Der Gemeinderat der Insel Juist beschloss auf seiner letzten öffentlichen Sitzung am Freitagabend im Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule" mehrheitlich, die Neugestaltung der Sauna im Erlebnisbad zum nächst möglichen Zeitpunkt zu realisieren. Ein entsprechender Förderantrag muss bis Mitte Februar bei der NBank in Hannover vorliegen, vorher muss der Landkreis noch grünes Licht geben, denn immerhin geht es um eine Investition von rund 1,6 Millionen Euro.
Da die Zeit drängt, fand die Sitzung ausnahmsweise am Wochenende statt, so Bürgermeister Dietmar Patron. Das Resultat war entsprechend, so fand sich kein Zuhörer ein, auch war der Rat mit sechs Mitgliedern gerade mal beschlussfähig. Erschienen war indes Prof. Dr.-Ing. Volker Droste, der die Pläne für den Umbau im Erlebnisbad präsentiere und erläuterte.
"Die jetzige Sauna im Keller ist nicht mehr konkurrenzfähig", stellte er gleich zu Beginn fest, hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Er sprach sich gegen den Bau einer Strandsauna aus, da diese aus Küstenschutzgründen immer wieder abgebaut werden müssen. Droste: "Wenn man sie braucht, also in der Vor- und Nachsaison, sind sie nicht da." Als optimalen neuen Standort für einen Saunabetrieb sieht der Architekt, der zusammen mit Partnern in Oldenburg ein Fachbüro betreibt (von hier kam auch die Idee für das Seezeichen am Inselhafen), das Dach des Erlebnisbades. Die Lage mit der Aussicht auf Strand, Wattenmeer und die Insel sei prädestiniert dafür.
Die ersten Planungen seines Büros sahen die komplette Sauna auf der gesamten Dachfläche vor, jedoch sprenge dieses den Kostenrahmen. Deshalb habe man ein "ausbau- und zukunftsfähiges" Konzept erarbeitet. Danach sollen auf das westliche Ende vom Dach die Finnische Sauna, eine Ruheraum, ein Tauchbecken und ein Holzdeck als Ruhezone. Die Dampfsauna, eine Solesauna, ein weiterer Ruheraum, Duschen und andere Einrichtungen sollen direkt darunter im Obergeschoss eingebaut werden. Alles wird mit einem Treppenzugang verbunden, ebenso soll es einen Durchgang zum Erlebnisbad geben. Das Dachgeschoss müsse in dem Bereich betoniert werden, aber da sich darunter tragende Wände und Stützen befinden, sieht Droste hier keine gravierende Probleme. Allerdings sei bei der Kürze der Planungszeit noch nicht mit Fachleuten wie Sauna- und Lüftungsbauern oder einem Statiker gesprochen worden. Ledig Prof. Wienand, einen der bekanntesten Sauna- und Thermenbauer in Deutschland, wurde bisher zurate gezogen.
Bereits seit September 2008 befasst sich die Verwaltung mit der Sanierung der Sauna. Damals wurde das Projekt aber erst mal wegen der unsicheren Finanzierung auf Eis gelegt, so der Bürgermeister, denn zu dem Zeitpunkt fanden gerade die Abrechnungen für das Großprojekt Seebrücke statt. Da die Sauna aber nicht mehr zeitgemäß sei, müsse man jetzt einen neuen Vorstoß wagen. Hier sei Eile geboten, denn Fördermittel für touristische Zwecke zu erhalten, werde stets schwieriger, wie Patron bei Vorgesprächen im niedersächsischen Wirtschaftsministerium erfahren hat. Man könne aber derzeit noch mit 25 Prozent als Fördersumme rechnen, womit allerdings immer noch ein Eigenanteil von rund 1,2 Millionen Euro bliebe. Hiervon können 300.000 Euro aus Rücklagen und Erlösen aus Immobilienverkäufen aufgebracht werden, der Rest muss finanziert werden.
Dieser Punkt bereitete den Ratsmitgliedern große Probleme, besonders die CDU-Ratsmitglieder Jan Doyen-Waldecker und Frank Endelmann hinterfragten hier immer wieder kritisch. Endelmann: "Immerhin soll ich einem Beschussvorschlag zustimmen, dessen letzter Satz lautet: Der Eigenanteil der Inselgemeinde Juist für das Bauprojekt wird bereitgestellt!" Er bemängelte zudem, dass der Rat sehr kurzfristig zu einer Entscheidung "gezwungen werde", man hätte die Planungsunterlagen früher haben müssen, um z. B. auch in den Parteien und Fraktionen darüber zu beraten.
Die große Unbekannte sei tatsächlich die zukünftige Zahl der Saunabesucher, so der Bürgermeister. Er und auch Bauamtsleiter Jens Wilde zeigten sich aber zuversichtlich: "Wenn schon jetzt 2.500 Besucher jährlich in dieses Loch gehen, dann ist eine Verdreifachung dieser Zahl durchaus realistisch." Damit, so der Bürgermeister weiter, könne man Einnahmen von rund 120.000 Euro erwarten, dem stehen die Ausgaben (Betriebskosten) von 70.000 Euro gegenüber, die Zinsen würden sich auf ca. 30.000 Euro belaufen, so dass man für die Tilgung des Kredites jährlich etwa 20.000 Euro ohne Abschreibung zur Verfügung hätte.
Jan Doyen-Waldecker wies darauf hin, dass die angesetzten Besucherzahlen nach dem Umbau des Wellen- in ein Erlebnisbad auch nie erreicht wurden. Ihm sei klar, dass man etwas machen müsse, jedoch sei er vorsichtig, denn immerhin liege auch der Haushalt noch nicht vor, der gemäß Zielvereinbarung ja in jedem Fall ausgeglichen sein müsse.
Fraktionskollege Gerd Rinderhagen zeigte hingegen Optimismus: "Hier wurde eine gute Planung für ein Wirtschaftsförderungsprojekt vorgelegt, dass der ganzen Insel zugute kommt. Wenn auch der Landkreis zustimmt, dann sollten wir diesen Weg gehen." Er wies auch darauf hin, dass der Kreis wieder 500.000 Euro für touristische Zwecke zur Verfügung stellen wolle, hier könne man eventuell auch noch einen Zuschuss bekommen.
Auch Jens Heyken (B 90/Grüne) zeigte sich skeptisch bei den Zahlen: "Meist werden Bauprojekte immer teurer." Trotzdem sprach er sich dagegen aus, das Projekt schon jetzt scheitern zu lassen. Es dürfe allerdings nicht wesentlich teurer werden, außerdem hielt er ein Konzept vonnöten, um die neue Sauna als attraktives Angebot einem größeren Publikum anzubieten (z.B. Kooperation mit Hotelbetrieben, Angebote über TöwerCard usw).
Neben Heyken stimmten der Bürgermeister sowie die CDU-Ratsmitglieder Inka Extra und Gerd Rinderhagen für den Beschlussvorstand. Jan-Doyen-Waldecker und Frank Endelmann gaben ihre Gegenstimmen ab. Die SPD-Fraktion fehlte bei dieser wichtigen Entscheidung komplett. Am Abend zuvor hatte der Bäderausschuss einstimmig für das Vorhaben gestimmt.
Unser Foto zeigt die Westseite vom Erlebnisbad. Hier soll nach dem Willen der Ratsmehrheit die Sauna im Obergeschoß und auf dem Dach darüber eingebaut werden.
JNN-Foto: Stefan Erdmann