Mehr als 60 Personen fanden sich am Freitagabend im Hotel „Friesenhof“ ein, um an der Jahresmitgliederversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Juist teilzunehmen. Im Mittelpunkt stand wieder der sehr umfangreiche Jahresbericht für das abgelaufene Jahr, wo Gemeindebrandmeister Thomas Breeden auf eine große Zahl von Einsätzen und weiteren Ereignissen zurückblicken konnte.
So gab es fünf kleinere Brände, die schnell gelöscht werden konnten. Größter Einsatz war zweifelsohne der Brand in der Wohnung über dem Restaurant „Veerhues“ am 22. Mai. Nur durch den schnellen Einsatz der Wehr, die unverzüglich geeignete und effektive Löschtaktiken anwendete, konnte das Gebäude gerettet werden. Breeden sprach auf der Versammlung den beteiligten Personen noch einmal Lob und Anerkennung aus: „Das war eine tolle Leistung“. Geärgert habe sich der Feuerwehrchef allerdings bei diesem Einsatz sehr über die Gäste, die als Zuschauer keinen Platz machten und ihn sogar angepöbelt hatten.
Aber auch technische Hilfeleistungen standen auf dem Programm, so musste ausgetretenes Chlorgas in einem Hotelschwimmbad bekämpft werden, eine Person aus einem Aufzug befreit und zweimal musste der Rettungsdienst bei Personenbergung unterstützt werden. Auch die Mitwirkung bei zwei Leichenbergungen gehörte im Vorjahr dazu. Fünfmal lösten Brandmeldeanlagen einen Fehlalarm aus, sieben weitere Male schlugen die Geräte wegen äußerer Umstände wie Baustaub, Waschküchendämpfe oder zu scharf angebratenes Gulasch an und führten so zu einem Ausrücken der Wehr.
Eine besondere Hilfeleistung gab es, als andere Helfer dringend Hilfe benötigten: Im September kollidierte das Juister Rettungsboot „Hans Dittmer“ bei einer Einsatzfahrt unterhalb von Greetsiel bei Dunkelheit mit einer unter Wasser liegenden Tonne und zog sich ein beträchtliches Leck zu. Die Feuerwehr leuchtete den Hafen aus, stellte zusätzliche Pumpen bereit und half, das Boot mit dem Kran vom Segelklub aus dem Wasser zu heben.
Ein weiteres großes Ereignis war die Überführung und Indienststellung des neuen Löschgruppenfahrzeuges LF 10, das fünf Kameraden direkt beim Hersteller in Karlsruhe abholten. Bei den kurz nach der Indienststellung anstehenden Brandbekämpfungen eines Küchenbrandes in der Gaststätte „Velero“ und dem schon erwähnten Veerhues-Brand hatte sich dieses Fahrzeug dann schon gut bewährt, obschon die neue Technik intensives Üben erfordert.
Für eine heitere Unterbrechung im Jahresbericht sorgte in dem Zusammenhang der Bericht über einen Übungsdienst, wo die Gruppenführer Hauke Janssen-Visser und Kathrin Kleinau den Tank des neuen LF 10 wieder mit Wasser füllen wollten, aber der genormte Füllschlauch von fünf Metern Länge nur sehr knapp und unter großen Mühen zwischen Füllstutzen am Fahrzeug und dem Hydranten passte. Auf die Idee, das Fahrzeug doch einfach nur einen Meter zurück zu setzen, kamen die beiden nicht. Breeden ließ darauf hin beim Kreisschirrmeister einen speziellen Füllschlauch von acht Meter Länge anfertigen, dessen Vorstellung im Saal für viel Heiterkeit sorgte.
„Die schlechten Jahre liegen hinter uns“, stellte Gemeindejugendfeuerwehrwart Arend Janssen-Visser in seinem Jahresrückblick fest. Nachdem in 2017 kaum Mitglieder vorhanden waren, wuchs der Bestand im Vorjahr wieder auf zwölf Jugendliche.
Kritik übte er indes an der Kreisausbildung. In den letzten Jahren mussten einige Jugendliche die Insel verlassen, ohne eine freuerwehrtechnische Ausbildung (Grundlehrgang) abgeschlossen zu haben. Teilweise sind diese nun wieder auf Juist, hätten aber aufgrund des fehlenden Abschlusses nun keine Motivation für einen Neustart mehr. Janssen-Visser: „Das können wir uns auf Dauer nicht erlauben, denn diese Leute sind die Einsatzkräfte von morgen“. In der Kreisausbildung müssten die Belange der Inseln stärker berücksichtigt werden denn keiner denkt daran, dass zwischen den Inseln und dem Ausbildungsort auch noch ein paar Kilometer Wasser liegen.
