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News: Die Oldenburgische Landesbank macht auf Juist den Laden dicht

Beigetragen von S.Erdmann am 16. Jun 2020 - 14:00 Uhr

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„Die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) richtet sich konsequent auf ihr inzwischen deutschlandweites Angebot aus und passt in diesem Kontext ihre Standortstruktur im Kerngeschäftsgebiet Weser-Ems an“. So beginnt eine Pressemitteilung der OLB, das klingt zwar gut, ist allerdings sehr schlimm für Juist, denn es heißt weiter: „In diesem Kontext hat die OLB daher beschlossen, die Filiale auf Juist mit Wirkung zum voraussichtlich 24. November 2020 zu schließen.“

Ebenfalls will man die Filiale in Hage schließen, dort plant die OLB eine SB-Filiale mit Geldein- und -auszahlautomaten plus Kontoauszugsdrucker zu belassen, auf JUIST SOLL DER STANDORT KOMPLETT GESCHLOSSEN werden. Kunden, die bis dato von den Filialen Hage und Juist betreut werden, werden nach diesen Maßnahmen aus der Filiale Norden betreut. Die insgesamt vier Kundenbetreuer aus Hage und Juist wechseln an den Standort Norden beziehungsweise innerhalb der OLB aus persönlichen Gründen in andere Filialgebiete, hierzu sind abschließende Details noch in Klärung, heißt es vonseiten der OLB.

Weiter schreibt die Bank: „In Ostfriesland zählt die Filiale an der Osterstraße in Norden zu den Standorten, die nachhaltig gestärkt werden. In Norden stehen den Kunden über ihre persönlichen Betreuer hinaus Spezialisten für verschiedene komplexe Finanzthemen zur Verfügung. Eine solch zuverlässige Erreichbarkeit für die kompetente Kundenberatung können kleinere Standorte mit begrenzten Öffnungszeiten und eher geringer personeller Besetzung nicht mehr gewährleisten.“

„Die Bargeldversorgung der Kunden bleibt wegen der vielfältigen Alternativen auch unabhängig von örtlichen OLB-Filialen gewährleistet“, meint die OLB in ihrer Pressemitteilung. Ihr Vorschlag aus dem fernen Oldenburg, wie das auf Juist gehen soll, verwundert dann doch ein wenig, denn weiter heißt es: „Mit ihrer Girokarte können OLB-Kunden in vielen Supermärkten, Discountern und Baumärkten oder an Tankstellen gebührenfrei Geld abheben – beispielsweise vor Ort bei Edeka, Combi, Rewe, Lidl, Famila, Penny, Netto, Hage-Baumarkt, Toom oder Esso. „

Viele Kunden integrieren die Bargeldversorgung auf diese Weise bereits in das Erledigen ihrer Einkäufe und Besorgungen, wenn sie unterwegs sind. Auch in dieser Hinsicht hat sich das Kundenverhalten deutlich geändert“, sagt Björn Scholz, Leiter des Filialgebiets Ostfriesische Küste, dem die Standorte Norden, Hage und Juist organisatorisch angeschlossen sind.

Welche Nachwirkungen die Schließung einer Bankfiliale auf einer Insel hat, weiß Sabine Hinrichs zu berichten. Die Baltrumerin – fast jeder Juister Teilnehmer von „Insulaner unner sück“ wird sie kennen - betreibt mit ihrem Mann als Vermieterin von Ferienwohnungen das Haus „Oase“. Daher weiß sie, dass Betriebe bei so einer Schließung sehr viel mehr Probleme haben als Privatpersonen.

Auf Baltrum hat vor zwei Jahren die Sparkasse Aurich-Norden den Rückzug angetreten und ihre Filiale dort geschlossen. Sabine Hinrichs beschreibt die Lage auf der Insel so: „Es sind viele Kunden zur Volksbank abgewandert. Das Problem war hauptsächlich, dass wir Gewerbetreibenden das Bargeld nicht mehr los wurden. Eine vorgeschlagene Lösung mit einem externen Transportunternehmen (Hubschrauber) hat sich als zu kostspielig erwiesen, die Kosten sollten sich die Kunden teilen. Einige Sparkassenkunden bringen seitdem ihr Geld tatsächlich per Koffer ans Festland… (nachdem sie in dicke Tresore investiert haben).

