Die Serviceleistungen Zimmernachweis und Zimmervermittlung werden für viele Juister Vermietbetriebe ab dem kommenden Jahr teurer. Die Verwaltung hat zusammen mit dem neuen Rat ein entsprechendes Gebührenmodell erarbeitet, dass auf der Vermieterversammlung am Montagmorgen im Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule" vorgestellt wurde. Trotz der ungünstigen Tageszeit und der schlechten Witterung fanden sich rund dreißig interessierte Vermieter ein, die zu allem Überfluss noch in einem eiskalten und ungeheizten Versammlungsraum sitzen mussten.
Bürgermeister Dietmar Patron, Marketingleiter Thomas Vodde und Kurverwaltungsmitarbeiterin Martina Poppinga stellten die Änderungen vor und standen den Anwesenden Rede und Antwort. Patron berichtete davon, dass der neue Rat einen großen Handlungsbedarf sehe, die Bereiche in der Kurverwaltung zu optimieren und so Kosten zu sparen. Dennoch würde der Eigenbetrieb Kurverwaltung immer mit einem Defizit arbeiten, da er als Servicegeber für Gäste und Vermieter unverzichtbare Aufgaben habe. Man wolle die Bereiche Servicestellen/TöwerCard, Zimmernachweis und -vermittlung zukünftig zusammen führen, d. h. die Mitarbeiter dort würden in allen drei Bereichen eingesetzt. Trotzdem sollen zur Wirtschaftsberechnung die Kosten für die einzelnen Bereiche separat erfasst werden. Der Bäderausschuss soll dann vierteljährlich über die aktuellen Zahlen informiert werden. Bis zum 30. April nächsten Jahres soll ein Konzept zur Optimierung der Tätigkeitsfelder vorgelegt werden. Zu diesem Termin soll auch dem Gemeinderat die aktuelle Bettenzahl, die als Berechungsgrundlage für den Zimmernachweis dient, mitgeteilt werden.
Die neuen Gebühren treten indes bereits ab 1. Januar 2012 in Kraft, teilte Martina Poppinga mit. Nachdem es im Bereich Zimmernachweis bisher unterschiedliche Modelle und Preise gab, will man zukünftig eine einmalige Teilnahmegebühr von 27,60 Euro (plus MWST) pro Bett und Jahr nehmen. Dafür werden die bisherigen zusätzlichen Beträge wie Internet- oder Nennungsgebühr entfallen. Auf der Vermieterversammlung wurde nicht erwähnt, dass Vermieter, die nicht mindestens mit einem Tabelleneintrag im aktuellen Katalogverzeichnis gelistet sind, einen Zuschlag von 25 Prozent auf diese Summe zu zahlen haben. So sieht es indes der Beschlussvorschlag vor, über den der Bäderausschuss am Dienstagabend berät.
Im Bereich Zimmervermittlung wird es ab 2012 ausschließlich Direktbuchungen geben. Thomas Vodde wies darauf hin, dass dieses nicht bedeute, dass es sich nun ausschließlich um Online-Buchungen handeln würde. Auch über die Mitarbeiter/innen der Kurverwaltung könne der Gast direkt buchen, entfallen würde aber die bisherige Rückfrage beim Vermieter, ob die von ihm frei gemeldete Unterkunft auch tatsächlich zur Verfügung steht. Bei den Online-Buchungen hätten bisher nur acht Betriebe mitgemacht; Vodde bat die Vermieter darum, hierfür zukünftig einen Teil ihrer Betten zur Verfügung zu stellen, denn gerade in diesem Bereich sei eine starke Zunahme zu erwarten. Die Kurverwaltung selbst habe reagiert und biete jetzt einen verbesserten WebClient an, in dem sich die Vermietbetriebe präsentieren und auch selbst Veränderungen und Einstellungen (z. B. aktuelle Texte oder Fotos) vornehmen können.
Der Provisionssatz im Bereich Zimmervermittlung betrage zukünftig 10 Prozent (incl. MWST), klassifizierte Betriebe bräuchten nur 8 Prozent entrichten, während Vermieter, die nicht mindestens mit einem Tabelleneintrag im Katalog inserieren, mit 13 Prozent zur Kasse gebeten werden.
