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News: Bürokratenlogik auf der A31

Beigetragen von Petzi am 13. Feb 2011 - 23:03 Uhr

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Für Außenstehende muss die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der erneuerten A31 wie ein Schildbürgerstreich erscheinen: Damals, als sie gebaut wurde, gab es kein tempolimit, dann wurde die Stecke wegen einer fehlenden Standspur auf 120 Km/h beschränkt und jetzt, viele Jahre später, gilt auf dem rundum erneuerten Streckenabschnitt nur noch Tempo 100. Nur wer genau hinschaut, erkennt dabei die feinsinnige und schlüssige Bürokratenlogik, die hinter dieser Entscheidung steckt.

Fassen wir kurz zusammen: Der A31 Streckenabschnitt zwischen Leer und Emden war marode, hatte keinen Standstreifen und wurde darum mit einem Tempolimit von 120 Km/h begrenzt. Eine umfangreiche Baumaßnahme sollte Abhilfe schaffen. Doch Fehlanzeige: Die neue Fahrbahndecke ist da, der breite Standstreifen ist da - nu ja und die Tempo 100-Schilder sind jetzt auch da. Der Grund für die Geschwindigkeitsbegrenzung ist die Mittelleitplanke, sagen die Verantwortlichen von der Landesbehörde. Die wurde nämlich so hoch gebaut, dass der normale Ostfriese nicht mehr wie gewohnt vom Autobahndreieck Leer über die weite Flur bis zum den SIAG-Nordseewerken in Emden schauen kann, sondern die freie Sicht auf die eigene Fahrbahn schon hinter der nächsten Kurve endet.

Das sei zu gefährlich, so die Argumentation. Denn nach der Logik von geschulten Bürokraten kommen Ostfriesen mit dieser verkehrsbedingten Kurzsichtigkeit nicht so gut zurecht wie zum Beispiel die Bayern. Dort gibt es auch Sichtbehinderungen - etwa durch Berge - aber eben nicht zwingend Tempolimits.
Wer das Ganze bürokratenlogisch weiter durchdenkt, kann sich jedoch entspannt zurücklehnen. Langfristig wird dieses Tempolimit nämlich nur Pkws und Motorräder betreffen. Lkws und Offroader dürfen dann ohne Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen Emden und Leer unterwegs sein. Die liegen ja hoch genug, sodass der Fahrer auf seinem Bock vom Autobahndreieck Leer problemlos bis zur Knock gucken kann. Die neue, gut ausgebaute rechte Fahrbahn würde dann zu so einer Art Krichspur für Pkws und natürlich besonders für Sport-Coupés.
Die neue Regelung eröffnet auch der Automobilindustrie ganz neue Möglichkeiten. Statt rasanter Sportwagen können dann bei der Zielgruppe der 20-50-Jährigen Ostfriesen ein neues Lkw-Coupé zum Verkaufsrenner werden - am besten mit schicken Schalensitzen, Heckspoiler und Sportfahrwerk. Als Produktstandort würde sich Emden anbieten. Von dort könnten die potenziellen Käufer der Rennlaster gleich eine Probefahrt auf der neuen Autobahn machen. Das zeugt auch von unternehmerischem Weitblick. Da soll noch einmal einer sagen, die Ostfriesen wären kurzsichtig.

Quelle: IHK Zeitschrift Wirtschaft für Ostfriesland und Papenburg, Januar 2011

 
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