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News: Kammerphilharmonie Köln: Vivaldi, bis die Stühle leer bleiben

Beigetragen von S.Erdmann am 02. Jan 2013 - 19:30 Uhr

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Nicht nur zu Pfingsten, sondern auch zum Jahreswechsel gehört inzwischen die Kammerphilharmonie Köln zum festen Bestandteil im Veranstaltungsprogramm der Kurverwaltung. So durfte Veranstaltungsleiter Thomas Vodde auch diesmal wieder rund 160 Zuhörer im "Haus des Kurgastes" begrüßen, die sich auf ein buntes und anspruchsvolles Musikprogramm freuen konnten.

Bereits bei den ersten beiden Stücken zeigten die sieben Musikerinnen und Musiker durch ihr diszipliniertes Zusammenspiel große Geschlossenheit. Der Abend begann mit dem weltbekannten Allegro aus der Serenade "Eine kleine Nachtmusik" von W.A. Mozart (1756-1791), gefolgt von der Barcarole aus "Hoffmann?s Erzählungen" von Jacques Offenbach (1819-1880).

Auch Antonio Vivaldis (1678-1741) Vier-Jahreszeiten-Zyklus gehört immer dazu und wird von den Fans schon erwartet. Die Violinistin und Sopranistin Sabine Könner, die mit sehr viel Charme durch das Programm führte, sah es so: "Solange der Saal hier so gut besucht ist, scheinen die Vier-Jahreszeiten niemanden auf den Geist zu gehen. Und solange sie zu unseren Konzerten kommen, spielen wir Vivaldi, bis die Stühle leer bleiben."

Diese Gefahr besteht aber kaum, denn jedes Mal bringt das Kölner Ensemble immer einen hervorragenden Solisten für dieses Werk mit, diesmal den aus Mülheim/Ruhr stammenden Anton Georg Gölle. Der Jahreszeit angepasst die drei Sätze aus "Der Winter"; nach der Pause gefolgt von "Der Frühling". Der erst 22 Jahre junge Violinist Gölle erhielt eine fundierte Ausbildung für Violine, Klavier und Kammermusik, die überwiegend in Aachen und Essen stattfand; es folgten internationale Meisterkurse im In- und Ausland. Er gewann unzählige Wettbewerbe und Preise; seit 2010 ist er zudem Vorsitzender des Kammermusikvereins NRW.

Der "Winter" kommt mit Zähneklappern, Fußstampfen, klirrender Kälte in f-moll. Der zweiteilige Mittelsatz (Largo) ist wohl der zugänglichste und formal geschlossenste des Zyklus, er zeigt die Behaglichkeit und Wärme am Kamin, während "draußen" der Regen an die Scheibe pocht (im Pizzicato der Geigen). Gölle zeigte große Fingerfertigkeit auf seinem Instrument, zusammen mit den begleitenden Musikern entstand ein atemberaubend schönes musikalisches Raumgefühl. Der lang anhaltende Beifall am Schluss beider Stücke war mehr als verdient.

Neben Gölle trat auch Sabine Könner als Solistin auf. Sie wurde in Königshütte (Polen) geboren und erhielt ihre erste Musikausbildung mit Hauptfach Violine an der staatlichen Musikschule zur Förderung besonderer Talente in Kattowitz. Im Alter von 14 Jahren siedelte sie nach Deutschland um, wo sie an der Musikschule Ratingen weiter unterrichtet wurde. Sie gewann zahlreichen Preise und Stipendien in den Fächern Violine, Klavier und Kammermusik. Mit 18 Jahren begann sie zusätzlich eine Gesangsausbildung in der Klasse der Opernsängerin Renate Dreis-Reichert. Heute ist Sabine Könner sowohl als Geigerin als auch als Sängerin sehr gefragt. Auf Juist überzeugte sie nicht nur durch ein einfühlsames Geigenspiel, sondern auch als Sängerin. Bei der Etüde in E-Dur op. 10.3 "In mir klingt ein Lied" von Frédéric Chopin (1810-1849) zeigte sie ihre überragenden Qualitäten als Sopranistin. Das Publikum wusste die Aufführung von höchstem Rang zu würdigen.