Geld bekommen kann man nach wie vor am Sparkassen-Automaten (wenn er denn nicht leer ist, wie üblicherweise an den Hauptwochenenden einer normalen Saison). Die Raiffeisen-Volksbank Fresena in der Straße gleich gegenüber hat ebenfalls einen Automaten, und die Filiale öffnet tideabhängig und sehr sympatisch. Dann gibt es noch die Postbank, die nehmen aber aus versicherungstechnischen Gründen keine großen Summen Bargeld an.“

Und weiter weiß Hinrichs: „Berthold Tuitjer (Anmerkung der Redaktion: Tuitjer war bis vergangenen Woche Bürgermeister auf Baltrum, wurde aber jetzt einstimmig vom Rat abgewählt) wollte die Insel bargeldlos machen und hatte eine Firma am Haken, die eine Lösung via Bitcoins vorschlug… wir haben es allesamt aber nicht richtig verstanden, das war sehr kryptisch (und hörte sich, fand ich, auch irgendwie nach Schneeballprinzip an…). Jetzt sind wir auf Baltrum zufrieden, dass die Raiffeisen-Volksbank ihre Filiale noch gut betreibt.“

Der Unternehmer und ehemalige stellvertretende Bürgermeister von Juist, Reiner Behrends, der bekannt ist für seine klaren Ansagen, hat bereits ein entsprechendes Protestschreiben an die Unternehmensführung nach Oldenburg gesandt und über seinen großen Email-Verteiler öffentlich gemacht. Wer nicht in diesem Verteiler ist, kann sich gerne im Laden An der roten Leuchttonne in der Herrenstrandstraße melden.

Zwischenzeitlich hat Behrends auch eine Antwort aus der OLB-Zentrale in Oldenburg erhalten, die JNN ebenfalls vorliegt. Darin wird erneut ausgeführt, dass die ehemalige Regionalbank jetzt deutschlandweit auftritt und das „eine Filiale, die an zwölf Stunden die Woche geöffnet hat und von einem einzigen Bankmitarbeiter bedient wird, in diesen Zeiten leider nicht mehr zukunftsfähig ist, auch wenn die entsprechend konsequente Entscheidung zur Schließung uns weh tut.“

Desweiteren verweist man darauf, dass man mit der OLB Debit Mastercard bei Bedarf auch bei anderen Banken von den Geldautomaten gebührenfrei Geld abheben kann, ebenso gäbe es die Geldversorgung in Verbindung mit einem Einkauf, wobei hier nun richtigerweise nur noch die Firma Edeka als Partner angesprochen wird.

Die Beratung erfolge weiterhin – auch telefonisch oder per Email – über die Filiale Norden, auch wenn man dieses für die Insulaner nicht glücklich sei, da diese für persönliche Gespräche vor Ort mit höherem Aufwand verbunden ist. Das von Sabine Hinrichs angesprochene Hauptproblem der Betriebe, wie das eingenommene Bargeld los werden (oder auch die Versorgung mit Wechselgeld), wird in dem Antwortschreiben allerdings ebenfalls nicht angesprochen, obwohl gerade die Ent- und Versorgung mit Bargeld auf den Inseln eine gewisse Logistik erfordert und daher auch bei der OLB sicher bekannt ist.

Überraschend kam die Mitteilung der Schließung auch für Thomas Ulferts, der seit einigen Jahren in der Juister Filiale tätig ist: „Da hatte ich gar nicht mit gerechnet. Meine Tätigkeit hier auf Juist hat mir sehr viel Freude gemacht und gerne würde ich das auch hier weitermachen wollen.“

„Die Inselgemeinde bedauert es sehr, dass die OLB zum Ende November nach ungefähr 50 Jahren auf Juist plant, die hiesige Filiale zu schließen“, so Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf Nachfrage von JNN, durch die die Gemeinde überhaupt erst von den Plänen der OLB erfuhr.

Weiter heißt es: „Wir waren im Vorfeld leider nicht in diese Entscheidung miteinbezogen worden, verstehen aber die Gründe, da sich das Bankengeschäft immer stärker digital entwickelt und einzelne Standorte letztlich unternehmerisch nicht haltbar sind. Weitere Gründe seien laut Regionalleiter Frank Cordes die schwierige Personalabdeckung und notwendige Investitionen in die Bausubstanz, die letztendlich den Ausschlag gegeben haben sollen.“

Gegenwärtig gäbe es noch auf Borkum, Norderney und Langeoog ein Filialgeschäft. Cordes wies in dem Gespräch mit Goerges darauf hin, dass die Kundenbetreuung in Zukunft von Norden aus stattfinden wird. Zusätzlich gäbe es die Möglichkeit per Videobanking mit dem Kundenberater Gespräche zu führen. Leider wird das Bargeldgeschäft in Zukunft auf Juist eingeschränkter stattfinden, doch gibt es auf dem Festland auch die Möglichkeit gegebenenfalls über den Einzelhandel direkt an der Kasse Geld „abzuheben“. Diese Option soll angeblich auf Juist geprüft werden.

Goerges: „Für Juist bedeutet dies, dass wir uns nun auf die verbliebenen Banken und Kreditinstitute, immerhin drei, ausrichten können. Ich hoffe nicht, dass noch weitere Filialen geschlossen werden, da Monopolstellungen in der Regel für den Kunden keinen zusätzlichen Nutzen haben.“

Aber vielleicht werden wir in Zukunft die Möglichkeit haben, uns bei unseren Lebensmittelgeschäften mit Bargeld zu versorgen. Das geschieht dann über die EC-Karte. Der Bürgermeister schwebt dabei in denselben Sphären, wie sein abgewählter Baltrumer Kollege: „Meine Vision wäre dann die bargeldlose Insel. Ich weiß, dass auch diese Idee Nachteile hat.“

Norbert Gillet, Seniorchef von Gillet & Söhne, ist OLB-Kunde, er bedauert den Schritt der Bank, die Filiale zu schließen. In seinen beiden Edeka-Märkten in der Wilhelmstraße und im Loog wird es beim Einkauf auch Bargeld per EC-Karte geben. Wegen der hohen Gebühren für Kontoführung und Bankvorgänge, die ein anderes Bankinstitut auf der Insel verlangt, will er weiterhin bei der OLB bleiben. Auch hat er sich schon jetzt Gedanken gemacht, wie man das eingenommene Geld auf das Konto bekommt: „Gespräche mit der Reederei Töwerland-Express haben dazu geführt, dass diese eine gesonderte Versicherung für Geldtransporte abschließt und dann für uns dieses übernimmt. In Norddeich geht es dann per Geldtransporter weiter.“ Das verursache zwar Kosten, aber laut Gillet seinen Berechnungen immer noch für ihn die günstigste Lösung.

Zweiter Betreiber von Edeka-Märkten auf der Insel ist der Wangeooger Rüdiger Mann. Vor sechs Jahren hatte er die Lebensmittelmärkte „Frischemarkt“ und „Preiskauf“ von Rainer Bunkenburg übernommen. Auch ihn befragten wir ihn zu der Option für OLB-Kunden, zukünftig Geld beim Einkauf an den Kassen seiner Märkte zu bekommen: „Ich weiß von dem ganzen Vorgang nichts, kann aber für mich und meine Märkte sagen, dass es derzeit nicht geplant ist, „Bank“ zu spielen.“

Er selbst arbeite sowohl auf Juist, wie auch auf Wangerooge mit den jeweiligen Raiffeisen-Volksbanken zusammen. Mann: „Auf Juist arbeite ich mit der VB Fresena zusammen, die auch die komplette Kleingeldversorgung sicherstellt.“

Allerdings macht er kein Geheimnis aus seiner Unzufriedenheit über die Banken auf Juist und seine Aussage deckt sich damit auch mit der von Einzelhändler Norbert Gillet: „Als ich vor 5 Jahren mit Rainer Bunkenburg über die Modalitäten der Übernahme verhandelte, war ich sehr überrascht, dass er auf der Insel schon mit Bank-Konditionen leben musste, die ein Vielfaches über denen lagen, die ich von der Zusammenarbeit mit der VB Jever auf Wangerooge kannte.

Im Rahmen meiner Übernahme wurden dann die Konditionen nochmals um fast ein Drittel erhöht. Vor ca. 2 Jahren wurden diese Konditionen dann wiederum auf den Prüfstand gestellt, seitdem zahle ich monatlich mehr als das Doppelte im Vergleich zu den Zeiten der Betreibung der Märkte durch Rainer Bunkenburg.

Da ich auf der Insel nun einmal mit den Einnahmen irgendwo hin muss und auch die Kleingeldversorgung sicherstellen muss, habe ich mich zähneknirschend den Konditionen zu fügen.“

Privat- und Geschäftskunden der OLB, die mit der Schließung nicht einverstanden sind, habe die Möglichkeit, sich per Mail über olb@olb.de zu beschweren oder auch per Post. Die Adresse ist: OLB Oldenburg, c/o Vorstand, Stau 15/17, 26122 Oldenburg.

Unser Foto zeigt die OLB-Filiale auf Juist, die sich im Alten Bahnhof zwischen der ehemaligen Gaststätte „Kompass“ und dem Nationalparkhaus befindet.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN

 
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