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Rat und Verwaltung: Für 50.000 Fahrgäste jährlich fehlt die Infrastruktur am Hafen

Beigetragen von S.Erdmann am 22. Jan 2022 - 15:43 Uhr

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Die Hafenentwicklung wird eines der wichtigen Themen werden, mit denen sich der neue Rat zu beschäftigen hat, das schrieben sich im vergangenen Herbst während des Wahlkampfes alle Parteien und die Wählergmeinschaft auf die Fahnen. Auf der letzten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses ging es dann auch mit diesen Thematik los, denn es herrscht in der Tat Handlungsbedarf, insbesondere im östlichen Bereich, wo die Schnellfähren vom Töwerland-Express und Insel-Express anlegen.

Im März besteht der Fährdienst des Juisters Jörg Schmidt mit seinem Töwerland-Express drei Jahre. Anfänglich von viel Skepsis begleitet und belächelt hat sich das zusätzliche Angebot mit seiner erheblichen Verbesserung der Anbindung doch sehr schnell etabliert, so dass auch die Reederei Norden-Frisia nachzog und ebenfalls einen solchen Fährdienst aufbaute. Im Vorjahr beförderten die „Töwis“ rund 30.000 Fahrgäste im Juist-Verkehr, weitere 20.000 Passagiere gab es beim Inselexpress, der durch die Frisia-Tochter Cassen-Tours betrieben wird. Wie die Nordwest-Zeitung in ihrer Ostfriesland-Ausgabe berichtete, beabsichtigen beide Reedereien, aufgrund der starken Nachfrage eine Angebotserweiterung durch die Indienststellung von weiteren Schnellfähren in diesem Jahr. Der Gastronom und Reeder Jörg Schmidt hat in diesem Winter sogar die notwendigen Scheine erworben, um zukünftig auch selbst eines seiner Schiffe mit Fahrgästen an Bord fahren dürfen.

Der Juister Hafen ist indes für diese große Zahl von Fahrgästen nicht ausgelegt, denn im östlichen Hafenbereich, wo sich die schwimmenden Anleger befinden, gibt es keine ausgewiesenen und wettergeschützten Wartebereiche. Zudem gibt es dort keine öffentlichen Toiletten, diese befinden sich rund 200 Meter entfernt im Hafenbetriebsgebäude für die großen Fähren. Auf dem Schotterplatz – wo übrigens zwanzig Jahr lang eine für diese Zwecke ideale Halle stand, die jetzt zur Lagerung von Booten auf Norderney steht – befinden sich derzeit nur zwei Container, welche die Corona-Teststation beinhalten, ein weiterer Container steht direkt am Anleger vom Insel-Express, der wird aber zur Lagerung von Material zum Betrieb des Ausflugsschiffes „Wappen von Juist“ benötigt und bietet ansonsten kleinen Platz.

Ein festes und hochwassersicheres Gebäude gehört je zur Hälfte den Seenotrettern (DGzRS) für den Betrieb ihres Rettungsbootes und dem Segelklub Juist (SKJ) für den Bootshafen. Seitens des SKJ gibt es schon länger eine große Zahl von Beschwerden hinsichtlich des starken Durchgangsverkehrs (an der schmalsten Durchgangsstelle befindet sich der Anleger vom Töwi) und der Nutzung der vereinseigenen Toiletten und der sogenannten „Wildpinkler“ rund das das Gebäude durch die Fahrgäste der Schnellfähren. Außerdem werden die Flächen vor dem Hafenmeisterbüro und auf dem Müllentsorgungsplatz gerne mit Koffern von abreisenden Gästen zugestellt.

Zudem hat sich glücklicherweise mit der Firma Gerber, der bereits den Paketdienst für Hermes durchführt, ein Betrieb gefunden, der den Gepäcktransport zwischen Hafen und Unterkunft durchführen will, denn nur die großen Hotels haben für diesen Service eigene Hausdiener. Dessen Bedingung ist allerdings, dass ein überdachter Lager- und Verkaufsraum in dem Bereich steht. Dieses passierte bei den Vorgängernfirmen unter freiem Himmel und ist besonders bei schlechter Witterung unzumutbar, zumal auch das Gepäck dann dort ungeschützt steht.

Auf der Jahresmitgliederversammlung der Juister Feuerwehr brachte DGzRS-Vormann Hauke Janssen-Visser noch ein weiteres sensibles Thema zur Sprache: „Wir werden in Zukunft öfters die Feuerwehr zur Hilfe rufen müssen, damit diese dann den Bereich absperrt, weil wir nicht die Leute dafür haben.“ Dabei bezog er sich auf Krankentransporte, die mit dem Rettungsboot „Hans Dittmer“ durchgeführt werden. Der Anleger der Seenotretter befindet sich genau zwischen denen von Töwi und Cassen-Tours und wenn dort An- und Abreisen stattfinden, ist der Rettungswagen von neugierigen Fahrgästen umringt. Janssen-Visser: „Das geht so nicht. Wenn die Tür vom Rettungswagen geöffnet wird, habe Unbeteiligte dort nichts verloren.“

Die Verwaltung hatte einen Beschlussvorschlag mit drei Lösungsmöglichkeiten vorgelegt, wobei die erste Lösung lediglich daraus bestand, für das Gepäck einen Kofferanhänger, wie sie die Reederei für den Transport auf den Fähren seit Jahrzehnten benutzt, aufzustellen und eine entsprechende Beschilderung mit Hinweis auf die öffentlichen Toiletten anzubringen.

In der zweiten Variante sollten zwei Unterstände als Wetterschutz errichtet werden, ähnlich dem, wie er auf dem Hundeauslaufplatz im Vorjahr errichtet wurde, und die dritte Alternative wäre die Aufstellung eines dichten Wartecontainers, so wie er auf dem Wendeplatz am Flugplatz steht. Zudem könne jeweils ein Container für den Gepäckdienst aufgestellt werden. Die anfallenden Kosten könnten auf die betroffenen Reedereien und den Gepäckservice anteilig verteilt werden.

Die Beteiligten waren alle zugegen und konnten in der Sitzungsunterbrechung befragt werden. Schmidt schlug zur Entzerrung der Situation vor dem SKJ-Bereich vor, den Steg der Seenotretter dort zu entfernen und südlich an den Frisia-Steg zu verlegen, er selbst würde dann weiter gen Westen ziehen. Außerdem stellte er klar, dass er nicht die Kosten für Gepäckunterstellmöglichkeiten zu weit im Westen anteilig zahlen würde, da diese dann nur von Fahrgästen des Mitbewerbers genutzt würden.

Ausschussmitglied Jens Wellner, zugleich Hafenmeister und als Leiter der Juister-Frisia-Niederlassung Vertreter vom Insel-Express, wischte den Vorschlag Schmidts gleich vom Tisch. Die entsprechenden Genehmigungen für den Frisia-Steg bezögen sich auf den Ist-Zustand mit Anlegemöglichkeit für Schnellfähren und „Wappen von Juist“, das Anbringen eines weiteren Steges für die Seenotretter sei dort nicht möglich.

Ulrich Gerber sprach sich gegen eine Lösung aus, die nur aus der Lagermöglichkeit in den Kofferanhängern der Reederei besteht: „Wir und der Fahrgast stehen dann immer noch im Regen, müssen dort die Banderolen mit Unterkunftsnamen schreiben und anbringen sowie Geld kassieren und wechseln.“ Für ihn käme daher nur ein entsprechend großer Container wie etwa der vom Testzentrum infrage. Gerber: „Wir brauchen sowohl Wetterschutz wie auch eine gewisse Lagerfläche“.

Die CDU-Fraktion will dem Gast keinen Toilettencontainer anbieten, dafür lieber eine wegweisende Beschilderung. Mit einem Gepäckcontainer und einer Wartehalle wie am Flugplatz sei man einverstanden. Zudem hielt man die Aufstellung eines weiteren Automaten zum kassieren des Gästebeitrages für wichtig, wie Gerhard Jacobs betonte.

Auch Pro Juist wollte dort keinen Toilettencontainer, wobei man dabei auf die dann anfallenden Folgekosten blickte. Ein reiner Unterstand als Minimallösung sei für die Wählergemeinschaft ausreichend, mit einem Wartecontainer und dem Beitragsautomaten könne man sich aber auch anfreunden, so Meint Habbinga.

Zum Schluss versprach der Bürgermeister, es richten zu wollen: „Container sind keine langfristige Lösung. Es gibt entsprechende Anträge, den Hafen weiter zu entwickeln, denn wir müssen auch dem Gast mehr bieten. Solche dicken Abreisen wie am 2. Januar im Regen, das geht nicht.“ Er machte daher den Vorschlag, die ganze Angelegenheit abzusetzen und auf die nächste Sitzungsperiode im März zu verschieben. Bis dahin wolle er etwas ausgearbeitet haben und dann dem Ausschuss und Rat vorstellen. Ausschussvorsitzender Frank Endelmann stellte daraufhin den Antrag, so zu verfahren, dieser wurde einstimmig angenommen.

Unter den Kenntnisgaben informierte der Verwaltungschef dann zu dem Thema Hafen noch, dass der Gemeinde ein Antrag der Reederei Norden-Frisia vorliege, wonach diese die gepflasterte Fläche nördlich vom Hafenbetriebsgebäude – derzeit gibt es dort nur eine schmale Straße - erweitern möchte, um eine bessere Trennung von Gepäckanhängern und Fahrgästen zu erreichen. Die derzeitige Handhabung sei sehr unfallträchtig, weil der Trecker mit den Gepäckanhängern oft bei gleichzeitiger An- und Abreise durch die wartenden Fahrgästen fahren muss. Deshalb ist man schon dazu übergegangen, die Fußgängerbrücke bei der Anreise erst dann zu öffnen, wenn das Gepäck entladen und rund um das Betriebsgebäude zum Ankunftsplatz gefahren wurde.

Unsere Fotos zeigen den besagten Bereich mit den drei Schwimmstegen vom Töwi, Rettungsboot und Insel-Express. Wenn keine Minifähre fährt wie an dem Sturmtag, als die Aufnahmen entstanden, und zudem der Bootshafen geschlossen ist, ist dort viel Platz. Das letzte Archivfoto zeigt, wie es dort an einem ganz normalen Sommertag aussieht.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN/ARCHIVFOTO: OLAF WEERS

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