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News: Warum der Flugplatzzubringerdienst in 2020 teurer wird

Beigetragen von S.Erdmann am 26. Dez 2019 - 15:12 Uhr

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Ab 1. Januar 2020 werden die Preise für das Sammeltaxi der HUF Spedition Juist GmbH zum bzw. vom Flugplatz teurer. Die Entscheidung dafür haben sich die beiden HUF-Geschäftsführerinnen Nadja Tschovikov und Karen Bauer nicht leicht gemacht, denn so schön ein Pferdebetrieb auf der Pferdeinsel auch ist, es ist aufwändig und teuer. Tschovikov und Bauer informierten JNN einmal über viele Fakten zu dem Thema, die eine Preiserhöhung unumgänglich machen.

Zukünftig müssen für das Sammeltaxi zwischen Flugplatz und Ort (wobei “Ort” bis zum Seeferienheim geht, die Tarife bis zur Siedlung und Loog stehen in Klammern) nachfolgende Preise gezahlt werden:
Erwachsene: 18,00 € (28,00 €)
Kinder bis 8 Jahre: 10,00 € (14,00 €)
Hunde: wie Kinder bis 8 Jahre

In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen an die Pferdehaltung und -versorgung, Ausbildung der Fahrer, technische Ausstattung der Fahrzeuge und infrastrukturelle Ausstattung der Unternehmen erheblich gestiegen. Tschovikov: “Wir sind dankbar für diese Wandlungen, denn sie haben das Wohl unserer zwei- und vierbeinigen Mitarbeiter zum Ziel, und rücken die Sicherheit des Fahrgastes immer mehr in den Mittelpunkt”.

Historisch betrachtet sind Arbeitspferde seit Jahrtausenden Teil unserer Kultur. Die Haltung dieser Pferde richtete sich jedoch in der Vergangenheit nach den Bedürfnissen der Besitzer. Heute hat der Mensch viele Einsichten über die Umweltbedürfnisse dieser Tiere gelernt, und die Haltung von Pferden hat sich erheblich verbessert.

“Artgerechte Haltung bedeutet jedoch auch, dass viel weniger Pferde auf derselben Fläche wie früher gehalten werden”, so die Geschäftsführerin weiter. “Zum Wohle unserer Pferde ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung, bedeutet jedoch auch, dass Investitionen in neue und moderne Pferdestallungen erforderlich waren.”

Und einen weiteren Fakt führt Karen Bauer ganz klar ins Feld: “Pferde auf Juist zu halten ist um ein Vielfaches teurer als auf dem Festland!” Das liegt unter anderem daran, dass Futtermittel nicht auf der Insel hergestellt werden können. Die Betriebe sind darauf angewiesen, ihr Heu ebenso wie Hafer und Zusatzfuttermittel, aber auch Einstreu wie Stroh, mit dem Frachter vom Festland einfahren zu lassen. Der logistische Aufwand hierbei ist erheblich. Bauer erläutert das Verfahren: “Bauern auf dem Festland produzieren einen Jahresvorrat an Futter, und wir nutzen Zwischenstationen in der Nähe des Frachthafens zur Lagerung. Unsere Kooperationspartner und Lieferanten packen dann das Futter und Einstreu bedarfsgerecht auf kleinere Fahrzeuge, die zum Frachter und schließlich von unseren eigenen Pferden zum Stall gebracht werden. Das erfordert gute Planung, Organisation und teils erhebliche Frachtkosten.”

Aber auch Tierarzt und Hufschmied müssen mit einkalkuliert werden. Hufpflege und Beschlag sind essentiell für einen Pferdebetrieb ebenso wie regelmäßige medizinische Betreuung wie zum Beispiel Impfungen oder Blutkontrollen, aber: “Weder Hufschmied noch Tierarzt sind auf Juist ansässig und reisen für uns vom Festland an; bei Notfällen sogar mit Sonderflügen.”

Auch Kosten für einen sogenannten Kutscherführerschein, nach dem früher nicht gefragt wurde, belasten die Fuhrbetriebe, denn für gewerbliches Fahren von Pferdekutschen in Niedersachsen muss seit 2004 jeder Gespannführer ein Fahrabzeichen und einen Sachkundenachweis haben. Inzwischen gibt es hierfür den speziellen „Kutschenführerschein B – Gewerbe“ und seit 2018 ist dieser für Berufsfahrer Pflicht.

Zu den zusätzlichen Kursinhalten für gewerbliches Fahren gehören – neben dem fachlichen Führen der Gespanne – auch Lehrinhalte aus den Bereichen Tierschutz, artgerechte Haltung, Rechtslage, und sicherheitstechnisch relevante Inhalte wie das Verhalten im Notfall, Ladungssicherung und technische Eigenschaften der Fahrzeuge und vieles mehr.

“Für die fachliche Aus- und Weiterbildung unserer Fahrer buchen wir externen Betriebe und Trainer, deren Kurse unsere Mitarbeiter am Festland besuchen. Nach bestandener Prüfung stellen unsere Fahrer ihr Können nicht nur im Arbeitsalltag unter Beweis”, so die beiden Geschäftsführerinnen. Bei jährlichen Leistungs-und Gespannprüfungen auf Juist überzeugen sich Sachverständige und das Veterinäramt vom korrekten und sicheren Umgang der Mitarbeiter mit den Fuhrwerken.

