Ein besonderes Projekt, welches von der Kurverwaltung auf die Beine gestellt wurde, hat jetzt auf der Insel Juist begonnen: Das Gästeorchester. Die Idee war, rund 40 Amateurmusiker für eine Woche zusammen zu holen und mittels eines Intensivtrainings durch international bekannte Klassikstars zur Konzertreife zu bringen. Ob das Experiment gelingt, wird man am Freitag beim öffentlichen Abschlusskonzert sehen, in jedem Fall fanden sich 33 Musiker zu dem musikalischen Event ein.
Diese begannen seit Anfang der Woche mit intensiven Proben. Jeden Morgen um zehn Uhr geht es los, dazu trifft man sich nicht nur im großen Saal vom "Haus des Kurgastes", sondern auch in dem Seminarräumen. Gemeinsame Übungen mit allen Musikern wechseln sich mit Gruppenarbeit oder Registerproben ab. Während im Großen Saal die Bläser und die Pauke unter der Leitung des Klarinettisten Dimitry Ashkenazy sich an Beethoven versuchen, findet man im Seminarraum 1 die Celli und Kontrabässe, die unter dem bekannten Violoncellisten Ramon Jaffé ebenfalls die beiden ersten Sätze der 5. Symphonie einstudieren. Dieselben Melodien hört man auch ein paar Meter weiter, denn im Seminarraum 3 haben sich die Violinen und Bratschen zur Probe eingefunden. Mit diesen arbeitet die Geigerin Sylvia-Elisabeth Viertel. Vierter Ausbilder im Bunde ist Oliver Weder, der Chefdirigent der Thüringer Symphoniker Saalfeld, dessen Aufgabe es ist, die Gruppen schließlich zu einem musikalischen Ganzen zu formen und abzustimmen.
Keine leichte Aufgabe, denn die Musiker im Alter von 16 bis 78 Jahren kommen aus allen Teilen Deutschlands, haben noch nie zusammen gespielt und zudem weicht deren Können, Erfahrung und Ausbildung voneinander ab. Und doch ist es eine spannende Erfahrung. "Eine ganz neuartige Idee, die kreative Freizeit in einer wunderbaren Umgebung zu verbringen", so schwärmt Ramon Jaffé, der nicht nur in vielen Konzerthäusern dieser Welt zuhause ist, sondern auch auf Juist nach einer ganzen Reihe von Auftritten geradezu ein Heimspiel hat.
Und so wird es am kommenden Freitag, den 28. Oktober um 20.15 Uhr also ein besonderes Konzert geben, denn dann wird das Gästeorchester zusammen mit ihren Ausbildern das Ergebnis ihrer Arbeit präsentieren. Die Werke, die man dazu ausgesucht hat und derzeit einstudiert, stellen schon einen vielseitigen und anspruchsvollen Konzertabend in Aussicht. Man will mit der Ouvertüre zu "Iphigenie auf Tauris" von Christoph-Willibald Gluck beginnen, gefolgt von Mozarts 2. Satz aus dem Klarinettenkonzert A-Dur und dem Concerto für Violine, Violincello und Orchester von Gaetano Donizetti. Ein Höhepunkt dürfte die Aufführung eines der bekanntesten Werke der Klassik, nämlich der 5. Symphonie in C-Moll Op. 67 (sogenannte "Schicksalssymphonie") von Ludwig van Beethoven darstellen. Der Eintritt zum Konzert ist frei, so soll aber anschließend um eine Spende gebeten werden.
Unsere Fotos entstanden am ersten Probentag bei den Gruppenproben der Bläser auf der Bühne im Großen Saal unter Dimitry Ashkenazy und der Bässe im Seminarraum mit Ramon Jaffé.
JNN-Fotos: Stefan Erdmann