Breiten Raum nahm am Donnerstagabend auf der Juister Ratssitzung, die wieder im großen Saal vom „Haus des Kurgastes“ stattfand, der Antrag der AG Reederei Norden-Frisia auf einen Liegeplatz im Gemeindehafen für den Betrieb von Wassertaxis ein. Mit den Gegenstimmen von Frank Endelmann (CDU) und Martina Poppinga (SPD) stimmte man dem bereits vom Bauausschuss geänderten Beschlussvorschlag zu, wonach erst eine gründliche Prüfung stattfinden soll.
Wie berichtet, will die Norden-Frisia ab Mitte Juni zwei Wassertaxis im Juist-Verkehr einsetzen. Nach eingehender Beratung bekam nun die Verwaltung den Auftrag, mit der Norden-Frisia eine Fläche zum Anlegen von „Wasserfahrzeugen“ (mehrheitlich wurde der Begriff „Wassertaxi“ auf Antrag von Ratsfrau Angela Engel (CDU) verallgemeinert) abzustimmen. Zielsetzung sei ein allgemein zugänglicher Schwimmsteg mit einer größtmöglichen Anzahl von Liegeplätzen. Die Planung und Umsetzung können dabei sowohl durch die Inselgemeinde (Hafeninhaber) wie der Norden-Frisia erfolgen, wobei eine Übernahme und Zuständigkeit durch die Inselgemeinde in der Ausarbeitung berücksichtigt werden soll. Nach Vorlage und Beratung durch die Fachausschüsse soll das Ergebnis dann dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden.
Auf Nachfrage äußerte Bürgermeister Dr. Tjark Goerges Bedenken, dass die Sache bis Mitte Juni abgeschlossen sei. In dem Falle müsse sich der Nutzer daran orientieren, wie es bei der Verwaltung zu schaffen sei. „Wir können es nicht verneinen, aber welche Entwicklung wird forciert? Immerhin ist nach mehr als einhundert Jahren ein neuer Partner bei der Inselanbindung eingestiegen“, so der Verwaltungschef. Es gebe den Effekt des Rückgangs beim Flugbetrieb, weil der neue Partner gezeigt hatte, dass die Insel sehr viel besser und öfter auf dem Wasserweg angefahren werden könne. Der Bürgermeister sprach – wohl im Hinblick auf die Aussage des Frisia-Chefs gegenüber Ratsmitglied Jacobs, man werde gegebenenfalls Klagen – von einem „herausfordernden Geschäftsgebaren“, ein partnerschaftliches Handeln stelle er sich anders vor. Am liebsten sehe er alle Parteien an einem gemeinsamen Verhandlungstisch.
Martina Poppinga (SPD) wollte nicht zustimmen, da die Argumentation, die Frisia wolle größere Flexibilität im Juistverkehr erreichen, für sie nicht nachvollziehbar sei: „Diese größere Flexibilität wie z.B. mehr Tagesfahrten, bessere Anbindung für Schüler an Sonntagabenden, freitags ein Abendschiff von Juist, haben wir jahrelang immer wieder eingefordert und einfach nie bekommen. Jetzt haben wir sie dank eines anderen Anbieters endlich.“ Auch die völlig fehlenden Wochenendverbindungen der Frisia als Hauptversorger während der Corona-Zeit bemängelte sie in dem Zusammenhang. Zudem sei für sie die Reederei-Aussage, wenn wir es nicht kriegen, dann klagen wir oder wir fliegen nicht mehr nach Juist, kein Miteinander unter Geschäftspartnern.
Ebenfalls dagegen stimmte Frank Endelmann (CDU), allerdings aus anderen Gründen. Er sieht zwei Betriebe, die jetzt gut funktionieren, weil sie eben auch räumlich getrennt voneinander laufen. Er sieht Probleme, wenn beide Anbieter z.B. über eine Steganlage abgewickelt würden „und die Gemeinde als Spielball dazwischen wäre“. Mit seinem Änderungsantrag auf Rückkehr zum ursprünglichen Beschlussvorschlag stand er bei der Abstimmung allerdings alleine da.
„Als Hafenbetrieber wollen und müssen wir auch Liegegeld verdienen“, gab Meint Habbinga (Pro Juist) zu bedenken. Wenn also der Bedarf für Schwimmstege als Anlegestelle für kleinere Schiffe da sei, müsse man entsprechend reagieren. Man sollte dabei auch die Seenotretter, die in absehbarer Zeit einen neuen Anlegeponton benötigen, in den Planungen mit berücksichtigen. Jan Doyen-Waldecker (Pro Juist) wies darauf hin, dass die Frisia bereits in Kaufverhandlungen mit dem Segelklub Juist hinsichtlich Schwimmstegen stehe, und er sehe es als „Flickwerk“ an, wenn es für jede Reederei einen Steg gebe. Daher solle die Inselgemeinde diese Stege gegebenenfalls ankaufen und einen Anleger für alle Anbieter schaffen.
Über die weiteren Punkte der Ratssitzung wird JNN noch berichten.
Zu unserem Foto: Der Anlegeponton der Reederei Töwerland-Express platzt aus allen Nähten, wenn alle drei Schiffe in Betrieb sind. Daher wird auch ein großer gemeinsamer Schwimmsteg als Anlegestelle für beide Reedereien angedacht.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN