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Rat und Verwaltung: Hotel "Pabst" im kommenden Jahr nicht mehr im Prospekt vertreten

Beigetragen von S.Erdmann am 01. Aug 2014 - 13:44 Uhr

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Mehr als zwanzig Zuschauer bei einer Ratssitzung sind auf Juist schon eine Besonderheit. So geschehen am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus. Doch diese wurden enttäuscht, denn sie waren überwiegend wegen dem Punkt "Frachtumschlag im Inselversorgungshafen ab dem 1. Januar 2015" gekommen; dieser wurde aber kurz vor Sitzungsbeginn vom Verwaltungsausschuss von der Tagesordnung genommen. Jetzt soll er auf der nächsten Ratssitzung am 14. August behandelt und entschieden werden.

Bürgermeister Dietmar Patron führte dazu aus, dass es zum Teil neue Erkenntnisse gäbe, die man erst prüfen möchte. So habe sich am Sitzungstag noch ein Unternehmer gemeldet, der die Ausfuhr der Waren auf der Insel mittels Pferdegespannen durchführen möchte. Mit der Spedition Jüchter, die dieses nur noch bis zum Jahresende durchführen wird, habe er bereits eine eventuelle Übernahme des Personals und fünf Pferdegespannen ausgehandelt. Ebenso könne es zur Klage eines weiteren Bewerbers kommen, den man bisher noch nicht gehört habe. Auch hier will man noch prüfen, welche Vorschläge dieser anzubieten hat.

Der dritte Grund sei ein Geruchsgutachten für das Zwischendeichgelände, welches der Landkreis erstellt habe und das ebenfalls gerade erst vorliege. Zu diesem Punkt gab es trotz der Absetzung dann auch noch etliche Wortmeldungen in der Einwohnerfragestunde. Einer der Anbieter hatte wohl beantragt, erst einmal als Provisorium Unterkünfte für Pferde auf dem Zwischendeichgelände zu errichten, bis eine dauerhafte Bleibe für die Tiere zur Verfügung stehe. Hier hat sich bereits im Vorfeld eine Gegnerfront von Anliegern gebildet, die wegen der zu erwartenden Geruchsbelästigung starke Beeinträchtigungen für ihre Vermietbetriebe sehen.

Bürgermeister Patron meinte, dem Rat sei es nicht leicht gefallen, diesen Standort auszuwählen, aber: "Wir brauchen kurzfristig am 1. Januar 2015 Unterstellmöglichkeiten für Pferde, wenn wir Juist als Pferdeinsel so erhalten wollen." Das Problem der Geruchsbelästigung sehe er auch, es müsse daher gewährleistet sein, dass die Fäkalien in geschlossene Container kämen und zum Festland verbracht werden müssten.

Das frühere Ratsmitglied Hanne-Gret Fleßner brachte das Gelände des OT-Lagers an der Flugplatzstraße als möglichen Standort ins Gespräch: "Das ist zwar lästig, weil weiter entfernt, aber andere Fuhrunternehmer hat man auch ausgesiedelt." Sie und auch der ehemalige Bürgermeister Johann Wübben wiesen darauf hin, dass man damals einen Ratsbeschluss gefasst habe, wonach das Zwischendeichgelände nicht bebaut werden dürfe. Diesen Beschluss müsse der Rat jetzt erst einmal aufheben. Beide betonten, dass der geplante Bau des Feuerwehr/DRK-Gebäudes in dem Gebiet außer Frage steht, da es sich um für die Sicherheit der Insel dringend benötigte Notwendigkeiten handelt; bei einer Pferdehaltung dort ginge es um wirtschaftliche Interessen eines Fuhrunternehmers. Wübben erinnerte sich dann wohl noch gut an seine Amtszeit, als er feststellte: "Nix ist auf Juist beständiger als ein Provisorium." Ein unbekannter Zuhörer wusste, die Zwischenlösung wäre für den Unternehmer sehr teuer, da die Boxen nur angemietet werden sollen. Deshalb hätte man ein Interesse daran, schnellstmöglich eine endgültige Lösung zu finden. Johann Wübben stellte in seiner Schlussbetrachtung fest, dass bis zur nächsten Ratssitzung noch viel zu regeln und klären wäre, er bezweifele, dass dieses bis zum 14. August zu schaffen sei.

Seinem Ärger machte auch Johannes Pabst, Inselhotelier in vierter Generation und Vorsitzender vom DEHOGA-Inselverband, in einer anderen Angelegenheit Luft. Er zeigte sich mehr als verwundert über die Reihenfolge, in der die Anzeigen der Häuser im neuen Prospekt stehen würden. Ursprünglich sollten Hotels, die Wert auf Qualität und entsprechende Zertifizierungen legen, vorne stehen. Jetzt stehe zum Beispiel das Hotel "Achterdiek" als eines der am höchsten qualifiziertesten Häuser auf Juist bei den Hotels an letzter Stelle, weil es nur mit einer halben Seite annonciert hätte. Pabst sprach deutliche Worte: "Ich sehe nicht mehr die Voraussetzungen für mein Haus in diesem Prospekt. Das Hotel Pabst ist im nächsten Jahr nicht mehr dabei."

