Wohin mit dem Nationalparkhaus? - Mit dieser Frage befasste sich der Juister Rat auf seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend. Ratsmitglied Gerhard Jacobs (CDU) hatte einen Antrag eingereicht, wonach die Verwaltung über die Standortverlagerung in das Objekt „Schwarze Bude“ (Foto) in der Billstraße verhandeln soll. Dabei sollte die langfristige Standortsicherung im Eigentum der Gemeinde angestrebt werden. Die Vereinbarung zum jetzigen Standort im alten Bahnhof läuft aus.
Seit vielen Jahren ist das Nationalparkhaus im ehemaligen Inselbahnhof angesiedelt, erst wurde es von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste betrieben, jetzt vom BUND. Eigentümer des Gebäudes ist die AG Reederei Norden-Frisia, die ihre Immobilie aber seit dem Bau vom Hafenbetriebsgebäude im Jahr 1986/87 nicht mehr benötigt. Neben der bereits bestehenden Gaststätte „Kompass“ (früher „Bahnhofsgaststätte“) holte die Frisia die OLB als Pächter von Teilflächen ins Boot, ebenso die Inselgemeinde, die den ehemaligen Güterboden für eine symbolische Pacht erhielt, damit hier ein Nationalparkhaus für Gäste und Juister betrieben werden kann. Die Räumlichkeiten konnten später etwas erweitert werden, weil der Bereich, wo bis 1982 die Frachtwagen der Inselbahn zur Entladung rein gefahren wurden, dazu kam.
Damit ist der Platz im bestehenden Bau ausgereizt. Doch reicht dieser für Ausstellungen und Veranstaltungen längst nicht mehr aus, und die Reederei war anfänglich auch bereit, eine Ausweitung des Gebäudes vornehmen zu lassen. Für diese Maßnahme und Neugestaltung der Ausstellungsräume kann der BUND Fördergelder erhalten, doch Fördermittel für die bauliche Erweiterung wurden abgelehnt, da die Reederei eine privatwirtschaftliche Firma ist, die diese Gelder nicht bekommt. Damit sei das Projekt gestorben, so Jens Heyken, Leiter des Nationalparkhauses: „Der Eigentümer hat uns deutlich signalisiert, dass man eine Erweiterung am jetzigen Standort nicht sieht“.
Bestehende Räumlichkeiten sind knapp und schwer zu bekommen und Neubauten kosten sehr viel Geld, das ist auf allen Inseln so, und Juist bildet da keine Ausnahme. So erwog man die Idee eines neuen Standortes, wofür eigentlich nur die „Schwarze Bude“ (das ursprüngliche Holzgebäude aus den 1930er Jahren war mit schwarzer Dachpappe verkleidet, da kommt der ungewöhnliche Name her, der aber bis heute auf der Insel ein fester Begriff ist) infrage kommt. Hierbei handelt es sich um ein großes ebenerdiges Gebäude, das früher als Garage und Werkstatt für die Inselbahn diente, wie beim Bahnhof befindet sich auch dieses im Eigentum der Norden-Frisia. Auch diese Räume werden aber von ihr seit der Einstellung des Inselbahnbetriebes im März 1982 nicht mehr benötigt. Nachdem es einige Jahre als Bootshalle vom Segelklub Juist genutzt wurde, pachtete die Inselgemeinde das Haus und nutzt es seitdem als Bauhof für die Gemeinde- und Kurverwaltung.
„Die Schwarze Bude wäre eine große investive Aufgabe, wir würden das Haus dann gerne kaufen“, so Bürgermeister Dr. Tjark Goerges auf der Ratssitzung. Die Bausubstanz ist nicht mehr die beste, neben einer Sanierung sei auch ein Umbau für den neuen Zweck vonnöten. Außerdem muss ein neuer Platz für den Bauhof gefunden und hergerichtet werden.
Ein Kauf hätte den Vorteil, dass man nicht nach einem Pachtablauf neu verhandeln müsse, d. h. das Nationalparkhaus wäre auf Dauer als unverzichtbare Einrichtung für die Insel gesichert. Zudem wäre ausreichend Platz für die gewünschte größere Ausstellung vorhanden.
Auch der BUND und Jens Heyken könnten sich mit dieser Lösung anfreunden: „Der Standort ist sicher etwas schlechter, weil er etwas außerhalb liegt, aber nicht die schlechteste Lösung für uns.“ Als einziges Gebäude, dass auf der Südseite der Billstraße liegt, sei das Haus gut sichtbar, alle Gäste, die in den Westen fahren, kommen daran vorbei, es liegt nahe am Wattenmeer und somit am Nationalpark. Heykens Fazit: „Von daher könnte es ein durchaus spannender Standort werden.“
Die Ratsdebatte zu dem Thema begann erst einmal mit Kritik, Martina Poppinga (SPD) bemängelte den Zeitdruck, den man wegen der zu beantragenden Fördermittel jetzt hätte, es sei unglücklich, dass noch keinerlei Zahlen vorlägen. Angela Engel (CDU) schlug in dieselbe Kerbe. Sie bemängelte, dass die Verwaltung „die Hände in den Schoß gelegt und sich auf die große Lösung der Reederei verlassen habe“.
Der Bürgermeister widersprach dieser Darstellung. Da das Nationalparkhaus immer im alten Bahnhof bleiben sollte, gab es vorher keine Gesprächsgrundlage. Erst als die Fördermittel nicht fließen sollten, kamen anderen Lösungen ins Gespräch.
„Ich bin mit dem Nationalparkhaus im Bahnhof zufrieden“, so Björn Westermann (Pro Juist). Er sprach sich auch für den Erwerb der Schwarzen Bude für die Insel aus, aber es müsse nicht unbedingt das Nationalparkhaus dort rein. Zusammen mit Angela Engel stimmte er auch gegen die Beschlussvorlage, die Mehrheit war indes dafür. Nun ist Eile geboten, den im Beschlussvorschlag heißt es unter anderem: „Das Ergebnis ist dem Fördermittelgeber bis zum 30.09.2019 zu übermitteln. Erforderliche weitere Förderanträge für Ausstellung und Gebäudeinvestition im Programm „Landschaftswerte“ sowie als Kofinanzierung sind bis zum 30.09.2019 zu stellen.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN