettungsdienstes angeschrieben, aber keiner beantwortet unsere Fragen“, so die beiden Inselärzte, denn sie empfinden es so, als wenn sie „wie Ein-Euro-Jobber behandelt werden“.

Der Grund: Sie erhalten nur eine Pauschale von 50,00 Euro pro Tag, das heißt für 24 Stunden im Rettungsdienst, sowie eine Einsatzpauschale, wenn ein Notfalleinsatz anfalle. „Eigentlich unglaublich, was im Jahr 2022 so auf Juist noch möglich ist“, so die Ärzte. Für die magere Vergütung müssten sie zudem ihre eigenen Pkw nutzen und unterhalten. Und was kaum einer weiß, sie müssen obendrein noch Straßengebühren an Kommune und Landkreis zahlen.

Auf Nachfrage der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ (NWZ) äußert sich der Landkreis „irritiert über die Darstellung der Inselärzte“. Der Kreis zahle eine Tages- und eine Einsatzpauschale, und damit sei der finanzielle Ausgleich durchaus vergleichbar mit dem der anderen Notärzte in unserem Bereich.“

Die Rechnung der Inselärzte sieht indes anders aus, denn wenn ein Notarzt zur Vertretung auf die Insel komme, würde es richtig teuer: Dieser Arzt erhalte nämlich auch rund 50 Euro, aber pro Stunde, also 1.200 Euro für 24 Stunden sowie eine Notfalleinsatzpauschale. Das ist quasi das über 20-fache an Vergütung, das die Inselärzte bekommen. Wie die NWZ-Recherchen ergeben haben, zahlen die Rettungsdienste auf dem Festland zwischen 50 und 60 Euro pro Stunde für einen Notarzt.

Die Inselärzte halte es für nicht nachvollziehbar, warum der Rettungsdienst des Landkreises den Notärzten auf Juist nicht entsprechend dieser Arbeit vergüten. Dass während der Notarzteinsätze das Honorar in der Praxis wegbreche, kommt dann noch hinzu, interessiert aber auf dem Festland niemanden.

Es gehe nicht um mehr Geld, sondern um Gleichbehandlung, betonen Paul Okot-Opiro und Martin Birkenfeld in einem Gespräch mit JNN. Seit über 15 Jahren arbeiteten sie für den Rettungsdienst „und zwar unter schwierigen Bedingungen“, denn es gibt auf der Insel kein Labor, kein Krankenhaus und nicht mal ein Röntgengerät. „Es geht uns um Gerechtigkeit, Respekt, Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen, die wir Tag und Nacht erbringen“, so die Juister Ärzte, die betonen, dass sie ihre Leidenschaft als Mediziner gerne auf Juist ausüben. Aber: „Wir müssen unseren Gästen und den Juistern erklären, dass sie nicht überrascht sind, wenn wir in Zukunft nicht mehr im Rettungsdienst tätig sind“, so die Ärzte in einem Brief an den Landkreis.

Der Landkreis Aurich unterscheidet in der Tat bei der Vergütung zwischen dem Notdienst auf dem Festland und auf den Inseln. An Land sicherten Ärzte aus den Kliniken Aurich und Norden tagsüber die notärztliche Versorgung, so ein Sprecher der Verwaltung gegenüber der NWZ. Nachts seien (Klinik-)Ärzte in ihrer Freizeit im Notdienst. „Hierzu erhalten sie eine Stundenpauschale, insbesondere weil es sich um eine stundenweise Tätigkeit handelt.“ Auf den Inseln hingegen übernähmen dort niedergelassenen Kassenärzte Notdienste – „in Form einer Nebentätigkeit auf Honorarbasis“, sagte der Sprecher. Dafür erhielten sie eine Tages- und zusätzlich eine Einsatzpauschale. Diese werde je nach Zeitaufwand erhöht. „Durch diese zwei unterschiedlichen Systeme ist sichergestellt, dass keine der beiden Notarztgruppen finanziell schlechter gestellt wird als die andere“, ist der Landkreis überzeugt.

Wie Inselarzt Dr. Paul Okot-Opiro mitteilte, habe er dem Landkreis Aurich indes diese Aufteilung auch für Juist angeboten: Während der Sprechzeiten keine zusätzliche Vergütung für Notarzt-Bereitschaft, aber eine Vergütung auf Stundenbasis für außerhalb der regulären Praxisöffnung. „Dann bliebe zu regeln, wer den Verdienstausfall trägt, wenn die Praxis für Notfalleinsätze geschlossen werden muss“, sagt der Inselarzt. Der Landkreis habe auf seinen Vorschlag bisher nicht reagiert.

Unser Foto zeigt Dr. Martin Birkenfeld, der für Notfalleinsätze am Strand sogar einen geländegängigen Wagen vorhält, am Juister Strand.
JNN-FOTO: PRIVAT

 
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