Zwar meinte die Verwaltung, für einige Vermieter würde es nach der neuen Gebührenordnung billiger werden, diese waren aber wohl nicht unter den Zuschauern. "Bei mir wird es gewaltig teurer", stellte der Besitzer einer mittelgroßen Pension schnell fest. Auch die frühere Ratsfrau Hanne-Gret Fleßner, die einige Ferienwohnungen hat, sah für sich eine Gebührenerhöhung von 100 Prozent. Sie forderte, dass eine klare Kostenrechnung vorgelegt werden müsse. Außerdem wollte sie wissen, wo denn nun tatsächlich gespart werde.
Zwar würde das Konzept derzeit erst erstellt, doch schon jetzt sei abzusehen, dass am ab April kommenden Jahres 39 Stunden pro Woche im Bereich Zimmervermittlung einsparen werden. Hier sei eine Umverteilung gut möglich, denn im Bereich Servicestellen seien Stellen vakant. Patron wies darauf hin, dass gerade der Bereich Servicestellen/TöwerCard sehr kostenintensiv sei. Deshalb würde man am Hafen im Bereich der Schiffsabfertigung/Kontrolle aus Kostengründen schon jetzt viel mit Praktikanten, Rentnern oder Mitarbeitern auf 400 Euro-Basis arbeiten. Wenn er indes alle Kosten zusammen hätte, sei er gerne bereit, hierüber öffentlich zu berichten.
Auch bei dem Angebot der Pauschalreisen sieht die Verwaltung ein Defizit, da dieses sehr aufwändig sei. In 2012 wird es diese Angebote noch geben, da sie ja bereits auf dem Markt angeboten werden, ob man aber in 2013 noch eine Gesundheitswoche oder ähnliche Pauschalen anbieten könne, stellte Patron infrage. Hotelier Rainer-Hilmar Jacobs sprach davon, dass gerade die Gesundheitswoche ein tolles Angebot und eine gute Werbung für die Insel sei, man solle versuchen, sie weiterzuführen, eventuell ausschließlich als ein Online zu buchendes Angebot.
Die bisher abgeschlossenen Verträge für den Zimmernachweis und/oder Zimmervermittlung laufen zum Jahresende aus. Am 6. Dezember muss er Bäderausschuss die neue Gebührenordnung behandeln, am 15. Dezember entscheidet dann der Rat. Martina Poppinga: "Wenn der Rat zugestimmt hat, dann können ab 16. Dezember neue Verträge erstellt werden."
Der Bürgermeister teilt zugleich mit, dass die "Juister Inselpost", das wöchentliche Informationsblatt der Gemeinde- und Kurverwaltung, weiterhin auf dem Postwege verteilt würde. Man habe eine Umfrage gestartet und andere Alternativen (direkte Abholung im Rathaus, Verbreitung über Internet usw.) erwogen, von den insgesamt mehr als 160 Rückmeldungen sprach sich aber die Mehrheit für eine Beibehaltung der jetzigen Verteilung aus.
Ebenso habe man auf die Anregung zahlreicher Juister reagiert, die sich über das Aussehen des Weihnachtsbaumes auf dem Kurplatz beschwert hatten. Patron gab zu, dass dieser in der Tat durch die stürmischen Tage sehr zerrupft aussehe. Die Mitarbeiter vom Bauhof würden ihn Anfang der Woche noch mal richten und auch noch zusätzliche Lichterketten anbringen.
Eine besondere und bisher sicher einmalige Art des Empfehlungsmarketing hat sich die Kurverwaltung zu Weihnachten einfallen lassen. Gäste können einen Text mit Weihnachts- und Neujahrsgrüße für ihre Lieben an die Kurverwaltung geben, dieser darf indes nicht länger als eine Minute gehen. Sie werden dann von der als Weihnachtsmann (oder in diesem Fall Weihnachtsfrau) verkleideten Uta Jentjens, die auch für den Juist-Blog bei der Kurverwaltung verantwortlich zeichnet, im Strandkorb vorne im Rathaus vorgelesen, aufgezeichnet und beim Internetfilmanbieter "You tube" eingestellt. Die Gäste erhalten dann den entsprechenden Link, den sie an die Gegrüßten und andere Freunde und Bekannte weitergeben können. Ebenso können sie diese Filmchen dann selbst auf anderen Netzwerken wie etwa "Facebook" einstellen. "Natürlich wird dabei der Name Juist immer irgendwie in Wort und Bild mit auftauchen", so Marketingleiter Thomas Vodde.