Ohne Beschluss endete die Sitzung des Gemeinderates am Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus. Dabei ging es um die Neugestaltung der Saunalandschaft auf dem Dach des Erlebnisbades. Eigentlich sollten lediglich die Bauarbeiten an die jeweils günstigen Anbieter vergeben werden, jedoch spielte die Ratsgruppe "Bündnis Juist" nicht mit, denn diese will angesichts der hohen Kosten lieber eine abgespeckte Version einer neuen Sauna.
In jedem Fall hinterließ der Rat eine ganze Reihe von verärgerten Zuhörern, denn es wurde eine Sitzungsunterbrechung beschlossen. Vor der Tür wurden bereits Pläne geschmiedet, geschlossen und zusammen mit der Presse den Sitzungsort zu verlassen. Die Juisterin Carola Stegmaier brachte es auf den Punkt: "Da brauche ich nie wieder hingehen!" Rund eine halbe Stunde tagte der Rat hinter verschlossenen Türen, um dann eine Lösung zu präsentieren, die zudem bei den Zuschauern für Kopfschütteln sorgte.
Nach der Unterbrechung erklärte der Bürgermeister nämlich, dass man überein gekommen war, in der kommenden Woche erneut zu tagen. Bis dahin wolle man zusätzliche 200.000 Euro an Fördermitteln beschaffen, damit der Eigenanteil der Inselgemeinde unverändert bei den ursprünglich vereinbarten 1,2 Millionen Euro bleibt. Wie das in der Kürze der Zeit gehen soll, ließ der Verwaltungschef offen. Es ist daher nur zu vermuten, dass man sich bei den geheimen Beratungen auf die Aussage von CDU-Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneten Gerd Rinderhagen stützte, der im öffentlichen Teil darauf hinwies, dass vom Landkreis aus eine Bezuschussung von 20 Prozent möglich sei. Bei den jetzigen Baukosten wären dieses rund 350.000 Euro; beantragt habe die Gemeinde aber seinerzeit in Aurich lediglich 80.000 Euro.
Bürgermeister Dietmar Patron führt zu Beginn noch einmal den Werdegang aus, immerhin plane man seit sieben Jahren dieses Projekt. Der alte Rat entschied sich schließlich mit knapper Mehrheit für den Entwurf eines Oldenburger Büros, der die neue Saunalandschaft auf dem Dach des Erlebnisbades plante. (JNN berichtete ausführlich) Die Kosten wurden mit 1,6 Mio. Euro angesetzt, hierfür konnten Fördermittel in Höhe von 400.000 Euro eingeworben werden. 300.000 Euro würde die Kurverwaltung aus Eigenmitteln bereitstellen, die restlichen 900.000 Euro seien über ein Darlehn zu finanzieren. Eine Ausschreibung im vergangenen Jahr brachte dann allerdings tatsächliche Baukosten von 1,74 Mio. Euro zutage. Die Ausschreibung wurde aufgehoben; als Grund nannte man, dass die Auftragsbücher der Baufirmen gefüllt waren und sie deshalb so treure oder auch gar keine Angebote abgaben.
Die jetzt erfolgte zweite Kostenermittlung liegt mit fast 1,8 Millionen noch über der Summe der ersten Ausschreibung, obwohl hier der Leistungsumfang um einige Positionen reduziert wurde. Die Rahmenbedingungen bei den Handwerksfirmen haben sich nicht wie erhofft verschlechtert, und zusätzlich sind allgemeine Kostensteigerungen hinzugekommen. Somit wäre jetzt bei reduziertem Leistungsumfang trotzdem noch mehr Geld zu zahlen.
Meint Habbinga, Gruppensprecher von Bündnis Juist, stellte deshalb fest, dass die geplante Neugestaltung der Saunalandschaft für 1,6 Mio. Euro nicht zu realisieren sei, und der geplante Eigenanteil von 1,2 Mio. Euro wäre bei weitem nicht ausreichend. Habbinga: "Der Sanierungsbedarf der alten Sauna besteht unbestritten weiter, auch sind schon ca. 235.000 Euro Kosten für das Projekt entstanden." Daher schlug die Gruppe auf Grundlage der bisherigen Planungen eine Saunalandschaft in den oberen, bereits vorhanden Räumlichkeiten, ohne eine Aufstockung vor. Die Zahl der Saunaplätze solle im Obergeschoss erweitert werden und ggf. der Loungebereich verkleinert werden. Für einen Sauna-Außenbereich, sollte - sofern eine kleine Dachlösung zu teuer wird - auf eine Balkonlösung zum Beispiel auf der Südseite ausgewichen werden. Diese "Lightversion" sollte kurzfristig mit dem Planungsbüro, der Bauverwaltung und dem Bauausschuss umgesetzt werden, um hier zu einer Kostenermittlung zu gelangen, die erheblich unter dem jetzigen Eigenanteil sein sollte.
Für die erste Überraschung sorgte dann Frank Endelmann (CDU), der sich im alten Rat gegen das Projekt ausgesprochen hatte. Er würde von seiner ursprünglichen Meinung aber heute abweichen, weil er das Risiko nicht tragen wolle, dass es dann gar keine Sauna mehr gäbe. Auch auf Nachfrage von Jan Doyen-Waldecker erklärte er aber nicht, wie er zu der Annahme käme, denn eine völlige Schließung der bisherigen Sauna wurde bisher von keiner Seite angekündigt oder in Erwägung gezogen.