Bei der "Polka Pizzicato" für Streichorchester von Johann Strauss (1825 - 1899) bewiesen die Musiker, wie gut es klingen kann, wenn man Geigen nicht streicht, sondern zupft. Doch auch das zweite Strauss-Werk, die "Annen-Polka" machte viel Freude. Es zeigte zudem, dass die Konzerte der Kölner immer wieder für Abwechslung sorgen, denn zwei Jahre zuvor ließ Sabine Könner in diesem Stück, das auch "Schwips Lied" heißt, ihre Stimme hören, diesmal wurde das Stück ausschließlich mit Streichinstrumenten dargeboten. Ein weiteres Stück, das viel Freude machte, war der berühmte Can-Can aus "Orpheus in der Unterwelt", wiederum von Offenbach.

Neben dem schon erwähnten Frühling von Vivaldi gab es in zweiten Teil des Konzertes zwei Stücke aus der Oper "Carmen" von Georges Bizet (1838-1875). So gab es die Ouvertüre aus dieser Oper, zudem sang Sabine Könner auch das Lied "Habanera", was wieder mit viel Beifall bedacht wurde.

Ein Highlight ungewöhnlicher Klasse bildete dann einen weiteren Höhepunkt des Konzertes: Die "Moses-Variationen" für Violoncello und Streicher nach einem Thema von Rossini, gespielt nur auf einer Saite von Niccoló Paganini (1782-1840). Interessant war auch, wie es zu diesem Stück gekommen war, erklärte Sabine Könner: Paganini wurde immer nachgesagt, er hätte ein Bündnis mit dem Teufel, was wohl zum Teil auf Neid an seinem überragenden Geigenspiel zurück zu führen war. Vor einem Konzert hatten Neider deshalb drei Saiten seiner Geige angesägt, und zwar so, dass sie kurz nach Konzertbeginn reißen sollten. Damit wäre das Konzert zu Ende, verbunden mit einer Blamage für den Künstler. Die Saiten rissen zwar, doch Paganini spielte unbeirrt sein Konzert auf nur einer Saite zu Ende. Später schrieb der das Werk entsprechend um, damit es auch andere Künstler so vortragen konnten.

Der phantastische Shengzhi Guo spielte dieses Bravourstück großer Cellisten nicht nur für die Kunst, sondern für das Herz. Er erreichte einen ebenso seelenvoll-schönen wie voluminösen, mächtigen Ton und ließ sein Instrument mit größter technischer Fertigkeit auf der gesamten Tonscala in einer Weise singen, dass sich das Publikum minutenlang nicht beruhigen konnte.

Der 1983 in Peking geborene Shengzhi Gou zählt bereits als ein international erfahrener Cellist. 2001 graudierte er an der Musikschule seiner Heimatstadt, danach kam er nach Deutschland, wo er sein Studium fortführte. Auch Gou gewann zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben.

Nicht minder Applaus gab es noch mal für den Geiger Anton Georg Gölle, der große Fingerfertigkeit bei der rasend schnellen "Czárdás" von Vittorio Monti (1860-1922) zeigte. Czárdás bezeichnet eine Musik, die einer traditionellen Tanzform Ungarns zu Grunde liegt. Der sein Instrument souverän beherrschende Geiger zog die Zuhörer durch feingesponnene Differenzierungen, hoher Tonqualität und klug abgewogene Noblesse noch einmal voll in seinen Bann.

Als Schlussstück wurde dann noch ein Strauss-Walzer mit dem Titel "Wein, Weib und Gesang" gespielt, doch erst nach zwei Zugaben entließ das Publikum die Musiker. So gab es noch einen sinnlichen Tango, gefolgt von dem berühmten "Radetzky-Marsch" von Strauss, wo die Zuhörer begeistert mitklatschten. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die anderen vier Ensemble-Mitglieder, die durch ihre Spielfreude dafür sorgten, dass dieses Konzert wieder einen tollen Jahresabschluss auf Juist bildete. Dieses waren Annemarie Leschinski und Agneta Sobozak (Violinen), Alba Gorrea Munoz (Viola) und Johannes Jacobi (Kontrabass).

Unsere Fotos entstanden während des Konzertes im "Haus des Kurgastes" und zeigen die Mitglieder der Kammerphilharmonie Köln.
JNN-Fotos: Stefan Erdmann

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