Zum Abschluss der 12. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zog die Nationalparkverwaltung ein positives Fazit. Mehr als 8500 Einheimische und Gäste besuchten die gut 230 einzelnen Veranstaltungen. Corona-bedingt wurden Veranstalter wie Besucher diesmal vor besondere Herausforderungen gestellt.
„Seit dem Lockdown Mitte März war uns klar, dass wir uns abhängig von der dynamischen Entwicklung der Pandemie und der damit verbundenen Regelungen auf alle Eventualitäten einstellen müssen, bis hin zur kompletten Absage“, erklärte Petra Potel, die bei der Nationalparkverwaltung die Zugvogeltage seit dem Start 2009 federführend organisiert. „Dabei haben wir immer das Ziel vor Augen behalten, im Sinne der Zugvogeltage-Fans alle Möglichkeiten auszuschöpfen“. So galt es im Sommer zu entscheiden, ob Tausende von Programm-Heften gedruckt werden sollen – die Entscheidung dafür hat sich als richtig erwiesen. Mit einem eigenen Hygienekonzept und anderen Anpassungen ist es gelungen, die meisten der knapp 300 Angebote auch stattfinden zu lassen, nur etwa 20% davon mussten abgesagt werden. Über die Online-Kanäle der Zugvogeltage wurde das Publikum stets auf dem Laufenden gehalten.
Eine besondere Form der Berichterstattung zu Veranstaltungen der Zugvogeltage übernahmen drei „Urban Sketchers“, die direkt vor Ort ihre Impressionen zeichnerisch festhielten. Isa Fischer, Manfred Schlösser und Miriam Wurster haben an verschiedenen Angeboten teilgenommen und mit unterschiedlichen Stilmitteln die Besucher, Akteure und Zugvögel ins Bild gesetzt.
Zum großen Bedauern aller Beteiligten musste das große Zugvogelfest, stets der krönende Abschluss der Veranstaltungsreihe, abgesagt werden. Die Verlosung der Gewinne für die Kinderaktion und die Bekanntgabe der Sieger des Aviathlons gehören stets zu den Höhepunkten des Zugvogelfestes. Deshalb hatte sich das Organisationsteam eine Alternative ausgedacht: Verlosung und Bekanntgabe der Gewinner wurden am Sonntag als Livestream aus dem „Pumpwerk“ in Wilhelmshaven übertragen.
Beim Aviathlon treten Ornitholog der 7 Inseln und 13 Festlandsregionen in den Wettstreit, wo während der Zugvogeltage die meisten Vogelarten gesichtet werden. Weil auf den Inseln eher Vögel des offenen Meeres beobachtet werden können, werden zwei Sieger gekürt: die Insel mit der längsten Artenliste und die Festlandsregion mit der längsten Artenliste. Anders als in manchem Vorjahr hat sich dieses Jahr gezeigt, dass diese getrennte Wertung berechtigt ist: Schon am dritten Wettkampftag setzen sich die meisten Inseln deutlich vom Festland ab, sie konnten Arten wie Trottellumme, Tordalk oder Zwergmöwe melden. In diesem Jahr waren neue Rekorde zu verzeichnen: Bereits am ersten Tag wurde auf Wangerooge die Marke von 100 Arten geknackt, am Festland übernahm Außenseiter Wilhelmshaven nach dem ersten Wochenende kurzzeitig die Spitze. Am Ende standen 215 Arten auf der Gesamtliste, darunter 3 Vogelarten, die bisher bei den Zugvogeltagen noch nicht registriert wurden. Sieger des Aviathlons wurde die Insel Wangerooge mit insgesamt 163 Vogelarten. „Dies geht nur, wenn während der gesamten Woche mit hoher fachlicher Qualität und Intensität von morgens bis abends systematisch Vögel beobachtet werden. Dann ergibt sich ein annähernd vollständiges Gesamtbild – citizen science in praktischer Umsetzung“ erklärte Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung, bei der Bekanntgabe der diesjährigen Ergebnisse. Am Festland siegte das Wangerland mit insgesamt 141 Vogelarten – somit ein oldenburgischer Doppelsieg.
Bei der Kinderaktion sollten die Künstler dieses Jahr bei den Vogelbildern besonders auf die Schnäbel achten. Kein Wunder, dass es vielen der Titelvogel der 12. Zugvogeltage mit seinem besonderen Schnabel angetan hatte: So viele Säbelschnäbler wie in diesem Jahr gab es in der Galerie auf der Kinderseite (auf www.zugvogeltage.de) noch nie zu bewundern! Über 200 Bilder haben die jungen Künstler eingereicht.
Die Glückskinder, deren Namen am Sonntag aus der großen Lostrommel gefischt wurden, bekommen ihr Minox-Fernglas in den nächsten Tagen mit der Post zugeschickt oder nach den Ferien in der Schule überreicht. Im Livestream, den man sich auch noch später ansehen kann, wurden Namen und Alter der Glückskinder genannt und das Bild gezeigt, mit dem sie sich an der Kinderaktion beteiligt haben. Wer sein Kunstwerk eindeutig erkennt, kann sich also schon einmal freuen!
Damit endeten die diesjährigen 12. Zugvogeltage 2020. Insgesamt haben – trotz aller Corona-bedingter Beschränkungen und Begrenzungen - über 8500 Teilnehmende sich an den gut 230 stattgefundenen Veranstaltungen beteiligt. „Dieses wunderbare Ergebnis zeigt uns: Die Zugvogeltage sind auch und gerade in diesen Zeiten unverzichtbar, sie bringen Menschen mit ihrer unmittelbaren Heimat oder ihrer Urlaubsregion fachlich wie emotional in Berührung, geht es doch um die internationale Bedeutung des Weltnaturerbes Wattenmeer für den Vogelzug. Wir hoffen, dass viele von ihnen dies in ihren Herzen und Köpfen tragen und sie zum Nachdenken über das eigene Handeln und die Unterstützung des globalen Vogelschutzes angeregt werden“ resümiert Peter Südbeck. Ein großes Dankeschön richtet der Nationalpark-Leiter an alle Veranstalterinnen und Veranstalter, die sich trotz der Einschränkungen mit einem hohen Mehraufwand aktiv an der Durchführung beteiligt haben. Die 13. Zugvogeltage beginnen am 9. Oktober 2021 – hoffentlich wieder unter den langjährig bewährten Umständen.
Galerien der Urban Sketchers und der Kinderaktion auf www.zugvogeltage.de
Unser Foto zeigt Peter Südbeck und Nadine Knipping
JNN-FOTO: NATIONALPARKVERWALTUNG