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News: Wie früher schlagen hohe Wogen wieder gegen die Bahnhofsmauer

Beigetragen von S.Erdmann am 07. Apr 2021 - 18:15 Uhr

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Eine derzeit weiße Mauer, die kürzlich auf die seit Jahrzehnten bestehende Bahnhofsmauer aufgesetzt wurde, sorgt derzeit für große Aufregung, vor allem bei den Stammgästen der Insel und dem Freundeskreis Alter Bahnhof, der vor drei Jahren vehement gegen den damals geplanten Abriss (erfolgreich) protestierte. Besonders im sozialen Netzwerk Facebook brach einer wahrer Shitstorm los, zumal der Landkreis Aurich auf Nachfrage zugab, dass dafür noch keine vollständige Baugenehmigung erteilt wurde.

„Für die zur Zeit ausgeführten Arbeiten ist bis zur rechtskräftigen Erlangung des neuen Bebauungsplanes eine Teilbaugenehmigung beantragt, da der politische Zuspruch dementsprechend vorhanden ist“, so dazu die Gastronomen Axel Rippe und Björn Bolte, die im alten Bahnhof aus dem bisherigen „Kompass“ ein neues Restaurant mit dem Namen „Carl STEAKmann“ errichten wollen.

Über diese Pläne hatten die beiden im Spätsommer vergangenen Jahres auf einer öffentlichen Bauausschusssitzung informiert (JNN berichtete). Bürgermeister Dr. Tjark Georges versteht deshalb nicht, warum erst jetzt Kritik an dem Bauvorhaben aufkommt, zudem kaum von Insulanern, sondern überwiegend von Auswärtigen. Allerdings ist die Mauer wohl weder dem Bauausschuss, noch den Zuschauern (und auch nicht der Presse) ins Auge gefallen.

Jens Wellner, Juister Geschäftsstellenleiter der AG Reederei Norden-Frisia, welcher das Bahnhofsgebäude gehört, versichert aber, dass die Mauer war auf den Plänen eingezeichnet war, sie wurde aber nicht nochmal extra einzeln dargestellt, da man sie später kaum noch sieht.

Wellner: “Auf der Südseite zum Spielplatz hin kommt die Glasveranda davor und das ausfaltbare Dach wird im oberen Bereich an der Mauer befestigt. Die Glasveranda/Wintergarten wurde in der Präsentation gezeigt und die Mauer im Hintergrund. Natürlich war sie da nicht so auffällig wie jetzt, wo noch nichts davorsteht.“

Auf der Nordseite auf der Freifläche verdecken die beiden „Container/Gebäude“ für Speisen und Getränke die Mauer später fast vollflächig. Diese Gebäude sind notwendig, da man nach neueren Verordnungen keine Speisen und Getränke mehr unter freiem Himmel zubereiten darf.

An den Planungen, welche dem Bauausschuss, dem Gemeinderat und interessierten Insulanern im letzten Jahr vorgestellt wurden, habe sich nichts verändert, sagen auch die Gastronomen und zukünftigen Pächter und Betreiber. „Neu ist lediglich, dass wir zusätzlich auch die alten Räumlichkeiten der OLB anmieten konnten“. Dort soll zum Jahresende noch eine Vinothek entstehen, in der kleine Veranstaltungen und Weinproben durchgeführt werden können. Auch eine Behindertentoilette konnte auf diesen Fläche noch eingeplant werden.

Die Mauer müsse in der jetzt aufgebauten Höhe bestehen bleiben, sie dient als Rückwand für die wettergeschützte Süd-Veranda. Das Faltdach der noch zu errichtenden gläsernen Veranda benötigt einen stabilen, statisch ausgelegten Befestigungspunkt, so die Pächter.

Weiter teilten sie auf Nachfrage mit: „Wir stellen seit einigen Jahren fest, dass wir für die große Anzahl an Gästen gar nicht mehr genug Restaurantplätze auf der Insel zur Verfügung haben, das gastronomische Angebot ist quasi geschrumpft. Mit dem Projekt möchten wir für Gäste und Insulaner ein zusätzliches gastronomisches Angebot schaffen, welches jedem Geldbeutel gerecht werden soll.“ Rund 60 zusätzliche Plätze sollen in dem Wintergarten, der von der Vorgängerfamilie Rose lediglich als Sommerterrasse genutzt wurde, entstehen, denn für einen Ganzjahresbetrieb reiche der Innenbereich im Bahnhof nicht aus. „Durch eine ganzjährige Öffnung möchten wir zusätzlich das im Winter sehr überschaubare Angebot an Gastronomie aufwerten.“

Während die Gegner der Baumaßnahme von einem „furchtbaren Angriff“ sprechen, wollen Pächter und Bauherrin das vielfach vorgebrachte Argument, es werde der freie Blick vom Kurplatz auf Wattenmeer und Hafen verbaut, so nicht stehen lassen: „Welcher Ausblick wird wirklich versperrt? Grundsätzlich konnte man vorher nicht mehr sehen als die Deichkrone, die Spitze des Leuchtturms und das Dach des Hafenbetriebsgebäudes.“ Einen Blick auf das Wattenmeer gibt es in der Tat seit dem Bau des neuen Deiches Mitte der 70er Jahre schon nicht mehr.

Gäste, welche auf der Nord-Terrasse Platz nehmen, richten sich zudem eher Richtung Kurplatz aus, da sich dort das „Leben“ abspielt (Veranstaltungen, Konzerte, Schiffchenteich etc.). Durch den Umbau werden das Gebäude nach Ansicht von Rippe und Bolte enorm aufgewertet, was einen Neubau somit nun endgültig überflüssig macht: „Parallel mit dem Nationalparkhaus konnten wir mit der AG Reederei Norden-Frisia einen langjährigen Pachtvertrag abschließen. Das alte Bahnhofsgebäude bleibt dadurch erhalten, was alle sehr zu schätzen wissen.“

Bleibt noch die Baugenehmigung. Dass für die Umsetzung der Baumaßnahme eine Änderung des Bebauungsplanes vonnöten sei, wurde schon im vergangenen Jahr auf der Bauausschusssitzung klar. Die damalige Bauamtsleiterin Karoline Engel wies auch darauf hin, dass es einen erheblichen Eingriff in das Ortsbild gäbe. Ausschuss und später auch der Rat stimmten den Änderungen zu. Allerdings ist der neue Bebauungsplan bis heute nicht rechtskräftig, wohl auch, weil die Stelle des Bauamtsleiter bzw. -leiterin derzeit vakant ist.

Dass man einen Bauantrag gestellt hat, wurde von Landkreis-Pressesprecher Rainer Müller-Gummels auf Nachfrage der „Ostfriesen-Zeitung“ bestätigt. Man stehe im regen Austausch mit der Bauherrin und den Entwurfsplanern, eine Baugenehmigung konnte aber noch nicht erteilt werden. Das Bauvorhaben entspreche – so die „Ostfriesen-Zeitung“ - in Teilbereichen „weder den Anforderungen des derzeit geltenden noch des seitens der Inselgemeinde Juist neu geplanten Bebauungsplans.“ Ob die Genehmigung nachträglich erteilt werden kann, konnte Müller-Gummels zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.

Unsere Fotos zeigen den Bau der Mauer auf der Mauer. Das letzte Foto stammt aus der in Leer erscheinenden „Ostfriesen-Zeitung“, die einen fast eine halbe Seite diesem Thema widmete.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

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