Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit Sitz in Bremen hat jetzt das Jahrbuch 2015 herausgegeben. Mit fast 130 Seiten ist das Buch dicker als in den Vorjahren, was darauf zurückzuführen ist, dass die Gesellschaft in diesem Jahr 150 Jahre besteht und zusätzlich einen großen Rückblick von der Gründung bis in die Neuzeit beinhaltet. Seit 1865 gibt es die DGzRS nun schon, und sie wird seitdem ausschließlich über Spenden finanziert.
Über alles Wissenswerte rund um die Arbeit der Seenotretter und den Ereignissen des abgelaufenen Jahres wird in dem Heft natürlich wieder berichtet. So hat die DGzRS im Vorjahr nicht nur 55 Menschen aus Seenot gerettet und 713 Personen aus drohender Gefahr befreit (immerhin 81.684 Menschen seit der Gründung), sondern auch 438 erkrankte oder verletzte Menschen von Schiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert. Diese Fahrten sind auch ein großes Einsatzgebiet für die hiesigen Rettungsstationen von Borkum bis Wangerooge.
Auch die zahlreichen Aktivitäten der Rettungsstationen in Ostfriesland sind angemessen vertreten. Insbesondere die Rettungsstation Juist, die mit ehrenamtlichen Rettungsmännern besetzt ist, ist diesmal sehr präsent. Immerhin entstanden auf Juist und Langeoog die ersten Rettungsstationen an der ostfriesischen Küste. So blickt man gleich beim Aufblättern in einen Fotobeitrag mit dem Titel "150 Jahre – 150 Gesichter". Hier ist neben einem großen Foto eines Rettungsmannes mit Südwester, Korkweste und Fernglas aus vergangener Zeit ein weiteres ganzseitiges Foto vom Rettungsmann Gerd Schwips als Kontrast mit moderner Rettungsausrüstung und Funkgerät zu sehen. Der Juister Schwips war viele Jahre als ehrenamtlicher Helfer auf Juist dabei, bevor er als hauptamtlicher Mitarbeiter bei der DGzRS einstieg. Zuerst war er auf der "Alfried Krupp" auf Borkum, heute ist er als zweiter Vormann auf dem Seenotkreuzer "Bernhard Gruben" auf Norderney tätig. Ein weiteres kleines Foto zeigt den Juister Rettungsmann Jochen Eicken. In der neuen Rubrik "Gestatten: die Seenotretter" wird neben Gerd Schwips mit Björn Westermann ein weiterer Juister Rettungsmann fast ganzseitig vorgestellt. Westermann taucht auch hinten im Heft noch mal bei der Vorstellung der neuen Internetseite der DGzRS auf (www.seenotretter.de), ebenso wird an anderer Stelle von der Übergabe eines Modells des Juister Rettungsbootes "Woltera" berichtet.
Im Rückblick auf 150 Jahre DGzRS ist ein Foto von "Norddeich Radio" zu sehen, auf der Gedenkseite für die Rettungsmänner, die im Einsatz ihr Leben verloren, findet sich auch Cassen Knigge (verstorben 27.02.1990) von der Rettungsstation Norderney wieder. Nach ihm wurde das heute in Norddeich befindliche Rettungsboot benannt. Auf weiteren zwei Seiten gedenkt man der Mitarbeiter, die im Vorjahr verstorben sind. In der Region waren dies Bernhard Aschmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter auf Norderney, und Rudolf Brinkmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter aus Aurich. Bei den "Auszeichnungen" wird über die Verleihung des Vormannsknopfes für über zehnjährige Tätigkeit als Vormann berichtet. Aus der Region erhielten diesem im Vorjahr die Vormänner Marcus Baar (Norddeich) und Gerriet Leiß (Langeoog).
