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Freiwillige Feuerwehr: Hohe Auszeichnung für scheidenden Gemeindebrandmeister Breeden

Beigetragen von S.Erdmann am 27. Jan 2022 - 11:53 Uhr

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Arend Janssen-Visser wird ab Anfang Februar als neuer Gemeindebrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Juist fungieren. Er ist damit Nachfolger von Thomas Breeden, der nach 18 Jahren für eine vierte Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung steht. Breeden wurde auf der Jahreshauptversammlung der Wehr durch Kreisbrandmeister Dieter Helmers vom Deutschen Feuerwehrverband mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Neuer Stellvertretender Gemeindebrandmeister ist zukünftig Lutz Bohlen.

Die Jahreshauptversammlung konnte kürzlich nach entsprechenden Rücksprachen im großen Saal vom Hotel „Friesenhof“ durchgeführt werden, da dieser eine entsprechende Größe hatte, es sich um eine geschlossene Gesellschaft handelte, und die Eigentümerfamilie die strikte Einhaltung aller Coronaregeln durch alle Teilnehmer streng überwachte.

Im seinem letzten Jahresrückblick konnte Breeden glücklicherweise keine großen Brandeinsätze verzeichnen, wenn man von einem illegalen Grill absieht, der während des Lockdowns im Dünengelände versteckt hinterm Wasserwerk angeworfen wurde und einem Papierkorbbrand, den die Kollegen vom Rettungsdienst mit einem Eimer bereits abgelöscht hatten. Dreizehnmal musste man indes wegen Brandmeldeanlagen ausrücken, die Fehlalarme ausgelöst hatten. Und auch sonst gab es genug für die Wehr zu tun. Zweimal muss das Flugfeld am Verkehrslandeplatz für nächtliche Rettungshubschraubereinsätze ausleuchtet werden, es gab zwei Leichenbergungen, zudem musste eine Person aus dem Schlick im Bootshafen befreit werden, ebenso eine Frau, die in einer öffentlichen Toilette an der Strandpromenade infolge eines defekten Schlosses gefangen war. Insgesamt war das Jahr wegen dem langen Lockdown im Frühjahr auch für die Wehr ruhiger, zudem fielen alle anderen Aktivitäten wie beim Osterfeuer , Aktion Saubere Insel oder Tag der Retter aus.

Für den scheidenden Gemeindebrandmeister gehen auch 18 Jahre Kampf um ein neues Feuerwehrhaus zu Ende, auch hierauf ging Breeden ausführlich ein: „Sehr befremdend nehme ich die Tätigkeit unserer Verwaltung in Sachen Feuerwehrhaus zur Kenntnis.“ Mehrfach sei ein Baubeginn im Herbst zugesagt worden, nur nicht, welcher Herbst gemeint ist, so Breeden.

Erst nach einem Brandbrief mit der Androhung, den Brandschutz mitten in der Saison abzugeben, sei wenigstens die Ausschreibung für ein Planungsbüro in letzter Minute veröffentlicht worden. Breeden: „Aber es ist schon erstaunlich mit welcher Ruhe der Bürgermeister und seine Mitarbeiter diese Pflichtaufgabe aussitzen.“ Durch die Verzögerungen würden auch Folgeschäden wie z.B. ein Fahrzeugbeschaffungsstau entstehen. Breeden wandt sich noch einmal deutlich an Dr. Tjark Goerges: „Bei allem Respekt Herr Bürgermeister, der Bau eines Feuerwehrhauses gehört zu ihren Pflichtaufgaben! Nehmen sie sich dessen endlich an!“

Da es im Vorjahr keine Hauptversammlung gab, erstreckte sich der Jahresrückblick von Gemeindejugendfeuerwehrwart Arend Janssen-Visser auf die Jahre 2020 und 2021: „Der Wahnsinn der vergangenen zwei Jahre ist auch an unserer Jugendfeuerwehr nicht spurlos vorüber gegangen. Insgesamt ruhte unser Dienstbetrieb ganze 187 Tage im ersten Pandemiejahr.“ Nach den Sommerferien ging es im September endlich wieder los, doch bereits Anfang November war erneut Schluss, und der Dienstbetrieb wurde über die Wintermonate 20/21 ausgesetzt. Janssen-Visser weiter: „Zufrieden waren wir mit den Anordnungen, den Dienst einstellen zu müssen, nie so ganz. Schließlich sind Kontakte auf einer Insel im Winterhalbjahr ja ohnehin deutlich reduziert.“ Erst ab Mai 2021 ging es dann endlich wieder los, denn der Dienstbetrieb der Jugendfeuerwehren wurde in Niedersachsen unter Testverpflichtung zugelassen.