Marketingleiter Thomas Vodde antwortete, dass in der Beratungsvorlage die Sortierung der Reihenfolge genau beschrieben war, z. B. Qualität, Teilnahme am Zimmernachweis/vermittlung der Kurverwaltung usw. Bei der Beratung sei schließlich das Kriterium "Zertifizierung" weggefallen, obwohl die Verwaltung dieses weiterhin gerne nach vorne gestellt hätte.

Ein weiterer Zuhörer wies Rat und Verwaltung auf Missstände bei der Post auf Juist hin, die Nachteile für Einwohner, Betriebe und Gäste mit sich bringen. So würde der Briefkasten auf dem Weg zum Hafen nicht mehr eine Stunde vor der Schiffsabfahrt noch mal geleert, damit diese Post noch an dem Tag mitginge. Zudem wurde der Automat für Postwertzeichen nun am alten Postgebäude abgebaut. Laut Auskunft der Juister Postagentur wäre der Automat nun Geschichte, da die Wartung zu teuer sei. Briefmarken sind nun außerhalb der Öffnungszeiten der Postagentur auf der Insel nicht mehr zu erhalten.

Bürgermeister Patron berichtete darüber, dass in der vergangenen Woche Kontrollen an Kutschen und Pferdegespannen durch den Landkreis stattgefunden haben. Die technische Kontrolle der Fahrzeuge obliege dem Landkreis, ebenso wacht der Kreis (in diesem Fall das Veterinäramt) über die Einhaltung des Tierschutzgesetzes. Die Überwachung des rollenden Verkehrs sei Sache der hiesigen Polizeistation. Patron bedauerte, dass es in der vergangenen Woche über dieses Thema eine sehr irreführende Berichterstattung beim NDR gegeben hatte. Vielmehr sollte der ordnungsgemäße Zustand von Gespannen und Wagen im eigenen Interesse des Fuhrunternehmers sein, denn es gehe dabei auch um andere Dinge wie etwa Haftpflicht oder Auflagen der jeweiligen Berufsgenossenschaften.

Die Behandlung der noch anstehenden regulären Punkte dauerte dann nur noch einige Minuten: So wurde beschlossen, dass es bald ein Anfragebuttom in der Buchungsmaschine der Kurverwaltung geben wird. Dahinter ist ein Anfrageformular verlinkt, wo der anfragende Gast alle Buchungsinformationen eintragen kann. Dieses wird dem Vermieter dann direkt zugeleitet. Monika Gress von der Kurverwaltung führte dazu aus, dass es für den Vermieter mit der Einführung der neuen Buchungsmaschine nicht mehr möglich war, mit dem anfragenden Gast direkt in Kontakt zu treten, was zu großer Unzufriedenheit auf Seiten der Vermieter und auch des Gastes geführt hatte. Damit verbunden seien allerdings Einnahmeverluste in Höhe von fast 34.000 Euro für die Kurverwaltung. Bei einer Bettenzahl von 3.100 und einer Gebühr von 10,80 Euro pro Bett soll der Verlust damit abgedeckt sein. Auf Nachfrage vom Rat erklärte sie, dass es keine Pflicht der Vermieter für diesen Button gebe. Man könne ihn ab nächster Woche vier Wochen kostenlos testen, wer ihn dann nicht will, brauche die Gebühr auch nicht zahlen.

Ebenfalls einstimmig votierte der Rat dafür, dass die Kurverwaltung einen Vermieterbeirat für den Zimmernachweis gründet. Damit erhofft man sich eine stärkere und kontinuierlichere Beteiligung der Vermieter und eine bessere Kommunikation. In den Beirat sollen sieben Personen, aufgeteilt in ein Vertreter/in der Hotellerie, ein Vertreter/in der Pensionen, drei Vertreter/innen der Ferienwohnungen und –häuser und zwei Vertreter/innen der Kurverwaltung. Der Bäderausschuss soll die Mitglieder bestimmen. Der Beitrat soll mindestens einmal pro Quartal tagen, bei Bedarf öfters. Abgelehnt wurde ein Antrag von Heike Heiken (Gründe/B 90), die den Beitrat um zwei Ratsmitglieder erweitern wollte. Die Mehrheit des Rates schloss sich der Argumentation des Bürgermeisters an, wonach der Beirat lediglich zuarbeiten und Vorschläge unterbreiten soll. Deshalb solle die Politik darin nicht mit vertreten sein.

Unser Foto zeigt die Südostecke vom alten Postgebäude, wo sich jahrzehntelang Automaten für Postwertzeichen befanden. Jetzt wurde das letzte Gerät abgebaut und die Befestigungslöcher verschmiert. Briefmarken gibt es auf Juist nun nur noch während der Öffnungszeiten der Postagentur.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN

 
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