Im Februar beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, das Projekt „Lebensraumkonzept“ auf den Weg zu bringen. Immerhin kostet die Sache – nach Abzug von Zuschüsse – der Inselgemeinde stolze 18.000 Euro. Am letzten Donnerstag fand im „Haus des Kurgastes die Auftaktveranstaltung für das Projekt statt. Hierzu fanden sich rund 70 interessierte Zuhörer ein, die dann schnell mit eingebunden wurden.
Bürgermeister Dr. Tjark Goerges wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass es vor fünf Jahren bei der Erstellung des touristischen Leitbildes um den allgegenwärtigen Tourismus als die Einnahme- und Lebensquelle der Insel ging, beim Lebensraumkonzept gehe es nun um die innere Agena der Insel, also um die Menschen, die hier leben und arbeiten.
Alexander Seiz von der beauftragten Firma Kohl & Partner war auch beim touristischen Leitbild dabei. Jetzt ginge es um die Bürger, wobei man den Fremdenverkehr hierbei nicht ganz verdrängen kann, denn dazu sei die Insel zu tourismusintensiv, und zudem gehören die hier wohnenden Tourismusmitarbeiter auch dazu.
Seiz führte dann die geplanten Phasen des Projektes aus. An diesem Abend ging es um eine Bestandsaufnahme, es folgt eine Statusanalyse, gefolgt von einer Zukunftswerkstatt. Weitere Stationen sind der Konzeptentwurf und ein Redaktionsworkshop. Im September soll dann das Konzept fertig sein. Wie beim touristischen Leitbild sei es auch hier wichtig, so Seiz, dass die Bürger in allen Phasen aktiv mitwirken.
Zum Auftakt ging es nun um eine Bestandsaufnahme, welches von der Fachfirma Themen-Marktplatz genannt wurde. Jeder Teilnehmer bekam dazu zwei Pappzettel, wo er die Dinge vermerken sollte, die ihm besonders am Herzen liegen und die für das Leben als Bürger dieser Insel für ihn persönlich wichtig sind. So kamen rund 150 Zettel zusammen, die dann auf Tafeln nach Themen sortiert und gesammelt wurden.
Das Ergebnis überraschte nicht und brachte auch kaum neue Erkenntnisse: Mit großem Abstand stand das Thema bezahlbarer Wohnraum für Insulaner, Mitarbeiter und Senioren ganz weit vorne. Seiz hakte hier noch mal nach und eine Insulanerin brachte es auf den Punkt: „Das ist das Thema schlechthin. Niemand braucht sich Gedanken um mangelnde Sport- und Freizeitangebote machen, wenn er keinen Wohnraum hat.“ Seiz und auch Goerges regten an, dieses Thema noch mal gesondert zu behandeln.
Ein weiteres wichtiges Thema war das Angebot von Sport und Freizeitaktivitäten. Hier ergab die Diskussion unterschiedliche Standpunkte. Einerseits wurde das Fehlen von entsprechenden Angeboten genannt, auf der anderen Seite suchen viele Vereine händeringend aktive Mitglieder, damit es überhaupt weiter geht. Im engen Zusammenhang damit standen die Punkte „Wir-Gefühl“ und „Ehrenämter“.
Doch auch sonst gab es eine große Palette von Dingen, die die Bürger bewegen, sei es Betreuungsangebote für Kinder, Möglichkeiten, auf Juist im Alter leben zu können, Bildung und die Versorgung auf der Insel. Auch die Schiffsanbindung wurde mehrfach genannt, denn viele sind der Meinung, dass der Fahrplan sich nur nach den wirtschaftlichen Interessen eines Fährbetriebes, aber nicht an den Bedürfnissen der Bevölkerung, orientiert. Für andere stand im Vordergrund, dass es in den Wintermonaten nicht mal ein Kino auf der Insel gäbe, aber auch das fehlende Arbeitsamt sei ein großes Manko für die Insel. „Wir haben in jedem Fall eine breites Feld, dass es zu bearbeiten gilt“, so Alexander Seiz in seinem Schlusswort. Für Mitte Mai ist nun die nächste Phase, die Zukunfts-Werkstatt, geplant.
Unser Foto zeigt Alexander Seiz von der Firma Kohl & Partner vor den ausgewerteten Infotafeln.
JNN-FOTO: STEFAN ERDMANN