“Spätestens mit der Neuauflage des Niedersächsischen Kutschenerlasses sind die Anforderungen an unsere Fahrzeuge erneut gestiegen”, so Tschovikov. “Die Abnahme durch einen technischen Sachverständigen, die bereits vor 2018 verpflichtend war, wurde nun auch auf Anhänger ausgeweitet. Wie andere juister Fuhrunternehmen mussten wir einen großen Teil unserer Flotte teils umrüsten, teils außer Betrieb stellen und teils neu in Auftrag geben”.

“Wir sind nicht nur betrieblich von der Gesunderhaltung unserer Arbeitspferde abhängig, sondern fühlen uns für sie als Teamkollegen verantwortlich”, versichdert Karen Bauer. Für die HUF ist die tägliche Stallarbeit, Pferdepflege und Fütterung mehr als nur eine Notwendigkeit. Der alltägliche Umgang mit Lanzelot, Taifun, Alma und Kollegen gerade „hinter den Kulissen“ schafft ein Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Pferd, welches als Grundlage der täglichen Arbeit unverzichtbar ist.

Zusätzlich hat jedes Pferd ein passendes Zuggeschirr, einen individuellen Futterplan und hochwertiges Futter, geschulte Pflege und nicht zuletzt ausreichend Schmuseeinheiten – auch das ist für Geschäftsführung und Mitarbeiter Ehrensache.

Und weiter sagten die HUF-Chefinnen: “In unserer kurzen Unternehmensgeschichte haben wir gesehen, wie eingesessene, familiengeführte Unternehmen mit enormen Widrigkeiten gekämpft haben: angefangen bei Jüchter, über Heyken, Munier, Janssen-Visser bis zur Betriebsverkleinerung von Kannegieter. Mit viel Leidenschaft und oft über Jahrzehnte haben diese traditionsreichen Betriebe die Inselversorgung sichergestellt. Doch haben sie immer wieder mit den erheblichen und steigenden Anforderungen und teilweise den damit verbundenen finanziellen Herausforderungen gekämpft und konnten diesen nicht dauerhaft standhalten.”

Die Personenbeförderungspreise sind trotz der veränderten Umstände lange Zeit konstant geblieben. Um jedoch ein modernes, professionelles Personenbeförderungskonzept mit Pferden auf Juist zukunftssicher zu gestalten, müsse die Wirtschaftlichkeit der Unternehmung langfristig sichergestellt sein, so Bauer und Tschovikov. Gleichzeitig müssen die Preise in einem fairen Rahmen gehalten werden, damit Juist auch weiterhin als Urlaubsdestination für Besucher und Gäste attraktiv bleibt.

“In diesem Spannungsfeld das richtige Mittel zu finden war eine Aufgabe, die wir uns nicht leicht gemacht haben”, so Tschovikov, “und deshalb haben wir die hier ausgeführten Aspekte vorsichtig ausgewertet bevor wir uns auf eine Preisliste für 2020 festgelegt haben mit dem Ziel: „Faire Fahrt zu fairen Preisen“.”

In den letzten 2 Jahren hat die Spedition bereits etliche Herausforderungen angenommen, unter anderem ein Stallneubau, zahlreiche regulative Anforderungen seitens der Gemeinde und des Landkreises sowie den Aufbau und die Ausbildung des Teams. “Wir sind besonders dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung der Inselgemeinde in unseren laufenden Betrieb und unsere Zukunftspläne”, so die beiden Vertreterinnen der HUF.

Aber es sind auch zahlreiche erhebliche Veränderungen und Neuerungen im nächsten Jahr geplant: Erweiterung der Fahrzeugflotte, zusätzliche Ausbildung neuer Pferde und Fahrer, geplant werden zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten und ein weiterer Stallneubau zum Ausgleich der weggefallenen Pferdekapazitäten des Fuhrbetriebs der Familie Kannegieter.

“Nicht zuletzt bereiten wir uns intensiv auf eine digitale Zukunft vor”, so Nadja Tschovikov, “wir glauben, dass wir als Fuhrunternehmen mit Pferden technologischer Wegbereiter sein werden.” Deshalb arbeite man an der Einführung eines Online-Buchungstools, mit dem die Fahrgäste in Zukunft Fahrten digital buchen können, vorhandene Kontingente einsehen und Fahrten flexibel auswählen können. In Kooperation mit der FLN wurden GPS-Sender an der Taxi-Flotte angebracht und damit kann man die Fahrzeuge jederzeit orten. In Kürze wird dieser Dienst auch online zur Verfügung gestellt werden, sodass die Gäste jederzeit sehen können, wo die nächste Kutsche ist. Dieses wird unter anderem auf dem Monitor im neuen Wartecontainer am Wendeplatz vom Juister Flugplatz zu sehen sein.

JNN-FOTOS: HUF SPEDITION JUIST GMBH

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