Anschließend legte sich die Verwaltung mächtig ins Zeug und präsentierte eine verwirrende Menge von Zahlen und Berechnungen. Doyen-Waldecker bemängelt, dass diese erst jetzt genannt wurden, man hätte sie vorher im Wirtschaftsförderungsausschuss behandeln und prüfen sollen. So rechnete Bürgermeister Patron vor, dass die jetzt entstehenden Mehrkosten aufgrund des niedrigen Zinsniveaus nur mit 2.200 Euro jährlich zubuche schlagen würden. Jens Wilde, Leiter vom Bauamt, wies darauf hin, dass eine Neuplanung seiner Meinung nach einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen würde; in dieser Zeit werden die Baukosten um rund zehn Prozent steigen, hinzu kämen Einnahmeverluste durch den verzögerten Baubeginn. Marketingleiter Thomas Vodde legte sogar Berechnungen bis auf eine Zehntelprozentstelle hinter dem Komma vor, wie viele Besucher jedes Jahr ohne eine neue Sauna weniger kämen. Bis 2020 würde die Kurverwaltung mehr als eine Millionen Euro an Kurtaxe verlieren. Auf Nachfrage vom Ratsvorsitzenden Jens Heyken (Grüne) räumte er allerdings ein, dass die Entwicklung des Kurbeitrages in den letzten Jahren - also ohne neue Sauna - als "positiv" bezeichnet werden könne.
Heike Heiken (Grüne) sprach sich dafür aus, als Übergangslösung erst mal eine Strandsauna zu errichten. Der Bürgermeister gab indes zu bedenken, dass man eine Sauna insbesondere in der Vor- und Nachsaison benötige, eine Strandsauna aber wegen der Sturmflutgefahr nur in den Sommermonaten aufgebaut werden dürfe.
Jan Doyen-Waldecker und Ralf Lüpkes (Pro Juist) stellten die Zahlen der Verwaltung zum Teil infrage, da früher andere Summen genannt wurden. Jens Heyken bezweifelte zudem die Aussage, dass man für eine abgespeckte Saunalandschaft keine Zuschüsse mehr erhalten würde. Man müsse mit demselben Elan rangehen und neue Mittel einfordern. Patron entgegnete, dass die Zahlen keineswegs "mit der Mütze eingefangen", sondern von Fachleuten und Mitarbeitern erarbeitet wurden.
Gerd Rinderhagen (CDU) sprach sich wie die Verwaltung für die Beibehaltung der bisherigen Planung aus: "Diese Sauna auf dem Dach des Bades mit seiner Aussicht stellt einen hohen Wiedererkennungswert für Juist da, ähnlich wie das Seezeichen am Hafen." Sollte man indes jetzt etwas anderes beschließen, würde er dennoch mit all seiner Kraft sich auch dafür einsetzen, denn eine Neugestaltung der Sauna sei unabdingbar.
Björn Westermann (CDU) vertrat die Ansicht, die jährliche Mehrbelastung stehe in keinem Verhältnis zu diesem Projekt. Er riet daher den Mitgliedern von Bündnis Juist zu einer Sitzungsunterbrechung, um sich innerhalb der Gruppe nochmals zu beraten. Bei der Abstimmung wurde allerdings dann mit Mehrheit beschlossen, dass sich nicht die Gruppe, sondern der komplette Rat ohne Öffentlichkeit bespricht. Der Rat kommt jetzt wegen dem Thema wieder am Mittwoch, den 25. Juli um 19:00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule" zu einer öffentlichen Sitzung zusammen.
Während der "Zwangspause" vor der Tür nutzten wir die Zeit, sperrten mal die Ohren auf und sammelten einige Aussagen der rund zwölf Zuschauer. (Anmerkung: Es handelt sich dabei nicht um Daten und Fakten, sondern sind nur Äußerungen und Meinungen von einzelnen Personen.) Wie bei Rat und Verwaltung herrschte soweit Einigkeit, dass die bisherige Sauna im Erlebnisbad so nicht mehr tragbar ist. "Ich würde da als Gast nicht rein gehen." - "Wir müssen dieses Projekt unbedingt durchziehen", so die Meinung eines Juisters. Es gab aber auch kritische Stimmen: "Die Sache wird zu teuer." - "Durch eine neue Saunalandschaft kommen keine zusätzlichen Gäste. Der Gast, der eine Sauna besucht, will diese in seiner Unterkunft haben und wohnt ohnehin in einem Hotel mit diesem Angebot." - "Das Angebot für Kinder ist ok, für Jugendliche wird nix getan. Für diese ist Juist unattraktiv und sie zieht es in andere Orte. Aber die Jugendlichen von heute sind die Gäste von morgen." - "Ein lautes und ein leises Spielhaus, wie es Langeoog und viele Küstenbadeorte haben, würde mehr Sinn machen." - "Sind nicht Dinge für die Bürger wichtiger? Was ist mit dem Kindergartengebäude an der Schule und dem neuen Haus für Feuerwehr und DRK?" - "Hält das Dach auf dem Erlebnisbad so eine Sauna, wenn schon einige Antennenmasten das Dach vom "Haus des Kurgastes" ruiniert und undicht gemacht haben?"