Nicht überall auf der Insel stößt die Küstenschutzmaßnahme an der Westspitze, mit der der NLWKN dieser Tage begonnen hatte, auf Zustimmung. (JNN berichtete) Vielmehr mehren sich die Zweifel über den Sinn dieser Maßnahme, zudem wird die sehr kurzfristige Information über die Maßnahme bemängelt. Diese Kritik wurde auf der letzten Sitzung vom Bau- und Umweltausschuss in der Einwohnerfragestunde laut. Hilta Depser-Moritz, langjähriges ehemaliges Ratsmitglied und Loogsterin, die den Bereich Bill seit Jahrzehnten genau beobachtete, nannte es „einen Wahnsinn, was dort passiert.“
Die frühere Ratsfrau der Grünen wollte wissen, warum Rat und Verwaltung hier nicht tätig geworden sind. In ihrer Kritik bemängelte sie vor allem, dass in einer Pressemitteilung vom NLKWN die wahre Sandentnahmestelle verschleiert wurde mit dem Satz „unmittelbar vom westlichen angrenzenden Gelände“. Tatsächlich wird es nördlich davon aus den Dünen, dem sogenannten Kräutertal entnommen, dabei soll diese Entnahme bis zwanzig Meter vor die Abbruchkante des Strandes erfolgen. Dort würde somit ein Loch entstehen und das hinter einer sehr flachen Abbruchkante. Depser-Moritz: „Man schafft hier ein Tal, wo das Wasser bei Sturmflut rein laufen kann.“ Sie habe auch mit den zuständigen Vertretern vom NLKWK gesprochen, diese hielten in dem Bereich aber ein sogenanntes Tiefbiotop für sinnvoll, zudem handele es sich nur eine kleine Küstenschutzmaßnahme. Depser-Moritz: „Das mag sein, aber sie richtet großen Schaden an.“
Bürgermeister Dr. Tjark Goerges sah hingegen keinen Grund, Widerspruch vonseiten der Inselgemeinde einzulegen. Allerdings räumte er ein, dass darüber nicht mit den politischen Inselvertretern gesprochen wurde, da zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens (10. August) Sitzungspause war. Diese wurden erst 14 Tage später informiert. Ihm habe der NLWKN erklärt, dass es nur einen geringfügigen Einfluss im Gegensatz zu anderen Baumaßnahmen gäbe, zudem bestätigte er die Worte von Depser-Moritz, dass es sich laut der Küstenschutzbehörde nur um eine kleine Baumaßnahme handele. Die Billplate selbst hätte nicht mehr genug Sandmengen, um dort etwas zu entnehmen. Zudem könne man mit den schweren Dumpern (geländegängige LKW zum Sandtransport) nicht über den Strand fahren, da dort die Ekofisk-Gasleitung quer über die Insel laufe.
Dass der Sand aus dem Kräutertal entnommen werden soll, sei ihm bekannt gewesen, vom NLWKN wurde ihn indes versichert, dass die dort stehenden schützenswerten Pflanzen vor Baubeginn anders platziert würden. Zudem sieht der NLWKN keinen Sinn darin, die erste Dünenkette (die westlichsten Dünen vor dem Kräutertal) zu verstärken, weshalb man sich dazu entschlossen hätte, erst die zweite Kette (östlich vom Kräutertal) abzusichern.
Sichtlich verärgert über den Vorgang schien auch Hans-Ludwig de Vries (CDU), der auf die Ausführungen von Depser-Moritz nur mit einem knappen „Der Bauausschussvorsitzende war über die ganze Sache nicht informiert“ antwortete.
Unser Foto auf der Startseite zeigt die Vorbereitung der Sandentnahme im Kräutertal, wo dazu die Grasnabe entfernt wird. Der Fotograf stand für dieses und das zweite Bild direkt auf der Abbruchkante am Strand.
Das dritte Bild wurde vom Strand aus aufgenommen und lässt erkennen, dass in dem Bereich der Sandentnahme die Dünenabbruchkante so niedrig ist, dass man am Strand die Baugeräte sehen kann. Die Dünensenke mit der niedrigen Abbruchkante befindet sich übrigens zwischen dem Seezeichen und der letzten Düne vom Strand, bevor die Dünenkette in Richtung Süden abbiegt.
Die weiteren Bilder entstanden einen Tag zuvor, sie zeigen die Anlieferung der Baugeräte und -fahrzeuge mit dem Frachtschiff „Frisia VIII“, welches zuvor in Greetsiel beladen wurde. Ebenso ist die Einrichtung der Baustelle im Bereich des alten Rettungsschuppens zu sehen.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN