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Segelklub Juist: Projekt „Museumsschiff Siegfried Boysen“ ruht nun bis zum Frühjahr

Beigetragen von S.Erdmann am 02. Nov 2020 - 17:43 Uhr

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An- und Absegeln, Regatta, Jugendseglertreffen, Gemeinschaftsfahrten, nichts konnte in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie durchgeführt werden. Umso erfreulicher ist es, dass trotz der Widrigkeiten, die neben Corona auch von der Inselgemeinde verursacht wurden, ein gemeinsames Projekt vom Segelklub Juist und dem Heimatverein Juist umgesetzt werden konnte: Das ausgemusterte Rettungsboot „Siegfried Boysen“ der DGzRS konnte nach Juist geholt werden, wo es zukünftig als maritimes Denkmal in den Sommermonaten am Hafen seinen Platz bekommen soll.

Nach einigen Problemen bei der Überführung nach Juist – wegen dem coronabedingten Frühjahrslockdown lag das Schiff wochenlang in Cuxhaven fest (JNN berichtete) – wurde im Laufe des Sommers dann ein neuer Standort am Hafen auserkoren. Nachdem der Standort gegenüber der Bäckerei Remmers erfolgreich von der überwiegend aus Zweitwohnungsbesitzern bestehenden Nachbarschaft verhindert wurde, soll das Schiff nun östlich des Sanitärgebäudes/Grillplatz vom SKJ seinen Platz finden, wo es auch viele Betrachter finden wird. Neben den vielen Gastliegern vom Bootshafen führt dort auch der Weg zur Surfschule und zum Seezeichen am Schiff vorbei. Aus Deichschutzgründen muss das Museumsschiff aber in den Wintermonaten im sogenannten Vordeichgelände entfernt werden. Mittels eines Bootswagens, der auf dem Festland speziell für das alte Rettungsboot gebaut wurde, soll es nun jeweils im Frühjahr und Herbst verholt werden. In den Wintermonaten wird es zukünftig auf der Freifläche südlich vom Bootshaus stehen.

Im Sommer lag das Boot am B-Steg im Bootshafen, statt der DGzRS-Flagge wehte nun der SKJ-Stander am Mast. Hier wurde es in erster Linie vom freiwilligen Rettungsmann der DGzRS und SKJ-Mitglied Björn Westermann betreut, der zwischendurch auch mal die Maschine laufen ließ und die Batterien auflud.

Am 12. Oktober war es dann soweit, der neue Wagen war auf der Insel und das Museumsschiff konnte endgültig aus seinem Element geholt werden. Da der SKJ-Kran für bis zu 16 Tonnen Tragkraft zugelassen ist, konnte es damit an Land gehoben werden. Nachdem das Unterwasserschiff gereinigt war, kam es auf den Wagen und stand noch ein paar Tage auf dem Schotterplatz westlich vom Stationsgebäude der DGzRS.

Am 30. Oktober wurde es schließlich mit dem Trecker der Hafenspedition Heiken vom Hafen zum Bootshaus gefahren. Mit dem Elektro-Mover ließ er sich dann an seinen Platz fahren, dieser kommt damit allerdings an seine Grenzen, so dass man auch zukünftig den Transport vom und zum Hafen mit einem schweren Gerät wie dem Trecker durchführen wird.

Bei der „Siegfried Boysen“ handelt es sich um eines von zwei Schiffen der sogenannten 12-Meter-Klasse. Obwohl diese Boote eine sehr gelungene Konstruktion darstellte, die sich durch sehr gute Fahreigenschaften auch bei starkem Seegang auszeichneten, wurden nur zwei Schiffe davon gebaut und bei der DGzRS verwendet.

Das Schiff wurde auf der Evers-Werft in Niendorf unter der Baunummer 510 und der internen DGzRS-Baubezeichnung KRST1 gebaut. Die Siegfried Boysen wurde am 6. Juni 1972 in Wedel auf den Namen eines Mitglieds einer Familie getauft, die der DGzRS einen nicht unerheblichen Betrag gespendet hatte.

Das Seenotrettungsboot ist mit Funkanlagen (Rufzeichen DA 7298), Echolot, Radar und GPS ausgestattet. Im Jahre 1986 wurde das Boot auf der Kröger-Werft in Rendsburg umgebaut und erhielt ein neues Heck. Vorher hatten diese Schiffe hinten eine runde Heckform. Das Schiff ist 12,2 Meter lang, 3 Meter breit und hat einen Tiefgang von 0,90 Metern. Es wiegt zehn Tonnen und wird durch einen 240 PS (177 kw) starken Dieselmotor angetrieben, womit es eine Höchstgeschwindigkeit von 17 Knoten (= 31 km/h) erreichte.

Nachdem die Boysen das erste Jahr nach der Indienststellung auf Nordstrand stationiert war, lag es von 1973 bis 2000 in Neuharlingersiel. Das war die mit Abstand längste Periode ihrer Einsatzzeit, und hier erfreute das Schiff sich größter Beliebtheit. Die freiwilligen Rettungsmänner aus Neuharlingersiel suchten immer wieder Gründe, wie man den Einsatz eines neuen Rettungsbootes verzögern konnte und bekamen das Nachfolgeschiff zur Jahrtausendwende quasi aufgezwungen.

Danach ging es nach einem Werftaufenthalt in die Ostsee, bis 2005 wurde es auf der Station Glowe (Rügen) eingesetzt, und zuletzt als Ausbildungsschiff für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter der DGzRS in Neustadt/Holstein. Nachdem man dort neuere Schiffe für die Ausbildung bekam, wurden die Boysen und ihr Schwesterschiff „Eduard Nebelthau“, das ebenfalls zu Ausbildungszwecken dort stationiert war, im Jahre 2019 ausgemustert.

Die DGzRS gab beide Schiffe zu Ausstellungszwecken ab. Die Nebelthau, ebenfalls 1972 gebaut, aber ihre ganze Einsatzzeit nur in der Ostsee stationiert, hat bereits im Februar dieses Jahres ihren letzten Liegeplatz gefunden. Durch den Tourismus-Service Fehmarn wurde sie als Ausstellungsstück an der Südstrandpromenade in Burg auf Fehmarn aufgestellt. Während die Boysen auf Juist auf einem Wagen stehen bleibt, damit man auch das Unterwasserschiff sehen kann, sowohl im Inneren wie auch im Decksbereich unverändert belassen wird und nur zu bestimmten Zeiten durch fachkundiges Personal zur Besichtigung geöffnet werden soll, hat man das Unterwasserschiff der Nebelthau im Sand eingegraben und durch eine Holztreppe für jedermann zu jeder Zeit zugänglich gemacht. Somit stellt sie nun eher einen Kinderspielplatz dar, und Insider befürchten, dass bald dort wohl nur noch der nackte Rumpf stehen wird.

Unsere Fotos entstanden beim Auskranen des Schiffe sowie beim Transport vom Hafen ins Winterlager an der Bootshalle vom SKJ.
JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

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