Umso erfreulicher sind die sechs Neuzugänge in dieser Zeit, ebenso wurden zwei Mitglieder in die Einsatzabteilung abgegeben. Leider gab es auch Austritte zu verzeichnen, weil die Familien der Jugendlichen die Insel verließen. Dennoch hat man derzeit 16 Mitglieder. Janssen-Visser dankte besonders der Raiffeisen-Volkbank Fresena für eine Spende in Form von Geld für neue Dienstkleidung und der Familie Bolte vom Hotel „Friesenhof“ für neue Hoodies (Kapuzenpullover).

Die Veränderungen in der Wehr würden auch an der Jugendfeuerwehr nicht spurlos vorbei gehen, so Janssen-Visser, (Jugendfeuerwehrwart und dessen Stellvertreter werden jetzt Gemeindebrandmeister und dessen Stellvertreter) dennoch gab er seinen Jugendlichen das Versprechen, sie nicht hängen zu lassen und entsprechende Lösungen zu finden, damit es in der Jugendfeuerwehr auf jeden Fall weiter geht.

Als Neuzugänge wurden in der aktiven Wehr Marina Bockelmann und David Schuler begrüßt. Neu in der Jugendabteilung sind Dominik Birlet, Benyamin Loboda, Tarje Köhler sowie die drei Brüder John, Bryan und Breno Janzen-Hamm. Da es keinerlei Lehrgänge gab, sollte der Punkt „Beförderungen“ eigentlich entfallen, aber es stand noch eine aus, die vor zwei Jahren verschoben wurde, weil der Beförderte nicht zugegen war und es im vergangenen Jahr keine Hauptversammlung gab. So wurde Jakob Habbinga rückwirkend vom Hauptfeuerwehrmann zum Löschmeister befördert, da er 2019 erfolgreich am Gruppenführerlehrgang teilgenommen hatte.

Die Ehrungen für langjährige Mitglieder konnten wegen Abwesenheit nicht durchgeführt werden. Sechzig Jahre ist Reinhard Meyenburg in der Wehr und seit 25 Jahren ist Nils Rehfeldt dabei. Unter dem Punkt Totenehrung wurde zum Sitzungsbeginn eine Gedenkminute für den im Vorjahr verstorbenen Hauptfeuerwehrmann Albertus Poppinga abgehalten.

In Vertretung für den nicht anwesenden Kassenwart musste Oberbrandmeister Stefan Erdmann gleich Kassenberichte für zwei Jahre verlesen. Bedingt durch fehlende Veranstaltungen fehlten auch hier die entsprechenden Einnahmen. Als eine gute Sache bewertete er, wenn Familienangehörige von Verstorbenen statt Kränze und Blumen um Spenden für wohltätige oder gemeinnützige Zwecke bitten. Die Trauerspenden von drei Verstorbenen in den letzten zwei Jahren hätten sich sehr positiv auf die Kassenlage ausgewirkt. Kassenprüfer Andreas Arneke bescheinigte Kassenwart Meint Habbinga wieder eine ordnungsgemäße und übersichtliche Kassenführung.

Da Stabführer und Musikzugführer auf dem Festland waren, entfiel der Jahresbericht vom Musikzug. Infolge der Pandemie gab es aber ohnehin keine Konzerte und Übungsdienste, so dass der Bericht eh entsprechend mager ausgefallen wäre.

Die Wahl der neuen Wehrführung musste gemäß Nieders. Brandschutzgesetz geheim durchgeführt werden, auch wenn nur eine Person zur Auswahl stand, ebenso waren nur die 29 anwesenden Mitglieder der aktiven Wehr stimmberechtigt. Dem Wahlvorschlag von Arend Janssen-Visser, den man auf Juist eigentlich nur unter seinem Spitznamen "Brörie" kennt, folgten 27 Feuerwehrleute, es gab eine Enthaltung und eine ungültige Stimme. Da er bisher stellvertretender Gemeindebrandmeister war, musste jetzt hier auch eine Neuwahl erfolgen, denn die reguläre Wahl wäre erst in drei Jahren fällig gewesen. Lutz Bohlen konnte zufrieden auf 28 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung blicken. Die turnusmäßige Neuwahl des gesamten Kommandos war schnell abgehandelt, sie erfolgte per Handzeichen am Block.

Bürgermeister Dr. Tjark Goerges appellierte dazu, dass alle an einem Strang ziehen sollten, was den Neubau des Feuerwehrhauses angeht, denn auch er sowie Rat und Verwaltung sehen die Notwendigkeit dafür. Leider gäbe es immer wieder Verzögerungen wie jetzt die neuen Vergaberichtlinien für die Planungsleistungen. Ebenso sei man dabei, den haushaltsrechtlichen Rahmen für die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges zu schaffen. Der Verwaltungschef sprach von einem beeindruckenden Teamgeist und Zusammenarbeit innerhalb der Wehr; die Bürger setzen auf der Insel großes Vertrauen in diese Institution.

Kreisbrandmeister Dieter Helmers überbrachte die Grüße vom Landrat und Abschnittsbrandmeister. Auch innerhalb der Kreisfeuerwehr habe die Pandemie in Bezug auf Ausbildung und Lehrgänge viele Planungen zunichte gemacht. Man werde sich aber dafür einsetzen, dass auf der Insel notwendige Fortbildungen wie dem auf Juist anstehenden Truppmann-1-Lehrgang (Grundlehrgang) auch vor Ort stattfinden. Er lobte das Wirken der Wehren während der Lockdowns, wo zeitweise nur die Gerätewarte in die Hallen durften, um Fahrzeuge und Gerät einsatzbereit zu halten. Wenn es dann zu Einsätzen kam, sei trotz fehlender Routine und Übungsdiensten alles hervorragend gelaufen.

Am Schluss seiner Ansprache kam er mit dem Ehrenzeichen - immerhin die zweithöchste Auszeichnung, die es im Feuerwehrwesen gibt - für den scheidenden - und jetzt erstmals sprachlosen - Gemeindebrandmeister raus. Helmers: „Thomas Breeden hat als Gemeindebrandmeister auf einer Insel während seiner Amtszeit stets vorbildlich für die Sicherheit der Bürger gesorgt.“ Auch habe er regelmäßig an den Verbandssitzungen und Gemeindebrandmeisterbesprechnungen auf Kreisebene teilgenommen, um die Interessen seiner Inselfeuerwehr zu vertreten.

„Mit Herz und Verstand sowie mit einem hohen Qualitätsstand hat Thomas Breeden die Wehr 18 Jahre lang geführt,“ stellte der Bürgermeister in seinen Dankesworten für die Inselgemeinde fest. So gab es nicht nur einen Präsentkorb aus dem Rathaus, sondern auch noch ein persönliches Erinnerungsgeschenk von Georges selbst. Auch von der „Truppe“ gab es liebevoll gestaltete Abschiedsgeschenke wie etwa einen Fotoband mit Bildern aus den abgelaufenen Jahren. „Du hast 18 Jahre lang viel als unser Häuptling geleistet und für uns getan,“ so sein Nachfolger Janssen-Visser.

Für viel Heiterkeit sorgte am Schluss die C-Gruppe, die Breeden zum Abschied neue Birkenstock-Sandalen verpasste, weil er immer, selbst im Schnee, den Weg von zu Hause ins Feuerwehrhaus darin zurücklegte und diese nach nun 18 Jahren abgelaufen sein müssten. Da das jetzt Tradition werde, bekam sein Nachfolger Janssen-Visser ebenfalls solche Sandalen und damit jeder nach dem Einsatz, wenn die Stiefel wieder auskommen, seine eigenen Sandalen wiederfindet, bekam er welche mit Dienstgradabzeichen. Da er sicher bald befördert würde, wäre die nachträgliche Anbringung von weiteren Sternen im Geschenk enthalten.

Das letzte Wort hatte der alte Gemeindebrandmeister, als er seine letzte Jahreshauptversammlung schloss. Breeden: „2004 wurde ich von Euch zum ersten Mal zum Gemeindebrandmeister gewählt und bis heute drei Mal in Folge. Nach nunmehr 18 Dienstjahren scheide ich mit Ablauf des 31. Januar 2022 als Gemeindebrandmeister aus. Ich habe das Amt gerne, nach besten Kräften und trotz der ernsten Sache auch gelegentlich mit dem dazugehörigen Vergnügen ausgeführt.

Ich empfinde es als Privileg meiner Biografie neben dem Glück auf einer schönen Insel zu leben, meiner Heimat in dieser verantwortungsvollen Aufgabe gedient zu haben. Allen Kritikern sei mit auf den Weg gegeben, es kann nur besser werden. Allen, die zu mir gestanden haben meinen herzlichen Dank für das mir entgegen gebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Meinem Nachfolger und seinem Stellvertreter wünsche ich die nötige Kraft, die dazu gehörigen Nerven und immer eine glückliche Hand in seinen Entscheidungen.“

Auf dem Foto auf der Startseite oben v.l.n.r. Lutz Bohlen, Jakob Habbinga, Thomas Breeden, Dieter Helmers und Arend Janssen-Visser. unten die anwesenden Neuzugänge der Jugendfeuerwehr (v.l.n.r.) Dominik Birlet, Benyamin Loboda und Tarje Köhler
Das zweite Foto zeigt den scheidenden Gemeindebrandmeister Thomas Breeden (mitte) mit seinen frisch verliehenen Ehrenzeichen, links der neue Vize-Gemeindebrandmeister Lutz Bohlen, rechts der neue Feuerwehrchef Arend Janssen-Visser.
Die weiteren Fotos entstanden während der Versammlung.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

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