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News: Kardinaltonne wurde nach neun Wochen vom Strand geholt

Beigetragen von S.Erdmann am 06. Mär 2019 - 11:44 Uhr

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Anfang dieser Woche wurde die Kardinaltonne „Juist - Nord“ durch den Norderneyer Tonnenleger „Norden“ auf Juist abgeholt. Sie war Anfang Januar aufgrund des Sturmes aus ihrer Position nördlich von Juist gerissen worden (JNN berichtete). Die Leuchttonne hat eine Länge von ca. 9,5 m und ein Gewicht von etwa vier Tonnen; sie befindet sich jetzt auf dem Tonnenhof Norderney und wird dort überholt.

Eine Kardinaltonne ist ein schwimmendes Seeteichen, welches die Schifffahrt vor einer Gefahrenstelle warnt. Zu diesem Zweck ist die Art von Tonnen mit einem gut sichtbaren weißen Solarlicht ausgerüstet, so Johannes Werther, Kapitän des Tonnenlegers, im Gespräch mit JNN. Die so genannte Große Leuchttonne „Juist - N“ wurde im August 2018 das letzte Mal vom Tonnenleger „Norden“ kontrolliert. Das bedeutet, dass das Seezeichen, mit dazugehöriger Ketten und Tonnenstein komplett auf dem Wasser an Deck gehievt wird. Alle Komponenten werden gründlich geprüft und ggf. erneuert.

Da die Tonne bei dem Sturm am 2. Januar großen Wellenkräften ausgesetzt war, kann es trotz der regelmäßigen Wartung der Kette dazu kommen, dass sich aufgrund einer ungünstigen Verdrehung eine Überbeanspruchung des Materials nicht vermeiden lässt und die Tonne quasi „abreißt“. Um die Sicherheit trotz der gestrandeten Kardinaltonne von der Seeseite aufrecht zu erhalten, wurde zeitnah eine neues Seezeichen auf dieser Position ausgelegt.

Sofort nach Erhalt der Nachricht, wurden die Tonne, von Fahrzeugen des WSA Emden (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden) ausfindig gemacht. Da der Sturm im Januar auch sehr hohes Hochwasser mit sich gebracht hatte, wurde die Tonne sehr weit an den Strand bis kurz vor die Dünen gespült. Weil hier keine Gefahr des erneuten Abtreibens bestand und der Tonnenleger erst einmal mit den Arbeiten hinsichtlich der über Bord gefallenen Container der „MSC Zoe“ eingebunden war, verblieb „Juist-Nord“ bis auf weiteres am Strand auf der Höhe vom „Seeferienheim“, wo das Seezeichen ein interessantes Ziel für Strandspaziergänger darstellte.

Doch nun sollte die Tonne endlich von Juist weggeholt werden. Die vorgelagerte große Sandbank nördlich von Juist machte eine Bergung von der Seeseite aber unmöglich, da die Distanz zur Tonne mehr als einen Kilometer betrug. Somit entschied sich Kapitän Johannes Werther, seine Besatzung und das WSA Emden dazu, eine zuletzt sehr erfolgreiche Methode der Bergung anzuwenden: Das WSA Emden bat dazu den NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) auf Juist im Zuge der Amtshilfe um Unterstützung bei der Bergung. Der NLWKN konnte am vergangenen Donnerstag mit ihren Landmaschinen die nun schon fast 1,5 m tief eingespülte Kardinaltonne ausbaggern und einen Tag später mit zwei Traktoren zur Domäne Bill auf die ruhige Südseite der Insel schleppen. Die zweite Zugmaschine wurde hierzu von der Hafenspedition zur Verfügung gestellt.

Am Montagmorgen, als der Wasserstand noch etwas niedriger war, wurde die Kardinaltonne wiederum vom NLWKN an die Wasserkante geschleppt, etwa auf Höhe vom Rettungsschuppen an der Bill. Zwei Stunden später, mit dem Hochwasser, traf der Tonnenleger „Norden“ ein. Die Tonne war aufgrund der guten Vorarbeit des NLWKN jetzt bereits komplett mit Wasser umspült. Der Tonnenleger konnte nun im spitzen Winkel bis auf ca. 170 m an die Kardinaltonne heranfahren und kontrolliert auf Grund fahren. Eine lange Schleppleine wurde mithilfe des Arbeitsbootes der „Norden“ mit dem Mutterschiff und dem noch festsitzendem Seezeichen verbunden.

Sobald sich das Arbeitsboot und die Besatzung in Sicherheit befanden (unter Zug brechende Schleppleinen können Geschoßwirkung haben), konnte das eigentliche Bergen mit dem Tonnenleger beginnen. Hierzu wurde das Schiff langsam und vorsichtig rückwärts vom Sandboden gezogen bis sich die Schleppleine langsam spannt. Da das Spezialfahrzeug mit zwei sogenannten Voith-Schneider-Antrieben ausgerüstet ist, hat es bei einer Rückwärtsfahrt mehr Zugkraft. Nun mussten die zweimal 268 KW starken Maschinen und die Kraft des Schiffes richtig eingesetzt werden, um das Seezeichen ca. 250 Meter in tiefes Wasser der Juister Balje zu ziehen. Nachdem die Tonne, deren Unterwasserteil rund drei Meter lang ist, frei schwamm, durfte die Besatzung wieder an die Schleppleine ran, und die Crew der „Norden“ konnte die Tonne mit Hilfe des bordeigenen Kranes auf das Arbeitsdeck hieven.

Trotz der heftigen Winde von 8 Beaufort an diesem Tag gelang es der einspielten Besatzung des Tonnenlegers „Norden“ die Tonne sicher zu bergen und problemlos an Bord zu nehmen. Das Seezeichen wurde dann zum Tonnenhof nach Norderney gebracht, wo es wieder für seinen nächsten Einsatz aufbereitet wird. Kapitän Johannes Werther möchte sich auf diesem Wege auch im Namen des WSA Emden und der Besatzung für die reibungslose und gute Zusammenarbeit mit dem NLWKN und der ebenfalls beteiligten Hafenspedition auf Juist bedanken.

Infos zum Tonnenleger „Norden“:
Baujahr: 1998
Bauwerft: Fassmer-Werft in Berne-Motzen
Länge: 39,2 m
Breite: 8,89 m
Tiefgang: 1,6 m
Geschwindigkeit: 11 Knoten
Antrieb: 2 Voith Schneider
Leitung der Maschine: 2 x2 268 KW
Besatzung: 6 Personen
Kapitän: Johannes Werther
Eigentümer: Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden
Heimathafen: Norderney

JNN-FOTOS: BJÖRN WESTERMANN (2), JOHANNES WERTHER (4)

Für die Mithilfe beim Zustandekommen dieses Beitrages danken wir Hauke Janssen-Visser vom NLWKN Juist, Kapitän Johannes Werther vom WSA Emden und Björn Westermann.

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