Am vergangenen Wochenende wurde Pfarrer Christof Hentschel in Norden in seine Stelle in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Küste eingeführt. Damit ist er für die katholischen Gemeinden in Norden, Hage, Esens und den Inseln Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog zuständig.
Es war eine der ersten Fragen, die dem neuen Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Küste bei seiner Ankunft in Norden gestellt wurden: „Wie lange werden Sie bleiben?“ Die Frage verwundert Christof Hentschel, wie er sagt. Wenn er ehrlich sei, „dann habe ich keine Lust mehr, umzuziehen“. Auch wenn er insgesamt für Veränderung stehe, „hoffe ich, dass ich jetzt angekommen bin“.
Angekommen in Norden. Einer Stadt, die ihm sehr vertraut ist. Hier besitzt er schon länger ein Ferienhaus. Und in diesem wohnt er derzeit, nicht im Pfarrhaus. Auch die katholische Kirchengemeinde St. Ludgerus kennt er seit längerem. „Von der Bank aus“, sagt der 56-Jährige und schiebt erklärend hinterher, dass er in St. Ludgerus schon öfter Gottesdienst mitgefeiert habe.
Auch sonst sind dem Mann, der sich selbst als „Zugvogel“ bezeichnet, Ostfriesland und seine Inseln vertraut. Von 2007 bis 2009 war er als Pfarrer in Esens-Bensersiel und auf Langeoog und Spiekeroog tätig. Die Menschen hier, sagt er, „sind sehr unterschiedlich und sehr liebenswert“.
Esens-Bensersiel war nur eine der vielen Stationen von Pfarrer Hentschel: Er stammt aus Paderborn, studierte in seiner Heimatstadt auch Theologie. 1990 wurde er zum Priester geweiht. Von 1993 bis 1999 zog es ihn nach Frankreich. Er arbeitete in La Flèche, Aumônier, Bazouges-sur-le-Loir zunächst als Priester, dann Vikar, Schulseelsorger und schließlich als Pfarrer.
Diese Zeit in Frankreich sagt er heute habe ihn geprägt. Sie hat ihn über den Tellerrand gucken lassen: „Die Fernluft zu schnuppern hat mir gut getan.“ Nicht zuletzt deshalb, weil er dort das Kochen schätzen gelernt hat. Hentschel sagt mit einem freundlichen Lachen: „Jesus Christus hat sich nicht ohne Grund den Tisch ausgesucht.“ An diesem könne man gute Momente verleben.
Weitere Stationen von Pfarrer Hentschel waren Kirchenlinde-Rahm, Dortmund, Beverungen und zuletzt Biedenkopf. Angesichts dieser vielen Umzüge kann man es verstehen, wenn er sagt, dass es nun genügend Umzüge gewesen seien. Er habe „nie damit gerechnet, dass ich nach Norden komme“. Dies sei bislang sein Ferienort gewesen.
Mit dem Beginn der Tätigkeit in der Pfarreiengemeinschaft Küste wechselte Hentschel vom Bistum Paderborn ins Bistum Osnabrück. Bischof Bode, der dem Bistum voransteht, kennt er seit Jahren. Beide stammen aus Paderborn. Verschmitzt sagt er: „Bischof Bode hat mit daran Schuld, dass ich Pfarrer geworden bin.“
In Norden möchte er, dass es eine „zügige Klärung gibt, was mit dem Projekt werde“, sagt Hentschel und macht damit deutlich, dass er sich bereits eingelesen hat. Mit dem Projekt ist der geplante Abriss des katholischen Pfarrhauses gemeint. Über dieses Grundstück soll eine Straße verlaufen, die die Osterstraße mit der Kleinen Mühlenstraße verbindet.
Dieses Projekt wird seit Jahren geplant. Hentschel macht deutlich: „Ich möchte nicht, dass dieses Projekt wie der BER in Berlin wird.“ Gemeint sind damit die langen Planungen zur Eröffnung des neuen Berliner Hauptstadtflughafens BER. Hentschel wird zudem deutlich: „Wir bleiben bescheiden bei den Plänen.“ Er fordere Realismus: „Ob wir wirklich eine katholische Kita haben müssen, werden wir noch gucken.“
Insgesamt geht der 55-Jährirge „entspannt ran“ an seine Tätigkeit in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Küste. Zu ihr gehören die katholischen Gemeinden in Norden, Hage, Esens, auf Baltrum, Juist, Norderney, Spiekeroog und Langeoog, sowie die Urlauberseelsorge.
Ein Grund für seine Gelassenheit seien die Hauptamtlichen, die Hentschel mit sich weiß. In Norden sind dies Pastor Marco Risse und Pastoralassistentin Lea Wenker, auf Norderney Diakon Markus Fuhrmann und dessen Frau Siri, auf Juist Schwester Dr. Michaela Wachendorfer und auf Langeoog Pastoralreferentin Susanne Wübker. Zudem gebe es viele sehr engagierte Ehrenamtliche. „Das sind interessante Personen“, freut er sich. Hentschel ist auch die Urlauberseelsorge wichtig. Und die Ökumene. „Ich freue mich auf sie“, sagt er.
Sonnabends gehe er gerne mit einem Korb beladen über den Marktplatz: „Das ist mir wichtig.“ Auch dieses Ritual habe Hentschel in seiner Zeit in Frankreich lieb gewonnen. In Norden habe er das Fahrradfahren sehr schätzen gelernt, dazu seinen Garten mit den Rosen. Außerdem ist Christof Hentschel ein großer Hundefreund, hatte selbst bereits eigene. Seit Kurzem hat der Pfarrer einen neuen Vierbeiner. Sein „pastoraler Begleiter“, wie Hentschel seinen Hund augenzwinkernd bezeichnet.
TEXT und JNN-FOTO: MICHAELA KRUSE