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News: Oldenburgische Landesbank ist nun auf Juist Geschichte

Beigetragen von S.Erdmann am 01. Dez 2020 - 17:35 Uhr

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Thomas Ulferts, der letzte Geschäftsstellenleiter von der Juister Filiale der Oldenburgischen Landesbank (OLB), schloss dieser Tage die Eingangstür der Bank in den Räumen vom Alten Bahnhof für immer dicht (Foto). Nach rund 70 Jahren des durchgehenden Bankbetriebes hat die OLB der Insel den Rücken gekehrt und ihre Kundschaft im Stich gelassen. Nicht einmal mehr ein Geldautomat oder Kontoauszugdrucker verbleibt zukünftig hier.

Die Schließung fiel Ulferts sichtlich schwer, rund dreieinhalb Jahre war er hier tätig, zuvor schon weitere drei Jahre bei der Raiffeisen-Volksbank eG auf Juist, und gerne wäre er weiterhin an diesem Standort tätig geblieben. Nun wird er in der OLB Norden tätig sein.

Bei der Schließung stand schon ein mehrköpfiges OLB-Abbauteam vom Festland Gewehr bei Fuß, um die Geschäftsräume abzuwickeln. Unter anderem waren noch rund 1,5 Tonnen Hartgeld vorhanden, diese wurden von der Raiffeisen-Volksbank auf Juist übernommen. „Das macht Sinn, denn der Transport des schweren Hartgeldes stellt immer einen großen Kostenfaktor für Standorte auf den Inseln dar“, so Ulferts.

Ebenfalls bei der Schließung dabei war Jens Wellner, Geschäftsstellenleiter der AG Reederei Norden-Frisia auf Juist, welcher der Alte Bahnhof gehört. Die Umbauarbeiten würden zügig weiterlaufen, so Wellner, denn die Räumlichkeiten der Bank werden dem danebenliegenden Gastronomiebetrieb zugeschlagen. „Die beiden Pächter haben sich Gedanken gemacht, wie man den zusätzlichen Raum sinnvoll in ihr Geschäftskonzept mit einarbeiten kann“, so Wellner. Die ehemalige Gaststätte „Kompass“ (vorher „Bahnhofgaststätte“) ist derzeit eh ein Rohbau und wird völlig saniert und umgebaut, so dass die Übergabe der OLB-Räume zu einem guten Zeitpunkt passiert.

Rund 70 Jahre war die OLB auf Juist aktiv, ihre Geschichte ist untrennbar mit dem Juister Albert Breeden verknüpft, der viele Jahre als Geschäftsstellenleiter tätig war und heute im Ruhestand in Oldenburg lebt. Er konnte darüber berichten, dass es schon vorher eine Agentur der OLB im Haus des Seehundjägers Altmanns in der Wilhelmstraße gab und auch von diesem geführt wurde.

Breeden ist der Meinung, dass es nach dem 2. Weltkrieg etwa 1950 auf Juist mit der OLB wieder los ging, Ulferts seine Nachforschungen ergaben 1949. Die Juisterin Dagmar Kiesendahl meint hingegen, es müsse später gewesen, denn die Bank befand sich im der Familie gehörenden Haus „Aden“ zusammen mit einem Reisebüro. „Vater hat das Reisebüro erst 1954 gegründet“, so Dagmar Kiesendahl.

Wie auch immer, im April 1956 begann Albert Breeden eine Lehre im Reisebüro: „Damals gab es die Bank und sie war schon gut eingefahren.“ Obwohl er den Beruf des Reisebürokaufmanns erlernte, bekam er den Bankbetrieb mit: „Oft wechselte ich oder mein Chef Walter Kiesendahl zwischen Reisebüro- und Bankschalter hin und her.“

Danach war er auf dem Festland tätig, nach Gründung einer Familie und der Geburt der Tochter kehrten die Breedens von Bielefeld wieder nach Juist zurück. „Jetzt war es die OLB, die auf mich zu kam, ob ich nicht die Bank machen wollte“, erinnert sich Breeden. Diese war immer noch im Reisebüro, und sein ehemaliger Chef war ziemlich sauer auf die Bank, weil er bei diesen Entscheidungen völlig übergangen wurde.

Später zog die Bank dann in die Nordwestecke vom Hotel „Fresena“ (heute „Strandburg“). Breeden erinnerte sich ungerne an die Zeit im „Fresena“: „Es war alles sehr primitiv.“ Vor allem deshalb, weil die Fesena-Eigentümer aus Kostengründen oft und gerne die Heizung zur Bank abdrehten. Das hatte zur Folge, dass Breeden sich in der Zeit ein Nierenleiden zuzog, das ihn bis heute durch sein Leben begleitet.

Eine Zeit lang waren dann die Geschäftsräume der OLB in Containern untergebracht, die auf dem ehemaligen Bahnsteig der nicht mehr existenten Inselbahn direkt an der Hafenstraße standen. Dieses Provisorium endete schließlich, nachdem die umfangreichen Umbauarbeiten im Alten Bahnhof abgeschlossen waren. Wo die Bank nun ihren Sitz hatte, war ursprünglich die Bahnhofshalle, wo Generationen von Gästen von und zur Inselbahn gingen oder kamen. Die Eingangstreppe zur Bank, wo früher die Gäste im Sommer die Neuankömmlinge mit „Oh wie blass“ und „Hut ab“ lautstark begrüßten, blieb bis heute unverändert.

„Es ist nicht gut für Juist, dass die OLB diesen Standort aufgegeben hat“, so das Fazit von Albert Breeden. Zwar würden auch anderen Banken ihre kleineren Filialen schließen, aber auf Dauer können das keine zukunftsträchtigen Lösungen sein. Auch in seinem jetzigen Wohnort Oldenburg hätte die OLB zahlreiche Stadtteil-Filialen geschlossen. Bis vor kurzem hatte er eine Geschäftsstelle, die er barrierefrei und mit automatischen Türen bequem erreichen konnte, in der jetzt für ihn zuständigen Filiale gibt es das alles nicht. Breeden: „Aber wie ältere und behinderte Menschen damit klar kommen, dass interessiert eine Bank ja leider überhaupt nicht.“

JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN

 
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