Auch die Rettungsstation unserer Nachbarinsel Borkum ist in dem Heft sehr gut vertreten, insbesondere im Rückblick auf die abgelaufenen 150 Jahre. So wird auf die Rolle des Emder Oberzollinspektors Georg Breusing bei der Gründung der Gesellschaft eingegangen, es gibt ein altes Foto von der Rettungsstation Borkum-Süd, wo mit Pferden das Ruderrettungsboot "Otto Hass" herausgezogen wird. Ein weiteres Bild zeigt das alte Rettungsboot "Borkum" in Fahrt. Die Wichtigkeit der am westlichsten gelegenen Station der DGzRS wird auch auf einer ganzen Seite aus dem Jahr 1957 unterstrichen, als nach dem Versuchsrettungskreuzer "Bremen" der erste Seenotkreuzer mit Tochterboot, die "Theodor Heuss" für die Station Borkum in Dienst gestellt wird. Hier findet sich auch ein Foto mit dem damaligen Bundespräsidenten und Namensgeber und Vormann Wilhelm Eilers (Hat auch wieder etwas mit Juist zu tun, denn Vormann Eilers stammt von hier). Auch die Weiterentwicklung hin zur "Georg Breusing"-Klasse wird erwähnt, hier stehen natürlich die tragischen Ereignisse rund um das Schwesterschiff "Adolph Bermpohl" im Februar 1967 vor Helgoland im Vordergrund.
Auf der Seite, wo man der Seenotretter gedenkt, die im Einsatz ihr Leben verloren, kann man zudem sehen, dass keine andere Rettungsstation so viele Verluste zu beklagen hatte wie Borkum. Mit Hans Lüken, Abelius Meyenburg, Friedrich Ohlsen, Anton Nolting, Karl Eltze, Willi Glockmann (alle am 28.11.1940), sowie Bernhard Gruben und Theo Fischer (beide 01.01.1995) hat Borkum acht Opfer zu beklagen. Auf die Unglücksfahrt der "Alfried Krupp" am Neujahrstag 1995 geht man in dem Rückblick selbstverständlich ebenfalls ein.
Es gibt auch Informationen über einige der zahlreichen Einsätze zwischen Borkum und Ueckermünde, dem Einsatzgebiet der DGzRS. Aus der Region wird hier über einen Krankentransport des Seenotkreuzers "Alfried Krupp" (Borkum) von Bord des neuen Meyer-Schiffes "Quantum of the Seas" im September 2014 berichtet. Breiten Raum nimmt auch ein besonderer Einsatz der Freiwilligen-Station Wangerooge ein, wo die Rettungsmänner der "Wilma Sikorski" quasi in letzter Minute einen gekenterten Segler fanden und retten konnten.
Mitglieder und Förderer der DGzRS erhalten das Jahrbuch zugesandt, andere Interessierte können sich an die jeweiligen Ortsvertretungen und Rettungsstationen wenden, wo sie das Heft gegen eine kleine Spende erhalten. Eine große Jubiläumsfeier mit Schiffsparaden, Schiffstaufe, Open Ships und weiteren Höhepunkte gibt es am 30. und 31. Mai in Bremen und Bremerhaven.
Zum Foto:
Die Entwicklung der modernen Seenotrettungskreuzer der "Theodor Heuss"-Klasse (4 Schiffe) und der Weiterentwicklung zur größeren "Georg Breusing"-Klasse (3 Schiffe) waren ein Meilenstein in der 150jährigen Geschichte der DGzRS. Unser Archivfoto zeigt die "Georg Breusing" einsatzbereit auf ihrem Liegeplatz im Borkumer Schutzhafen. Das Foto entstand am 06. August 1972. Heute liegt "Die Breusing" als Museumsschiff in Emden.
Auf der anderen Seite des Steges sieht man übrigens vorne das ehemalige Juister Ausflugsschiff "Ostfriesland". Über dem Tochterboot des Seenotkreuzers lässt sich ein weiteres Schiff erkennen, hierbei handelt es sich um das Norderneyer Ausflugsschiff "La Paloma" Sie löste drei Jahre später die "Ostfriesland" ab und heißt heute "Wappen von Juist".
JNN-ARCHIVFOTO: STEFAN ERDMANN