Ein Wolf ist auf unserer Nachbarinsel Norderney gesichtet worden. Dies teilte die Nationalparkverwaltung Wattenmeer am Freitag mit. Demnach hat am 20. Juni die Norderneyer Nationalpark-Rangerin bei Auswertungen von Wildtierkamera-Aufnahmen auf Norderney Fotos festgestellt, die offensichtlich einen Wolf zeigen. Das Wolfsbüro des Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat nach Sichtung der Fotos heute bestätigt, dass es sich um einen Wolf handelt. Das Tier wurde am 6. und 20. Juni abgelichtet.
Nach Einschätzung des Wolfsbüros handelt es sich um einen Rüden. Der NLWKN geht davon aus, dass das Tier seinen Weg über das Watt eigenständig gefunden hat. Zwischen dem Festland und den Inseln wird des Öfteren auch ein Austausch etwa von Damwild beobachtet. Es ist die erstmalige bekannte Sichtung eines Wolfes auf den ostfriesischen Inseln. Eine Auftreten von einzelnen Wölfen auch auf den Inseln lag aber immer im Bereich des Möglichen. Eine dauerhafte Ansiedlung von Wölfen dort ist laut Informationen der Nationalparkverwaltung unwahrscheinlich, da die Inseln dafür zu klein sind.
Derzeit wird nach Einschätzung des Wolfsbüros kein Handlungsbedarf gesehen, solange der Wolf sich nicht auffällig verhält. Bislang sind keine Risse durch einen Wolf auf Norderney bekannt. Zudem gab es keine Sichtungen in der Nähe von Siedlungsbereichen, sondern nur im Nationalpark selbst. Derzeit lässt sich nicht abschätzen, welche Auswirkungen ein Wolfsvorkommen dies auf den Lebens- und Naturraum des Nationalparks haben könnte. Zum Nahrungsspektrum des Wolfes zählen zwar auch Vögel und Vogeleier, aber sehr untergeordnet gegenüber wildlebenden Huftieren und Kleinsäugern. Untersuchungen von Kotproben haben ergeben, dass Wildvögel zusammen mit Fischen und Früchten im Normalfall wohl nur 0,1 % der Wolfsnahrung ausmachen.
Die Nationalparkverwaltung hat die Stadt Norderney, den Landkreis Aurich und das NLWKN sowie das Niedersächsische Umweltministerium von der Sichtung in Kenntnis gesetzt. Eine enge Abstimmung über ein mögliches weiteres Vorgehen wurde vereinbart.
TEXTQUELLEN: NORDWESTZEITUNG, NLWKN
THEMENFOTO: J. WEBER