Norden/ Norderney - Etwas weltweit Einmaliges hat die Forschungsstelle Küste im NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) aus ihrem Fundus zusammengestellt und publiziert: Das historische Kartenwerk der niedersächsischen Küste. Basierend auf den Arbeiten des 1981 verstorbenen Sachgebietsleiters "Morphologie" der Forschungsstelle Küste, Hans Homeier, gibt das gut 130 Seiten starke Werk einen Überblick zur Entwicklung der Inseln und der Festlandsküste zwischen Ems und Elbe in den vergangenen Jahrhunderten mit umfangreichen Hinweisen auf Kartenquellen und Literatur.
Anders als früher werden dabei unabhängig vom Blattschnitt des Kartenwerkes Regionen zusammenfassend abgehandelt. "Für alle untersuchten Gebiete erfolgt eine vergleichende kartografische Darstellung des jeweiligen Küstenverlaufs der Jahre 1650, 1750, 1860 und 1960. In einer vorgeschalteten textlichen Beschreibung werden - je nach örtlicher Quellenlage - zum Teil die Entwicklungen seit dem 13. Jahrhundert skizziert", schildert Dr.-Ing. Hans-Joachim Stephan, bis 2008 als Nachfolger Homeiers Leiter des Aufgabenbereichs "Morphologie", der die Arbeiten am Kartenwerk nach dessen Tod zum Abschluss brachte und gemeinsam mit Hanz Dieter Niemeyer um aktuelle Untersuchungsergebnisse ergänzte. Motivation für beide war das bisher in vielen Einzeldarstellungen verstreute, einmalige wissenschaftliche Vermächtnis Hans Homeiers für die Nachwelt zu sichern und ihm einen seiner Leistung würdigen Platz einzuräumen.
"Die Jahre für die Kartendarstellung wurden gewählt, weil es zu den jeweiligen Zeitpunkten umfangreiche, verlässliche Berichte über die Verhältnisse gab", ergänzte Niemeyer, der heute die Forschungsstelle Küste im NLWKN leitet. "So gelten die Auricher Inselbereisungsprotokolle von 1650 als ebenso zuverlässige Quelle wie die hannoverschen und preußischen Seekarten aus der Zeit um 1860". Für die beschreibende Darstellung wurden ferner zahlreiche zeitgenössische Zeugnisse wie Deich- und Sielregister, Prozessakten oder Urkunden wie Kaufverträge von Ländereien, Schenkungen an Klöster oder deren Güterverzeichnisse genutzt. "Die Akribie mit der Homeier hier vorging, war einmalig", betonen Niemeyer und Stephan.
Der Blick in die Vergangenheit ist dabei auch eine wichtige Grundlage für die Küstenschutzplanungen der Gegenwart: Die Kenntnis der kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungen ist wichtig, um zu erkennen, welche Verhältnisse das natürliche Kräftespiel an einem Ort anstrebt und ob aktuelle Geschehnisse diesem Trend folgen oder nicht.
Die Veröffentlichung richtet sich vorrangig an wissenschaftliche Institute der Disziplinen Küsteningenieurwesen, Geologie, Geografie und Biologie, an Verwaltungen und Genehmigungsbehörden, die im Küstengebiet tätig sind sowie an wissenschaftlich interessierte Privatpersonen.
Sie ist gegen eine Schutzgebühr von 30,00 Euro zuzüglich 2,50 Euro für den Versand über folgende Adresse zu beziehen:
NLWKN - Forschungsstelle Küste, An der Mühle 5, 26548 Norderney.