Trotz leichter Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage bleibt das Konsumklima in Deutschland stabil. Davon profitieren auch die Tourismusbetriebe, wie die aktuelle Saisonumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern zeigt. Die Mehrheit der Befragten aus Niedersachsen (88 Prozent der Gastgewerbebetriebe und 94 Prozent der Reisebüros und -veranstalter) berichten über gute oder befriedigende Geschäfte im vergangenen Halbjahr. Für die laufende Wintersaison erwartet die Mehrheit allerdings kein Wachstum, hofft aber zumindest auf ein Erreichen des Vorjahresniveaus.
"Die Ursache für die vorsichtige Zukunftseinschätzung ist nicht nur die allgemeine Wirtschaftslage. Die Tourismusbranche ist außerdem vielen weiteren Risikofaktoren ausgesetzt. Besonders steigende Arbeitskosten bei gleichzeitig wachsenden Energie- und Rohstoffpreisen machen den Unternehmen zu schaffen", so Martin Exner, tourismuspolitischer Sprecher des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK). 58 Prozent der Gastgewerbetreibenden sehen laut Umfrage die Entwicklung der Arbeitskosten als Unsicherheitsfaktor. Der gesetzliche Mindestlohn ab 2015, der z. B. auch für Ungelernte, Aushilfen und Saisonkräfte gilt, wirft hier seine Schatten voraus. "Das Problem sind nicht allein die 8,50 Euro", erläutert Exner dazu. "Die damit zusammenhängenden Dokumentationspflichten verkomplizieren die Arbeitsabläufe und binden Arbeitszeit. Im Übrigen können sich auch Preissteigerungen bei Zulieferern und Vertragspartnern ergeben."
Gleichzeitig werde es im Tourismus immer schwerer, das passende Personal zu finden und an sich zu binden. "Fast jeder zweite Gastgewerbebetrieb kann schon jetzt offene Stellen längerfristig nicht besetzen", berichtet Exner. Das Problem habe sich im Vergleich zum Vorjahr bereits deutlich verschärft (von 38 Prozent im Herbst 2013 auf jetzt 44 Prozent). Besonders geeignete Bewerber mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung würden immer mehr zur Mangelware. Bei den Reisebüros und –veranstaltern habe zwar momentan nur jeder fünfte Betrieb längerfristig unbesetzte Stellen; auf lange Sicht rechnen aber auch hier 41 Prozent mit Problemen durch Fachkräftemangel. Um Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken, wollen Gastgewerbebetriebe vor allem die Arbeitgeberattraktivität steigern. Auch der Einsatz von Fachkräften aus dem Ausland komme für fast jeden zweiten in Frage. Bei den Reisebüros und -veranstaltern stehe mehr eigene Ausbildung an erster Stelle. In beiden Branchenzweigen wolle man außerdem an einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf arbeiten.
Weitere Ergebnisse stehen unter www.n-ihk.de zum Download zur Verfügung. Für die Saisonumfrage wurden insgesamt 652 Antworten von Unternehmen aus Niedersachsen ausgewertet. Die Befragung lief im Oktober 2014.
TEXTQUELLE: PRESSEMITTEILUNG IHK NIEDERSACHSEN
JNN-ARCHIVFOTO: STEFAN ERDMANN