Nach Besuchen der erforderlichen Lehrgänge wurden Ivonne Robben zur Oberfeuerwehrfrau und Aaron Arneke zum Oberfeuerwehrmann beförderte, der stellvertretende Gerätewart Folkert Warfsmann führt zukünftig den Dienstgrad eines Ersten Hauptfeuerwehrmannes. Als Neuzugänge konnten die Jugendfeuerwehrmänner Hauke Büsing, Jann Henk, Aike Janssen-Visser, Lennard Bohlen und Marcel Czapla begrüßt und vorgestellt werden.
Da die Amtszeit vom stellvertretenden Gemeindebrandmeister Arend Janssen-Visser abläuft, war eine Neuwahl erforderlich. In geheimer Abstimmung wählten die aktiven Feuerwehrmitglieder den bisherigen Amtsinhaber für eine zweite Amtszeit von sechs Jahren. Die alle drei Jahre erforderliche Neuwahl des Kommandos fand hingegen öffentlich und als Blockwahl statt, denn es standen keine Änderungen an. Zum Kommando gehören der Gemeindebrandmeister und sein Stellvertreter (zugleich Gemeindejugendfeuerwehrwart), Zugführer (zugleich Gerätewart) Torsten Eilers, Musikzugführer Wilhelm Eilers, die Gruppenführer Heiko Betten, Lutz Bohlen (zugleich stellvertr. Jugendwart), Stefan Erdmann, Hauke Janssen-Visser, Kathrin Kleinau (zugleich Schriftführerin), Axel Scheffel, Kassenwart Meint Habbinga, Zeugwart Thomas Fisser und Gerätewart/Atemschutz Jochen Schwips.
„Gut Ding will Weile haben“, stellte Bürgermeister Dr. Tjark Goerges in seinen Grußworten fest. Gerne hätte man auf der Versammlung die kompletten Pläne für ein neues Feuerwehrgerätehaus präsentiert, aber derzeit steckt man noch in der Bauleitplanung, damit erst durch den Landkreis die neue Rettungswache und anschließend das Feuerwehrhaus gebaut werden kann. In Namen aller Bürger sprach der Verwaltungschef der Wehr Dank und Anerkennung für die viele geleistete ehrenamtliche Arbeit im Vorjahr aus, die Insel könne sich auf ihre Wehr verlassen.
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Dieter Helmers überbrachte die Grüße der Kreisfeuerwehr. Er freue sich, dass trotz des umfangreichen Jahresberichtes auf Juist kein Kamerad im Einsatz einen Unfall erlitten hatte, dieses spreche für die Wehr. Die Kritik an der Ausbildung auf Kreisebene habe er vernommen, sie sei zudem bekannt. Deshalb biete man nun auch Wochenendlehrgänge an und wenn man die erforderliche Zahl von Feuerwehranwärtern auf den Inseln hätte, würde man die Truppmann-Eins-Ausbildung (Grundlehrgang) auch vor Ort durchführen. „Wir arbeiten weiter dran und finden hoffentlich einen Weg“, so Helmers.
Nachdem witterungsbedingt in den letzten zwei Jahren keine Abordnung von der befreundeten Nachbarfeuerwehr Borkum dabei waren, hatte es dieses Mal wieder geklappt. Stadtbrandmeister Michael Apfeld und Hauptlöschmeister Aike Brinkmann reisten von Insel zu Insel, diesmal begleitet von ihren Ehefrauen. In einem Grußwort würdigte Apfeld die Freundschaft und das gute Miteinander der beiden Wehren und Musikzüge, dieses solle auch zukünftig so weitergeführt werden.
Ebenfalls nach vielen Jahren war die Polizei wieder auf der Versammlung vertreten. Die neue Inselpolizistin, Oberkommissarin Tanja Krüger, freute sich über die gute Zusammenarbeit, die schon jetzt zwischen ihr und der Wehr gegeben sei. Weitere Grußworte sprachen Nils Rehfeldt (DRK und Rettungsdienst), Jochen Eiken (DGzRS-Station Juist) und Dieter Brübach (Juist-Stiftung).
Zu unseren Fotos:
Das Foto auf der Startseite zeigt die geehrten und beförderten Kameraden (ohne Musikzugmitglieder), den wiedergewählten Vize-Brandmeister Arend Janssen-Visser (links) sowie Gemeindebrandmeister Thomas Breeden und der stellvertretende Kreisbrandmeister Dieter Helmers (beide ganz rechts). Weitere Fotos zeigen Gruppenführerin Kathrin Kleinau und Gruppenführer Hauke Janssen-Visser mit ihrem acht Meter langen Füllschlauch. Die weiteren Fotos zeigen die Borkumer Abordnung und weitere Bilder entstanden nach der Versammlung.
JNN-FOTOS: UWE WUNDER (1), STEFAN ERDMANN (8)