Es war eine schwere Geburt, aber auf der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am Donnerstagabend im „Haus des Kurgastes“ konnte mit einer einzigen Gegenstimme von Ratsfrau Martina Poppinga (SPD) endlich eine Lösung gefunden werden, wie in Zukunft das sichere An- und Ablegen der kleinen Inselfähren und Wassertaxis im Juister Hafen vonstatten gehen soll.
Nachdem im Vorjahr die Juister Reederei Töwerland-Express mit den kleinen Fährbooten in den Juist-Verkehr äußerst erfolgreich einstieg und besonders der Frisia-Luftverkehr die Fluggäste abzog, hatte sich die AG Reederei Norden-Frisia ebenfalls dazu entschlossen, neben ihren großen Fähren zusätzlich zwei kleine Inseltaxis einzusetzen (JNN berichtete).
Nach einem ersten Antrag auf einen Schwimmsteg im Westen des Inselhafens gab es mehrere Planänderungen und zahlreiche Sitzungen, Ortsbegehungen, Ratsgespräche usw. bis man einen Tag vor der Ratssitzung eine Lösung fand. So gab es während der Sitzung noch einige Änderungs- und Erweiterungsanträge, bis die Sache schließlich in trockenen Tüchern war. Geplant ist jetzt, einen Schwimmsteg – welchen die Norden-Frisia bereits vom Segelklub Juist gekauft hat – in Nordsüdrichtung an die derzeitige Anlegestelle des Ausflugsschiffes „Wappen von Juist“ zu legen. Der Steg wird durch Haltedalben fixiert und beginnt – analog zum daneben liegenden Anlegeponton der Seenotretter – fünf Meter vor der Kaimauer. Mit dem Land verbunden wird er durch eine Alu-Gangway. Diese wird in die im Kai vorhandene Ausbuchtung eingebracht, wo bisher die Fahrgäste des Ausflugsschiffes einstiegen, dadurch wird ein zu steiler Zugang bei niedrigen Wasserständen vermieden.
Auf der einen Seite des Steges soll dann die „Wappen von Juist“, die ja ebenfalls zur Norden-Frisia gehört, ihren zukünftigen Liegeplatz erhalten, auf der andern Seite werden drei sogenannte Fingerstege – die ebenfalls bereits vom Segelklub gekauft wurden – für die beiden Wassertaxis der Frisia montiert. Dann bleibt noch eine entsprechende Freifläche, die – das Wort wurde extra noch im Beschlussvorschlag auf Antrag eines Ratsmitgliedes eingefügt – „diskriminierungsfrei“ für Dritte als Anlegeplatz genutzt werden kann. Hierzu zählen neben der TE-Reederei mit ihren Schiffe und auch die großen Schlauchboote, mit denen Ausflugsfahrten durch niederländische Unternehmen vom Eemshaven nach Juist angeboten werden. Diese dürfen den SKJ-Bootshafen nicht anlaufen, da es sich um Gewerbefahrzeuge handelt. Für den neuen Steg im Fährhafen wurde hingegen vereinbart, dass dieser nur für die gewerbliche Schifffahrt und nicht für Sportboote zugelassen ist.
Alle Schiffe, die dort anlegen, müssen für jedes Anlegen ein Liegegeld an die Inselgemeinde als Hafenbetreiber und –eigentümer entrichten. (Bei Schiffen dieser Größe rund 14 Euro). Die sogenannten Dritten müssen zusätzlich ein Nutzungsentgelt an die Norden-Frisia zahlen, da es ihr Steg ist, sie die Kosten dafür trägt und zudem eine Wasserpacht für die Fläche an die Gemeinde zu zahlen hat. Durch einen Antrag von Gerhard Jacobs (CDU) wurde das Nutzungsentgelt indes nach oben gedeckelt, die Frisia darf nicht mehr als die Hälfte des Liegegeldes, also sieben Euro, von den anderen Betrieben kassieren. Somit könnten die „Töwis“ der TE-Linie dort auch anlegen, günstiger wird es aber für die Juister Reederei, weiterhin ihren eigenen Schwimmanleger zu benutzen.
Ebenfalls vereinbart wurde ein Vorkaufsrecht für die Steganlage zu Gunsten der Inselgemeinde, wenn er verkauft werden soll oder sich die Konditionen ändern, d. h. Wiedereinstellung des Wassertaxibetriebes der Frisia oder auch Einstellung der Ausflugsfahrten durch die „Wappen von Juist“. Auch gibt es die Möglichkeit von Änderungen oder Erweiterungen nach zwei Jahren, solange zählt das Projekt als Übergangslösung. Durch die jetzige Planung, werden die Interessen der anderen Anlieger nicht berührt. Der NLKWN kann weiterhin ungehindert seine Anlegerampe erreichen oder im Winter Teek und Buschwerk an der Nordkaje umschlagen und die DGzRS kann ihren abgängigen Anlegeponton gegen einen größeren austauschen. Der bestehende Anleger der TE-Reederei ist von der Maßnahme nicht betroffen und es ist weiterhin Platz genug vorhanden, wenn die Inselgemeinde die geplante Zufahrtsänderung zum Bootshafen nach Norden vorlegen will.
Auf Nachfrage von Jörg Schmidt, Eigner der TE-Reederei, in der Einwohnerfragestunde, ob die Gemeinde nicht den Steg in Eigenregie und somit mit größeren eigenen Erträgen hätte betreiben können, antwortete Bürgermeister Dr. Tjark Goerges, dass dieses wohl schon seit Einführung der Töwis möglich gewesen wäre, allerdings wurde Rat und Verwaltung erst nach der Einführung des Fährdienstes die Relevanz klar, die diese kleinen Schiffe haben. Auch hätte die Abteilung Bauunterhaltung im Rathaus soviel Projekte in Arbeit, dass man das nicht auch noch hätte schaffen können. Seit März lag nun der Antrag der Norden-Frisia für einen solchen Steg vor, dieser stehe jetzt fertig zur Verfügung und die Reederei will bald mit ihrem Betrieb beginnen und dränge auf eine Entscheidung.
Die beiden neuen Schiffe vom Typ „Discovery Boats 790 Cabin“ sind für zwölf Personen vorgesehen, es sind Schwesterschiffe der bereits von Schmidt eingesetzten „Töwerland-Express 1“. Die Frisia-Taxis sollen aber durch zwei Maschinen a 150 PS angetrieben werden, unter dem Namen „Insel-Express“ werden sie unter der Flagge von Cassen-Tours, der für Inseltouristik zuständigen Tochtergesellschaft der AG Reederei Norden-Frisia, fahren. Mit dem Aufbau der Steganlage soll schnellstmöglich begonnen werden, hierzu müssen zuerst einmal die Haltepfähle in das Hafenbecken gerammt werden.
Unser Foto auf der Startseite zeigt die Ausbuchung in der Kaianlage, die seinerzeit entstanden ist, damit die Fahrgäste der „Wappen von Juist“ bei niedrigen Wasserstand an Bord kommen. Zukünftig soll hier die Gangway auf den Schwimmsteg für die Wappen und die Wassertaxis beginnen.
Die beiden Pläne zeigen eine Übersicht vom Hafen und einen Blick von oben auf die geplante Steganlage. (Links die Wappen von Juist, dann der Schwimmsteg, rechts die drei Fingerstege für die beiden Wassertaxis von Cassen-Tours.
Über die weiteren Punkte der Ratssitzung wird JNN noch berichten.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN
PLANZEICHNUNGEN: AG REEDEREI NORDEN-FRISIA