Sachstandsbericht des Bürgermeisters zur Entwicklung der Flugplatzanbindung
Liebe Juister, sehr geehrte Gäste,
am Montag dieser Woche hat die Firma HUF angekündigt, dass sie ab dem 01. Oktober die Pferdekutschenanbindung zum Flugplatz aussetzen wird. Diese Information erhielt ich zeitgleich mit der Pressemitteilung. Inzwischen ist diese Ankündigung in der Presse und den sozialen Medien erläutert und unterschiedlich kommentiert worden. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, allen Betroffenen zu erklären, wie wir die Situation einschätzen und was kurz- und mittelfristig geplant ist.
Die Anbindung des Dorfes und Loog an den Flugplatz ist ein wichtiges Element für die funktionierende Infrastruktur der Insel Juist. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns als Gemeinde bzw. Gemeinderat die Frage stellen, was uns diese Anbindung wert ist und was wir dafür tun müssen.
Gegenwärtig gibt es mehrere Ansätze, die wir seit einigen Wochen mit einem Verkehrsplaner zusammen prüfen. Im Grundsatz stellt sich zunächst die Frage, ob wir für Juist ein Konzept im Rahmen des öffentlichen Nahverkehrs unter Einbeziehung aller Ortsteile umsetzen können. Hierzu gibt es bereits erste Sondierungsgespräche mit dem Landkreis.
Seit einigen Jahren nehmen wir wahr, dass der Bedarf für einen organisierten Passagierverkehr immer wichtiger wird. Einerseits gibt es Schulkinder, die vom Flugplatz täglich zur Schule fahren, bei Wind und Wetter. Andererseits leben im Loog Senioren, die zu Fuß nicht mehr ins Dorf gelangen. Für diejenigen unter uns, die nicht Fahrrad fahren können und „schlecht zu Fuß sind“, stellen Strecken von mehreren hundert Metern bereits eine unüberbrückbare Hürde dar. Unter unseren Gästen gibt es eine große Fraktion, die lange Strecken nicht mehr zu Fuß bewältigen kann, sei es beispielsweise vom Flugplatz oder der Siedlung. Teilweise wird dieser Bedarf auf freiwilliger betriebswirtschaftlich sinnvoller Basis bereits abgedeckt, wie z.B. bei Schiffsbewegungen vom Hafen zum Loog und zurück.
Für die Flugplatzanbindung sieht dies anders aus: die Nachfrage ist kategorisch vorhanden, aber die Anzahl der Passagiere deckt die Kosten nicht, da durch sinkende Passagierzahlen und Pedelecs die sinnvolle betriebswirtschaftliche Grenze längst unterschritten ist.
Die Fluganbindung an das Festland ist ohne den Passagiertransport nicht denkbar und würde bei Wegfall nicht nur die mobile Lebensqualität stark mindern, sondern auch einfache Dinge wie z.B. das Finden eines Arzttermines enorm einschränken. Natürlich wissen wir, dass es eine für uns wichtige Gästeklientel gibt, die bevorzugt das Flugzeug wählt. Erwähnt werden muss auch, dass die Jugendbildungsstätte als eine der besten Ausbildungsorte für mehr als tausend Auszubildende jährlich, vom Flugplatz und dessen Anbindung abhängig ist. Wie Sie sehen, der Flugplatz und dessen Anbindung spielt für uns eine wesentliche existentiellere Rolle als ein Flugplatz in der ländlichen Festlandsregion.
Somit versuchen wir jetzt eine temporäre kurzfristige Lösung mit allen Beteiligten ab dem 01. Oktober zu finden. Mittelfristig rechne ich für den Passagierverkehr mit einem Gesamtkonzept für die Insel, die aus meiner Sicht mit Pferden sichergestellt werden muss. Das Gute ist: Es gibt genügend Pferde und Menschen, die bereit sind diese Herausforderung anzunehmen. Hierfür möchte ich an dieser Stelle einen großen Dank aussprechen. Der Gemeinderat hat bereits mehrfach für den Erhalt der Pferde auf unserer Insel votiert und somit gehe ich davon aus, dass wir auch in Zukunft morgens mit Pferdehufgeklapper und Möwengeschrei geweckt werden.
Unsere Verantwortung besteht jetzt darin, für die zukünftige Planung die Rahmenbedingungen zu überarbeiten und dem Pferd auf der Insel weiterhin den richtigen Stellenwert zu zollen.
Hierzu wird es während der nächsten Tage und Wochen intensive Gespräche auf allen Ebenen geben. Sobald sich neue wichtige Erkenntnisse ergeben, werde ich Sie über die Ratssitzungen oder per Pressemitteilung informieren.
Ihr Tjark Goerges