Am vergangenen Samstagnachmittag wurden die Insulaner durch einen Sirenenalarm aus ihrer winterlichen Ruhe gerissen. Im Hotel "Pabst" brannte es und rund zehn Personen wurden im Inneren des Hauses vermisst. Ihnen war der Rückweg durch starke Rauchentwicklung abgeschnitten. Daher wurden die Feuerwehrleute nicht nur per Funkmeldeempfänger alarmiert, sondern zusätzlich auch über die Sirene.
Glücklicherweise handelte es bei diesem Szenario nur um eine Großübung, mit der die Feuerwehrführung die Einsatzfähigkeit der Wehr testen wollte. Nur wenige Personen wussten hierüber Bescheid, so dass die Feuerwehrmitglieder erst einmal von einem echten Brand ausgingen. Schnell war das Tanklöschfahrzeug, welches nur mit drei Personen besetzt werden braucht und daher immer als erstes Fahrzeug ausrückt, besetzt und unterwegs; ebenso der Einsatzleitwagen mit Gemeindebrandmeister Thomas Breeden. Auch mit den Ausrückzeiten für das dritte Fahrzeug, welches mit einer kompletten Löschgruppe unter der Führung von Zugführer Arend Janssen-Visser besetzt war, zeigte sich der Einsatzleiter zufrieden. Parallel dazu war dann auch die Drehleiter auf dem Weg zum Einsatzort.
Unter schweren Atemschutz drangen die Feuerwehrleute in das Gebäude zur Menschenrettung ein, inzwischen hatte man aber festgestellt, dass es keinerlei Rauchentwicklung gab und es sich bei den zu rettenden Personen um Mitglieder der Jugendfeuerwehr handelte. Trotzdem wurde die Übung mit der nötigen Disziplin weitergeführt. Die Drehleiter wurde in Stellung gebracht und über einen Balkon die ersten Personen aus dem Gefahrenbereich geborgen.
Inzwischen war auch das letzte Löschgruppenfahrzeug angekommen. Hier hatte es dann sehr lange gedauert, bis noch genug Feuerwehrleute eintrafen, um das Fahrzeug zu besetzen. Nachdem niemand mehr nachkam, entschied sich Gruppenführerin Katrin Kleinau, nur mit einer Staffelbesatzung auszurücken. Dieses Fahrzeug wurde hinter dem Hotel auf der Straße zum Erlebnisbad aufgestellt, mittels Steckleitern wurde ein zweiter Fluchtweg über das Küchendach aufgebaut.
Nachdem man alle Personen gefunden und am Sammelplatz übergeben hatte, begann die Brandbekämpfung. Es wurden mehrere C-Rohre für einen Außenangriff in Stellung gebracht, außerdem konnte über die Drehleiter das Hochdrucklöschgerät eingesetzt werden. Schon bald hieß es "Feuer aus" und der Abbau begann.
Mit den Leistungen der anwesenden Feuerwehrmitglieder war Thomas Breeden sehr zufrieden: "Es wurde alle Aufgaben gut gemeistert". Allerdings waren zu wenige Leute da, denn nur 25 habe er gezählt. Davon musste man zudem noch vier Feuerwehranwärter abrechnen, da man sie im Ernstfall noch nicht hätte einsetzen dürfen. Da das Schiff an diesem Wochenende günstig fuhr, war auch eine größere Zahl von Mitgliedern auf dem Festland. Breeden: "Das ist normal, dass immer eine gewisse Zahl von Leuten nicht auf der Insel ist. Viel ärgerlicher sind aber die ausgebildeten Feuerwehrleute, die vor Ort sind und den Funkmeldeempfänger - und in diesem Fall sogar die Sirene - einfach ignorieren. Nach dem Motto, es wird wohl nicht so schlimm sein, und lass die anderen man hingehen."
Auch die Zahl der Atemschutzträger war viel zu gering. Lediglich drei Trupps (d. h. sechs Personen) standen zur Verfügung. "Wenn das Haus vollbesetzt im Sommer tatsächlich gebrannt hätte, dann wäre es mit dieser geringen Anzahl von Leuten und Atemschutzträgern zu einer schlimmen Katastrophe gekommen", so das erschütternde Schlussresümee des Feuerwehrchefs. Durch die Übung sah der Brandmeister seine eigenen Worte von der letzten Jahresmitgliederversammlung bestätigt, wonach eine dickere Personaldecke in der Wehr erforderlich ist: "Es müssen unbedingt mehr Leute in der Wehr ehrenamtlich tätig werden!" Außerdem solle noch in diesem Jahr ein weiterer AGT-Lehrgang (Schwerer Atemschutz) durchgeführt werden. Auch hält die Wehr für solche Fälle nur eine Sirene auf dem Rathausdach nicht für ausreichend, da so große Teile der Bevölkerung (im Ostdorf, Billstraße, Siedlung und Loog) nicht erreicht werden.
Breeden dankte besonders Johannes Pabst, der sein Haus jetzt in der Winterpause für die Übung zur Verfügung gestellt hatte. Für die Feuerwehrleute ist es immer von Vorteil, wenn sie sich in diesen großen Häusern und den zum Teil verwinkelten Ecken, Treppenhäusern und Fluren mit den Gegebenheiten vertraut machen können.
JNN-Fotos: Uwe Bösewetter