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Heimatverein e.V.: Was ist, wenn sich Juist von Deutschland löst?

Beigetragen von S.Erdmann am 03. Mai 2019 - 23:00 Uhr

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Zu einer der beliebtesten Veranstaltungen auf Juist gehört seit Jahren der „Inselabend“, eine Mischung aus Musik, Tanz, Humor und Wissen, dargeboten von Juister Vereinen. Dabei wird in jedem Jahr ein neues Programm erarbeitet und zusammengestellt, kürzlich fand die Premiere vom diesjährigen Inselabend im voll besetzten Saal vom „Haus des Kurgastes“ statt.

In jedem Jahr gibt es ein spezielles Thema oder ein Anlass, der sich dann wie ein roter Faden durch den Abend zieht. So ging es im Vorjahr um die Geschichte der Schulen auf Juist, davor spielte alles im Pressehandel der Insel und davor wiederum rankte sich alles um den 90. Geburtstag einer alter Juisterin. Diesmal hat man Geschichten rund um den Gemeinderat, der sich mit dem Antrag, dass die Insel sich vom Festland loslösen solle, befasst.

Wurden die Wortbeiträge in den Vorjahren in erster Linie von Mitgliedern der Theatergruppe „Antjemöh“ gesprochen und gespielt, hatte man diesmal aus allen Gruppen Personen als „Ratsmitglieder“ verpflichtet. Was auch damit zusammenhängt, dass in diesem Jahr weniger Theaterspieler beim Inselabend dabei sind, weil die Gruppe ja nach zwei Jahren mit „Alice war auf Fuerte“ wieder ein Stück spielt (wir berichteten). Den meisten Schauspielern*innen ist die Mitwirkung an beiden Veranstaltungen zuviel.

Allerdings holte man mit Inka Extra von der Volkstanzgruppe und Gustav Steimer vom Shanty-Chor gleich zwei Leute, die früher sehr aktive Theaterspieler waren. Nach der Begrüßung durch Michael Bockelmann, Stabführer vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr eröffnete Bürgermeisterin Extra, die auch viele Jahre im tatsächlichen Rat der Insel tätig war, die 1. Ratssitzung und auf das Kommando setzten alle Ratsmitglieder Narrenkappen auf, was für viel Heiterkeit sorgte. „Juist gehört in die Selbstverwaltung, daher stellen wir den Antrag auf Loslösung vom Festland“, so Steffi Großhans von der FWJ = Freie wilde Juistfraktion. Bei der Begründung für den Antrag ging es unter anderem um die eigene Wasserversorgung und ganz nebenbei erfuhr der Gast, was es mit der Süßwasserlinse unter der Insel auf sich hat. Die Sitzungen werden dann immer abgebrochen, weil einer der Teilnehmer zum Tanzen oder Spielen musste.

So erlebte der Zuschauer ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm. Der Musikzug der Feuerwehr spielte – passend zur Ratssitzung – die Titelmelodie der „Muppets Show“ und andere bekannte Stücke, neu dabei diesmal auch die Titelmelodie des Filmes „Fluch der Karibik“. Es war schon beachtlich, was diese recht kleine Gruppe mit einer Stammbesetzung von gerade mal zehn Personen musikalisch auf die Beine stellt.

Sehr kontinuierlich mit fast immer der gleichen Stammbesetzung – lediglich eine ehemalige Juisterin kehrte nach Festlandsjahren zurück und trat der Gruppe bei – präsentiert sich die Volkstanz- und Trachtengruppe „Juister Hupfdohlen“. Es gab Tänze, die besondere Namen haben wie „Wistle Masurka“, „Bünser Quadrillie“ oder „großes Triolet“. Nicht unerwähnt bleiben sollte hier Helga Klooster, die kürzlich 80 Jahre alt wurde und damit sicherlich zu den ältesten noch aktiven Volkstänzerinnen in Ostfriesland gehören dürfte. Geleitet wird die Gruppe bereits seit vielen Jahren von Gudrun Tiemann.

Diese kümmert sich auch als Leiterin um die zweite Tanzformation des Abends, der Line-Dance-Gruppe „Crows in Line“. Diese ausschließlich aus Frauen bestehende Gruppe kam diesmal mit einigen sehr jungen Nachwuchstänzerinnen, die zum ersten Mal auftraten. Sie erfreuten das Publikum besonders mit viel Glitter bei einer Tanzserie der bekannten Stücke „Night fever“, „Born to be alive“ und „Foodloose“.

Für eine weitere Art der musikalischen Darbietungen sorgte der Juister Shanty-Chor mit seinen Seemannsliedern. Bekannte und beliebte Stücke wie etwa „Hein Mück aus Bremerhaven“ oder „Ankers away“ finden immer ein zufriedenes Publikum. Die Gruppe wird von Thomas Fisser geleitet, derzeit hat man einige junge Sänger dabei, jedoch sind diese leider nur eine bestimmte Zeit auf der Insel.

Mitglieder aller Gruppen tauchen dann immer wieder in Kostümen auf, um das jeweilige Anliegen der Ratsgruppen zu zeigen, so will die Nur-Deppen-wollen-schleppen-Partei auf Juist Passkontrollen einführen, die Bio-stinkt-nicht-Fraktion will eine Biogasanlage bauen (herrlich die Müllwerker, die größere Mengen gelbe Säcke auf der Bühne abfahren) und die Graue-Besserwisser-Fraktion will die Kurtaxe abschaffen. Neben viel Humor auch zwischendurch kritische Worte wie z. B. gegen den Plastikmüll in der Nordsee oder die Besonderheit der Insel, die ein Luftkurort mit freiem Blick auf ein riesiges Kohlekraftwerk ist.

Zum Schluss kommt man im Rat jedenfalls überein, den Antrag zurück zu ziehen, weil man dem Festland den Inselverlust nicht zumuten kann. Und überhaupt, wie sollen sie denn ohne die Insel noch was lernen. Das bunte Schlussbild erinnerte dann etwas an den Abschluss der Insulanertreffen, denn alle Teilnehmer erscheinen mit den Flaggen der sieben Inseln auf der Bühne.

JNN-FOTOS: STEFAN ERDMANN

 
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